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Griechenland an EU: Nehmt wenigstens die Kinder auf


Überfüllte Lager
Griechenland an EU: Nehmt wenigstens die Kinder auf

Von dpa
Aktualisiert am 08.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Kleinkind in einem Flüchtlingslager auf Lesbos: Die Lager sind chronisch überbelegt.Vergrößern des Bildes
Ein Kleinkind in einem Flüchtlingslager auf Lesbos: Die Lager sind chronisch überbelegt. (Quelle: Nikolas Georgiou/imago-images-bilder)

Immer mehr Flüchtlinge gelangen derzeit nach Griechenland, in ohnehin überfüllte Lager. Athen verlangt Hilfe von der EU: Wenigstens die Kinder solle die Gemeinschaft aufnehmen.

In der Ägäis kommen aktuell mehr und mehr Migranten an. Viele von ihnen sind minderjährig. Griechenlands Ministerpräsident Mitsotakis appellierte jetzt an die anderen EU-Staaten, wenigstens ein Herz für Kinder zu haben.

Griechenland hat die anderen EU-Staaten aufgerufen, zumindest minderjährige Migranten aus den Registrierlagern auf den Inseln der Ägäis aufzunehmen. Dort sind zurzeit mehr als 24.000 Menschen untergebracht. Rund 40 Prozent von ihnen sind laut UN-Organisationen und griechischen Behörden Minderjährige im Alter unter 17 Jahren.

Griechischer Regierungschef kritisiert Erdogans Drohung

"Es kann nicht sein, dass ein Land sich weigert, 50 oder 100 Kinder aufzunehmen", sagte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis am Sonntag im Staatsfernsehen.

Der konservative griechische Regierungschef forderte die EU auf, Maßnahmen gegen jene Staaten zu ergreifen, die sich weigern, Minderjährige aufzunehmen. "Einige Staaten wollen alle Vorteile der Bewegungsfreiheit im Schengen-Raum haben, sie weigern sich aber, die Lasten zu teilen", sagte Mitsotakis. Vor allem das Problem mit den Kindern liege ihm am Herzen.

Flüchtlingslager auf griechischen Inseln völlig überfüllt

Von Samstagmorgen bis Sonntagmittag Ortszeit setzten nach Angaben der griechischen Küstenwache 332 Migranten zu den Inseln Rhodos, Kalymnos, Samos, Farmakonisi und Lesbos und damit auch in die EU über. In den für insgesamt rund 6.300 Menschen ausgelegten Registrierlagern auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos leben bereits mehr als 20.000 Menschen.

Weitere 4.000 Menschen sind in kleineren Lagern und Wohnungen untergebracht. Allein im August setzten nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 8.103 Menschen aus der Türkei zu den griechischen Ägäis-Inseln über. Im August 2018 kamen knapp 3.200.

"Erdogan kann nicht der EU drohen, um mehr Gelder zu sichern"

Mitsotakis wies die Drohung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurück, die Grenzen nach Europa für syrische Flüchtlinge zu öffnen. "Erdogan muss begreifen, er kann nicht der EU und Griechenland drohen, um mehr Gelder (für die Türkei) zu sichern", sagte Mitsotakis. Die EU habe bereits sechs Milliarden Euro an die Türkei wegen des Migrantenzustroms überwiesen – als Teil der Vereinbarung zwischen dem Staatenbund und der Türkei in der Flüchtlingspolitik.

Wenn Erdogan das Abkommen mit der EU neu aushandeln möchte, dann könne man darüber sprechen, sagte Mitsotakis. "Nicht aber mit Drohungen und mit einer Sprache, die nicht mit guter Nachbarschaft im Einklang steht."

Erdogan: Türkei kann Flüchtlinge nicht alleine schultern

Erdogan hatte am Samstag erklärt, die Türkei könne einen möglichen weiteren Flüchtlingszustrom aus Syrien nicht alleine schultern. Er appellierte an die EU, genügend finanzielle Unterstützung bereitzustellen. "Entweder Sie teilen diese Last oder wir müssen die Tore öffnen", sagte Erdogan.

Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkrieges im Nachbarland Syrien 2011 rund 3,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, mehr als jedes andere Land der Welt.

Flüchtlingspakt: Griechenland darf illegale Flüchtlinge zurückschicken

Der im März 2016 geschlossene Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hatte es Tage gegeben, an denen rund 7.000 Migranten über die Türkei griechische Inseln erreichten.

Die Bearbeitung der Asylanträge kommt wegen Personalmangels jedoch auch heute nur mühsam voran. Die im Juli abgelöste linke Regierung in Athen unter Ex-Premier Alexis Tsipras hatte wiederholt erklärt, sie habe nicht genügend Sachbearbeiter, um Asylverfahren voranzubringen.


Die neue konservative griechische Regierung hat angekündigt, die Asylverfahren zu beschleunigen. Wer kein Asyl bekommt, soll sofort in die Türkei zurückgeschickt werden. Für die Bearbeitung der Asylanträge soll es mehr Personal geben. "Wir werden das Verfahren beschleunigen, ohne Menschenrechte zu verletzen", sagte Regierungschef Mitsotakis.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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