Ausstieg vom Ausstieg Belgien will Atomkraft ausbauen
Belgiens neue Regierung will das geplante Atom-Aus aussetzen. Statt des geplanten Aus, sollen sogar neue Kraftwerke ans Netz kommen.
Die neue belgische Regierung unter Rechtsnationalist Bart De Wever hat den Ausbau der Atomkraft angekündigt. Das 2003 unter Beteiligung der Grünen beschlossene Ausstiegsgesetz sei "überholt", sagte De Wever bei seiner Regierungserklärung am Dienstag, einen Tag nach seinem Amtsantritt. Demnach sollen die Laufzeiten der bereits existierenden Kraftwerke mit einer Kapazität von vier Gigawatt verlängert werden. Zusätzlich sollen weitere Reaktoren geschaffen werden, um eine Kapazität von acht Gigawatt zu erreichen.
Die neue Regierung setzt damit ein Wahlkampfversprechen der an der neuen Regierungskoalition beteiligten Parteien um. Wie Energieminister Mathieu Bihet im Sender LN24 sagte, sollen dazu zwei Artikel aus dem Atomausstiegsgesetz von 2003 gestrichen werden. Dies könne "sehr schnell" geschehen, fügte er hinzu.
Die Atomkraft erlaube die Produktion von "reichlich" kohlenstoffarmer Energie, fügte Bihet hinzu. "Wir wollen, dass die Haushalte und Unternehmen von den kohlenstoffintensiven Energien wie Gas und Öl wegkommen", sagte er weiter.
Geplantes Atom-Aus 2025
Ursprünglich sollten alle Reaktoren bis Ende 2025 abgeschaltet werden. Bereits die Vorgängerregierung von Premier Alexander De Croo hatte die Laufzeit der Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 bis 2035 verlängert. Die neue Regierung will diese nun für zehn zusätzliche Jahre laufen lassen und zwei weitere Reaktoren ebenfalls länger als geplant am Netz lassen.
De Wever war am Montag, knapp acht Monate nach der Parlamentswahl in Belgien, vereidigt worden. Der 54-Jährige ist der erste Nationalist aus der flämischsprachigen Region Flandern in diesem Amt. An der nun von seiner Neu-Flämischen Allianz (N-VA) angeführten Fünf-Parteien-Koalition sind die liberale Partei MR und die zentristische Partei Les Engagés (Die Engagierten) sowie die flämischen Christdemokraten und die flämischen Sozialisten beteiligt.
Die Atomkraft ist angesichts der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg und der Klimaziele EU-weit auf dem Vormarsch. Unter anderem in Frankreich und Schweden sollen zusätzliche Anlagen gebaut werden. Italien will erstmals seit Jahrzehnten wieder ein eigenes Akw bauen.
- Nachrichtenagentur AFP