Im Hochsicherheitsgefängnis Erster Familienbesuch seit Monaten für Wikileaks-Gründer Assange
Seit zwei Jahren sitzt Julian Assange im britischen Gefängnis Belmarsh. Nun durfte er erstmals seit Monaten seine Verlobte und die beiden kleinen Söhne empfangen. Sie hoffen auf US-Präsident Biden.
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh zum ersten Mal seit acht Monaten Besuch von seiner Verlobten und seinen beiden kleinen Söhnen erhalten. Die 38-jährige Stella Morris sagte nach dem Besuch am Samstag, Assanges Situation sei "vollkommen unerträglich und grotesk". "Es kann so nicht weitergehen", sagte Morris. Assange quäle sich, die Haft treibe ihn in eine "tiefe Depression und in Verzweiflung".
Der 49-jährige Assange sitzt seit mehr als zwei Jahren in dem Hochsicherheitsgefängnis im Süden Londons. Er war im April 2019 in Großbritannien verhaftet worden, nachdem er sich zuvor sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt hatte. Assange ist in den USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und wegen Spionage angeklagt. Bei einer Verurteilung würden ihm dort bis zu 175 Jahre Haft drohen.
Moris hofft nun auf die neue US-Regierung unter Präsident Joe Biden. Die habe Anzeichen erkennen lassen, dass sie sich der Meinungsfreiheit verpflichtet fühle, so Moris: "Der einzig logische Schritt wäre, diese gesamte Strafverfolgung fallen zu lassen (...)".
Gericht lehnte Auslieferung ab
Im Januar hatte ein Gericht in London hat einen Auslieferungsantrag der USA für Assange abgelehnt. Die Richterin begründete ihre Entscheidung mit der psychischen Verfassung des Australiers und den strikten Haftbedingungen, die ihn bei einem Prozess in den USA erwarten würden. Es bestehe das "beträchtliche" Risiko, dass Assange sich in US-Haft das Leben nehmen würde, erklärte sie. Weil die US-Regierung Berufung gegen das Urteil einlegte, kam Assange vorerst aber nicht auf freien Fuß.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt, die ihr von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren. Die Dokumente enthielten brisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.
Im April 2020 wurde bekannt, dass der Wikileaks-Gründer während seines Asyls in der Botschaft von Ecuador zwei Mal heimlich Vater wurde. Morris, die Mutter der zum damaligen Zeitpunkt zwei und vier Jahre alten Jungen, hatte zuvor als Anwältin für Assange gearbeitet.
- Nachrichtenagentur AFP