Auch Panzer an der Grenze Israel greift offenbar in Syrien ein – und fliegt Angriffe
Es gibt offenbar einen weiteren Akteur in der komplexen Lage in Syrien. Nun greift wohl auch Israel ein – mit Jets und Panzern.
Das israelische Militär fliegt offenbar Angriffe auf Ziele in Syrien. Insbesondere Chemiewaffenfabriken und Militärstandorte sollen angegriffen werden, um zu verhindern, dass Waffen in die Hände der islamistischen Rebellen fallen, berichtet die "Jerusalem Post". Auch Ziele in Damaskus soll das israelische Militär angegriffen haben.
Welche Ziele Israel angreift
Aus Sicherheitskreisen im Libanon und in Syrien heißt es, mutmaßlich israelische Angriffe hätten das Viertel Masseh in der syrischen Hauptstadt Damaskus getroffen. Auch syrische Armeestellungen nahe der Hauptstadt Damaskus soll Israel angegriffen haben. Ziele seien unter anderem Waffenlager der syrischen Armee gewesen, teilte am Sonntag die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ein israelischer Armeesprecher wollte die Berichte nicht kommentieren.
Nach Aussagen von zwei Personen aus regionalen Sicherheitskreisen haben mutmaßlich israelische Kampfflugzeuge auch den Luftwaffenstützpunkt Chalchala in Südsyrien bombardiert. Die syrische Armee habe in der Nacht die Airbase verlassen. Mindestens sechs Einschläge hätten den Stützpunkt, in dem die syrische Armee einen großen Vorrat an Raketen und Flugkörpern gelagert habe, getroffen, sagten die Personen. Mit dem Angriff sollte offenbar verhindert werden, dass diese Waffen in die Hände radikaler Gruppen fallen, sagte einer der Insider.
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Assads Giftgasangriffe
Der ehemalige syrische Herrscher Baschar al-Assad hat in der Vergangenheit immer wieder Chemiewaffen wie Giftgas eingesetzt, auch gegen sein eigenes Volk. Frankreichs Justiz hatte vor einem Jahr im Zusammenhang mit Giftgasangriffen einen Haftbefehl gegen Assad erlassen. Konkret ging es um schwere Giftgasangriffe in der Region Ost-Ghuta nahe Damaskus im August 2013. Bei einem Angriff mit dem Nervengas Sarin waren dort Hunderte Menschen getötet worden. Menschenrechtsorganisationen sprechen von mehr als 1.000 Todesopfern.
Die Regierung von Assad stimmte kurz darauf nach internationalem Druck zu, ihre Chemiewaffen zu vernichten. Dennoch kam es auch später mehrfach zu zahlreichen Angriffen mit Giftgas, für die UN-Vermittler die Regierung verantwortlich machen.
Zwar war Israel mit dem Assad-Regime verfeindet, doch auch ein gefülltes Waffenarsenal der vorrückenden Islamisten ist laut des Berichts nicht im Interesse des Staates.
Darüber hinaus hat die israelische Armee Streitkräfte und Panzer in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen verlegt. Der Schritt sei "in Übereinstimmung mit der Lageeinschätzung nach den jüngsten Ereignissen in Syrien" erfolgt, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Ziel sei es, "die Sicherheit der Ortschaften auf den Golanhöhen und der Bürger Israels zu gewährleisten", hieß es weiter.
Die Israelische Armee betonte allerdings, sich mit den Bodentruppen nicht in die internen Ereignisse in Syrien einzumischen. Das Militär werde so lange in der Pufferzone verbleiben, wie dies für die Sicherheit Israels und seiner Bürger notwendig sei.
Netanjahu beansprucht Assads Sturz
Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 hat die israelische Armee zahlreiche Luftangriffe auf Ziele in Syrien, Libanon und im Iran geflogen. Auch deshalb sei nun Baschar al-Assad gestürzt, erklärte Benjamin Netanjahu. Der israelische Ministerpräsident hat die Niederlage von Assad als "historischen Tag" bezeichnet. Dieser sei Folge der Militärschläge Israels.
Bei einem Besuch in dem Gebiet nahe der Grenze zu Syrien sagte er, er habe den israelischen Streitkräften befohlen, Gebiete in der dortigen Pufferzone einzunehmen, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten. "Wir werden nicht zulassen, dass sich eine feindliche Kraft an unserer Grenze niederlässt".
- jpost.com: "IDF strikes Syrian chemical weapons factory, places tanks at buffer zone" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa