Krisen & Konflikte Pakistanischer Minister setzt Kopfgeld auf Schmähvideo-Macher aus
Ein Mitglied der pakistanischen Regierung hat 100.000 Dollar Kopfgeld auf den Macher des in den USA produzierten Mohammed-Schmähvideos ausgesetzt. Wie die pakistanische Zeitung "Dawn" online berichtete, versprach Eisenbahnminister Ghulam Ahmad Bilour demjenigen das Geld, der den Verantwortlichen für die "Gotteslästerung" umbringt. Er rief die radikalislamischen Taliban und die Terrororganisation Al-Kaida auf, ihn bei der "noblen Sache" zu unterstützten.
Ihm sei klar, dass es eine Straftat sei, Menschen zum Mord aufzurufen, sagte der Minister dem Bericht zufolge. Es gebe aber keinen anderen Weg, "Gotteslästerern" Furcht einzuflößen.
Pakistans Premier Raja Pervez Ashraf und die Partei des Ministers distanzierten sich von dem Mord-Aufruf. Auch Bilours Partei, die eigentlich moderate Awami National-Partei (ANP), nahm Abstand: "Das ist eine persönliche Äußerung, die nicht der Parteilinie entspricht, sagte ANP-Sprecher Zahid Khan.
Die ANP regiert die nordwestpakistanische Provinz Khyber-Pakhtunkhwa und koaliert auf nationaler Ebene mit der Pakistanischen Volkspartei (PPP) von Premier Ashraf. Wie ein Sprecher des Premiers mitteilte, würden Regierung und ANP-Spitze über das weitere Vorgehen beraten. Disziplinarische Schritte gegen Minister Bilour seien nicht ausgeschlossen. Vorerst bleibe er jedoch im Amt.
Gewaltsame Proteste in der islamischen Welt
Seit eineinhalb Wochen kommt es in vielen islamischen Ländern wegen des Videos zu teils gewaltsamen antiwestlichen Demonstrationen. Zusätzlich sorgte der Abdruck von neuen Mohammed-Karikaturen in einem französischen Satire-Magazin für Empörung. In Pakistan waren am Freitag Großdemos außer Kontrolle geraten, mindestens 23 Menschen starben, Zeitungen sprachen zudem von über 200 Verletzten.
Ausschnitte des in den USA von Privatleuten gedrehten Hetzvideos «Unschuld der Muslime» waren über die Internetplattform YouTube um die Welt gegangen. Der Film stellt den islamischen Propheten Mohammed als vertrottelten, lüsternen Bösewicht und Kinderschänder dar.
Als Drahtzieher gilt ein 55-Jähriger aus Kalifornien, eine dunkle Figur mit kriminellem Hintergrund. Laut "New York Times" wurde der Film im Sommer 2011 in der Nähe von Los Angeles gedreht. Welche Rolle der koptische Christ und Islamhasser bei der Produktion gespielt hat, ist allerdings noch unklar - einige US-Medien bezeichnen ihn als Filmemacher, andere als Drahtzieher hinter dem Streifen.
Am vergangenen Wochenende hatte die US-Bundespolizei FBI den Verdächtigen zum Verhör abgeholt. Er konnte das Revier aber nach mehreren Stunden wieder verlassen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach sich gegen die Veröffentlichung solcher Karikaturen aus. Zur Freiheit gehöre immer auch Verantwortung, sagte der FDP-Politiker der "Welt am Sonntag". "Manchmal lautet die Frage nicht, ob man etwas tun darf. Sondern ob man etwas tun sollte."
Meinungsfreiheit umfasse nicht das Recht, Andersgläubige oder Andersdenkende zu beleidigen und damit absichtsvoll den öffentlichen Frieden zu stören. "Das gilt übrigens nicht nur für die unerträgliche Darstellung des Propheten als Kinderschänder, sondern auch für den Umgang mit Jahwe oder Jesus Christus", sagte Westerwelle.
Er schloss nicht aus, dass die anhaltenden gewaltsamen Massenproteste in der islamischen Welt gegen die Beleidigung des Propheten Mohammed ein Fall für den UN-Sicherheitsrat werden. "Das kommt darauf an, ob die Lage weiter eskaliert", sagte Westerwelle.
Generalstreik in Bangladesch
In Deutschland gingen am Samstag den zweiten Tag in Folge Muslime gegen die Verunglimpfung des Propheten auf die Straße, in Dortmund 1500 Menschen. In Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Die Kundgebungen verliefen friedlich.
In Pakistan, wo bei gewaltsamen Protesten nach den Freitagsgebeten mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen waren, herrschte erhöhte Alarmbereitschaft. In Bangladesch protestieren islamistische Gruppen am Sonntag gegen den islamfeindlichen Schmähfilm. Schulen und Geschäfte bleiben geschlossen und der öffentliche Nahverkehr ist zum Erliegen gekommen. Tausende Sicherheitskräfte patrouillieren in der Hauptstadt Dhaka.