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Reaktionen auf Weltklimabericht: Boris Johnson sieht "Weckruf für die Welt"


Reaktionen zum Weltklimabericht
Luisa Neubauer: "Die Welt steht auf der Kippe"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 09.08.2021Lesedauer: 5 Min.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer: "Wir können noch immer die schlimmsten Katastrophen verhindern" (Archivfoto).Vergrößern des Bildes
Klimaaktivistin Luisa Neubauer: "Wir können noch immer die schlimmsten Katastrophen verhindern" (Archivfoto). (Quelle: Imago/Chromorange)

Am Montag hat der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) einen neuen Bericht über die drastischen Folgen des Klimawandels veröffentlicht. So reagieren jetzt Politiker und Aktivisten.

Der Weltklimarat IPCC warnt im ersten Teil seines neuen Sachstandsberichts vor einer deutlich rascheren globalen Erwärmung als bislang angenommen. Die Erde werde sich bei der derzeitigen Entwicklung bereits gegen 2030 um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmen – und damit zehn Jahre früher als noch 2018 prognostiziert, heißt es in dem am Montag in Genf veröffentlichten Bericht. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Erderwärmung sei dabei "eindeutig" durch den Menschen verursacht. Darauf reagieren jetzt auch Politik und Zivilgesellschaft.

Schulze: "Der Planet schwebt in Lebensgefahr"

Bundesumweltministerin Svenja Schulze wertet den jüngsten Bericht des Weltklimarats (IPCC) als Mahnung zum schnellen Handeln. "Der Planet schwebt in Lebensgefahr", erklärte die SPD-Politikerin am Montag in Berlin. "Der Klimawandel ist kein Zukunftsszenario, er ist Realität."

Man könne sich nur bestmöglich vorbereiten: "Das erleben wir auch bei uns in Deutschland: katastrophale Überschwemmungen nach Starkregen im Juli, anhaltende Dürre in den vergangenen Jahren." Auch die Hitzewellen mit Waldbränden in Nordamerika, Sibirien sowie in Griechenland und der Türkei zeigten dies.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, Deutschland werde nochmals spürbarer in Wissenschaft und Forschung investieren. "Deutschland soll das Zentrum für die Entwicklung von klimafreundlichen Technologien werden."

Britischer Premierminister fordert sofortiges Handeln

Großbritannien als Gastgeber der nächsten Klimakonferenz hat angesichts der alarmierenden Ergebnisse des Sachstandsberichts des Weltklimarates (IPCC) zu sofortigem Handeln aufgerufen. Er hoffe, dass "der heutige IPCC-Bericht ein Weckruf für die Welt sein wird, jetzt zu handeln, bevor wir uns im November in Glasgow zum entscheidenden COP26-Gipfel treffen werden", erklärte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag nach Veröffentlichung des Berichts.

Es sei klar, "dass die nächste Dekade entscheidend für die Sicherung der Zukunft unseres Planeten sein wird", mahnte Johnson. Dass die Erde sich bei der derzeitigen Entwicklung bereits gegen 2030 um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmen werde und damit früher als bislang prognostiziert, sei eine "harte Warnung von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt, dass das menschliche Handeln den Planeten in einer alarmierenden Geschwindigkeit beschädigt", fügte der britische Premier hinzu.

Klimaaktivistin Thunberg: "enthält keine wirklichen Überraschungen"

Die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg ist von den im neuen Bericht formulierten Erkenntnissen nicht überrascht. "Der neue IPCC-Bericht enthält keine wirklichen Überraschungen. Er bestätigt, was wir schon aus Tausenden vorherigen Studien und Berichten wissen – dass wir uns in einem Notfall befinden", schrieb die Schwedin am Montagvormittag auf Twitter und Instagram. Es handele sich um eine solide, aber vorsichtige Zusammenfassung des derzeitigen Wissensstands.

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"Es liegt an uns, mutig zu sein und basierend auf den in diesen Berichten bereitgestellten wissenschaftlichen Erkenntnissen Entscheidungen zu treffen", schrieb Thunberg weiter. Noch könnten die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermieden werden, ergänzte die 18-Jährige. "Aber nicht, wenn wir weitermachen wie heute, und nicht, ohne die Krise wie eine Krise zu behandeln."

Klimaaktivistin Neubauer: "Die Welt steht auf der Kippe"

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat die Politik angesichts des neuen Berichts des Weltklimarats aufgefordert, das fossile Zeitalter schnell und radikal zu beenden. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag: "Es ist ein Menschheitsmoment. Der Weltklimarat ist deutlich: Wir können noch immer die schlimmsten Katastrophen verhindern und das Klima langfristig bei etwa 1,5 Grad stabilisieren."

Regierungen müssten mit dem verantwortungslosen Befeuern der Klimakrise aufhören, und schnell und radikal das fossile Zeitalter beenden, sagte die prominente Fridays-for-Future-Aktivistin. "Das wird nur passieren, wenn Menschen überall Druck aufbauen", sagte Neubauer. "Wir müssen jetzt mutig sein, die Welt steht auf der Kippe."

Carla Reemtsma, ebenfalls von Fridays for Future, hatte der dpa vor Kurzem gesagt, keines der Programme der etablierten Parteien für die Bundestagswahl Ende September reiche aus, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten und einen gerechten Beitrag Deutschlands dazu zu leisten.

"Wir müssen aufhören, fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas zu subventionieren. Wir müssen sofort raus aus neuen fossilen Projekten: keine neuen Pipelines, keine neuen Gaskraftwerke, keine neuen Autobahnen, Kohleausstieg bis spätestens 2030." Der Kohleausstieg in Deutschland ist bisher bis spätestens 2038 geplant.

Greenpeace: Regierungen bewegen sich "im Schneckentempo"

Die Umweltorganisation Greenpeace hat Regierungen und Unternehmen ein zu zögerliches Handeln beim Klimaschutz vorgeworfen. "Das Schockierende dieses Berichts ist, dass alles Alarmierende darin abzusehen war – und doch bewegen sich Regierungen und Konzerne beim Klimaschutz noch immer im Schneckentempo", erklärte Greenpeace-Klimaexperte Christoph Thies am Montag. Der Bericht zusammen mit den jüngsten Bildern von Bränden und Fluten müsse "die Politik aufrütteln", mahnte er.

Thies nannte es "eine enorme gesellschaftliche Herausforderung", die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. "Aber die Folgen einer ungebremsten Klimakrise konfrontieren die Welt mit ungleich größeren Herausforderungen, die die Ärmeren zuerst treffen." Als Beispiele nannte Thies immer mehr Brände, häufigere Überflutungen und Dürren – diese würden Menschenleben kosten, Natur- und Lebensräume zerstören und wirtschaftliche Schäden verursachen.

"Jede Regierung, auch die kommende deutsche Bundesregierung, muss den Verbrauch fossiler Energien so schnell wie möglich stoppen und Wälder, Moore und Ozeane als natürliche CO2-Senken schützen", appellierte der Greenpeace-Experte mit Blick auf die Bundestagswahl im September.

Klima-Allianz: "mehr Kompetenz beim Klimaschutz"

Die Klima-Allianz Deutschland hat die kommende Bundesregierung angesichts des neuen Berichts des Weltklimarats zu einem "hohen Tempo" beim Klimaschutz aufgefordert. Der neue Bericht führe schonungslos vor Augen, dass sich die Klimakrise immer schneller verschärfe, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer der Klima-Allianz, Malte Hentschke-Kemper, am Montag. "Die Klimakrise ist bereits da und fordert dringend entschiedenes politisches Handeln."

Um den globalen Temperaturanstieg zu bremsen, müssten in allen Sektoren massiv die Emissionen sinken. "Jedes Zehntelgrad verhinderte Erderhitzung zählt. Um dies zu erreichen, brauchen wir mehr Kompetenz beim Klimaschutz", so Hentschke-Kemper. Die technischen und ökonomischen Möglichkeiten für wirksame Maßnahmen seien vorhanden, es fehle der politische Wille, sie umzusetzen. "Jetzt braucht es im Bundestagswahlkampf einen sachlichen Wettstreit um das beste Gesamtkonzept. Die neue Bundesregierung wird beim Klimaschutz mit hohem Tempo arbeiten müssen." Die Klima-Allianz Deutschland ist ein Bündnis für den Klimaschutz mit rund 140 Mitgliedsorganisationen.

Linke-Vorsitzende Henning-Wellsow: "Nur radikale Klimapolitik ist realistische Klimapolitik"

Die Linke-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow fordert nach Veröffentlichung des IPCC-Berichts rasche Konsequenzen. "Nur wenn wir jetzt handeln, bleibt das Ausmaß des Klimawandels mit seinen Folgen realistischerweise beherrschbar", sagte sie der "Welt" (Dienstagsausgabe). "Mit diesem Ziel vor Augen gilt: Nur radikale Klimapolitik ist realistische Klimapolitik."

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Radikale Klimapolitik erfordere einen umfassenden Umbau der Produktion und der Energieerzeugung sowie flankierende Maßnahmen, die die Menschen dabei sicher mitnehmen, führte Hennig-Wellsow aus. "Die Finanzierung des Umbaus muss von den Starken geschultert werden. Realistische Klimapolitik muss sozial gerecht sein."

Angesichts der neuen Daten und Informationen müsse "auch der letzte Konservative" verstehen: "Wir können nicht länger auf den Markt warten. Wir müssen jetzt die Klimawende schaffen." Unter anderem müssten die öffentlichen Verkehrsmittel massiv ausgebaut werden, forderte Hennig-Wellsow. Die Kohleverstromung in Deutschland müsse bereits 2035 und nicht wie bisher geplant 2038 enden. Alle Ministerinnen und Minister müssten sich jetzt "auf den Hosenboden setzen und tun, was immer sinnvoll möglich ist", forderte die Linke-Vorsitzende weiter. Die bevorstehende Bundestagswahl und die Sommerpause dürften keine Ausrede dafür sein, das jetzt Mögliche nicht schon zu tun.

Und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge schrieb auf Twitter: "Alle Erwachsenen in diesem Land müssen sich fragen, wie wir unseren Kindern noch in die Augen schauen können …".

Die wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion fügt hinzu: "Wir wissen alles seit Jahren, wir hatten alle Möglichkeiten, um das abzuwenden, wir haben sie immer noch, um Schlimmeres zu verhindern."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Recherche auf Twitter
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