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Anschläge angekündigt: IS-Terroristen senden 40-minütige Droh-Botschaft


Anschläge angekündigt
IS-Terroristen senden 40-minütige Droh-Botschaft

Von t-online, cc

29.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Shilouette eines ISIS-Terroristen vor der Flagge des Islamischen Staates (Illustration).Vergrößern des Bildes
Die Shilouette eines ISIS-Terroristen vor der Flagge des Islamischen Staates (Illustration). (Quelle: IMAGO/xzabielinx)

In einer 40-minütigen Audiobotschaft wendet sich der IS-Sprecher an die Öffentlichkeit. Die Botschaft zeugt von neuem Selbstbewusstsein des Terror-Netzwerks.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich erneut zu dem Anschlag mit mehr als 140 Toten bei Moskau bekannt und darüber hinaus weltweite Angriffe auf Juden und Christen angekündigt. In einer am Donnerstag veröffentlichten 40-minütigen Audiobotschaft fordert IS-Sprecher Abu Hudhaifah al-Ansari die "einsamen Wölfe" der Bewegung auf, noch während des laufenden Fastenmonats Ramadan "Kreuzfahrer (Christen) und Juden überall anzugreifen und ins Visier zu nehmen", insbesondere in Europa und den USA sowie im Herzen des jüdischen Staates und in Palästina. Veröffentlicht wurde die Botschaft über das IS-Medienportal al-Furkan.

Video | Schüsse und Feuer in Konzerthalle bei Moskau
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Quelle: reuters

Unter "einsamen Wölfen" verstehen Terrorismusexperten jene gewaltbereiten Islamisten, die nicht Teil eines größeren Netzwerks sind, sondern auf eigene Faust handeln. Sie können bei Bedarf von der ISIS-Führung leicht aktiviert und zu terroristischen Attacken aufgefordert werden, gleichzeitig macht es das für die Ermittlungsbehörden schwer, solche Individualtäter frühzeitig zu erkennen.

Al-Ansari erinnerte überdies an die Ausrufung des sogenannten IS-Kalifats vor zehn Jahren. Damals hatte die Miliz große Gebiete des vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien und des benachbarten Iraks unter Kontrolle. Mittlerweile haben die Extremisten ihr Herrschaftsgebiet wieder verloren. IS-Zellen sind aber in beiden Ländern weiter aktiv.

Wie der britische "Guardian" berichtet, soll der IS nach Jahren zahlreicher Rückschläge insbesondere im Mittleren Osten inzwischen andernorts zu neuer Stärke gekommen sein. Demnach habe die Organisation ihre Terrorstrukturen vor allem in der Subsahara, aber auch in Asien ausgebaut. Zudem komme dem IS der blutige Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen gelegen, indem er den entstehenden Unmut in der islamisch geprägten Welt für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren versuche, so das Blatt.

Russlands Elite soll geschockt sein

Dass der ISIS-Ableger ISPK den Anschlag in Russland ausführte, erklären Experten zum einen damit, dass die Organisation demonstrieren wollte, dass sie auch zu großen Attacken in Europa und Asien in der Lage ist. Russland schien ihnen dafür als besonders geeignet, weil die russischen Sicherheitskräfte offenbar mehr mit dem Ukrainekrieg als mit anderen Bedrohungslagen beschäftigt sind. Zum anderen hegen gerade die zentralasiatischen ISIS-Ableger aber einen Groll gegen Wladimir Putin, wie Michael Kugelman von der US-Denkfabrik Wilson Center erklärt. Demnach sehen sie im russischen Autokraten jemanden, der in den vergangenen Jahren "für eine systematische Unterdrückung von Muslimen gesorgt hat".

Für Putin und seine Propagandamaschine dürfte es angesichts des neuerlichen Statements der IS-Terroristen hingegen zunehmend schwieriger werden, den Anschlag auf die Konzerthalle in Moskau mit der Ukraine in Verbindung zu bringen. Putin hatte zwar einräumen müssen, dass die Dschihadisten des ISPK den Anschlag ausgeführt hatten, jedoch brachte er mit kryptischen Andeutungen die ukrainische Regierung als Auftraggeber des Anschlags ins Spiel.

Diese Verschwörungstheorie des russischen Tyrannen wurde jüngst nicht nur aus Belarus widerlegt. Ausgerechnet Putins Verbündeter Alexander Lukaschenko widersprach dem Kreml-Narrativ als er sagte, dass die Attentäter bei ihrer Flucht aus Moskau auf dem Weg nach Belarus gewesen seien. Auch aus der Moskauer Elite selbst kommen Stimmen, die die angebliche Ukraine-Verbindung für äußerst unwahrscheinlich halten.

Wie das Magazin "Bloomberg" unter Berufung auf mehrere Kreml-Insider berichtete, hält "fast niemand" aus der russischen Elite diese Behauptung für stichhaltig. Stattdessen sei man geschockt über die vermeintliche Nachlässigkeit des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Dieser hatte die Attacke mit 143 Toten und hunderten Verletzten trotz frühzeitiger Warnhinweise durch ausländische Dienste nicht verhindert. Präsident Putin hatte die Warnung des US-Geheimdienstes vor einer möglichen Terrorgefahr in Russland als "Erpressungsversuch" der USA abgetan.

Putin instrumentalisiert offenbar den Terroranschlag

Schon unmittelbar nach dem Anschlag hatte sich ein Ableger des IS zu der mörderischen Aktion bekannt. Der Aufruf von IS-Sprecher Al-Ansari untermauert nun erneut die Strategie der Islamisten, den Westen sowie Israel und seine Verbündeten mit einer Welle der Gewalt überziehen zu wollen.

Westliche Regierungen haben ihre Sicherheitsdienste daher in Alarmbereitschaft versetzt. Auch Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte bereits vor der erhöhten Terrorgefahr hierzulande, auch mit Blick auf die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft im Sommer.

Wladimir Putin scheint jedoch gewillt, den Anschlag in Moskau für seinen Krieg gegen die Ukraine instrumentalisieren zu wollen. Demnach wolle der Despot die Wut über die Anschläge nutzen, um die russischen Bürger weiter hinter sich zu vereinen. Experten befürchten zudem, dass er bald eine weitere verdeckte Mobilisierung starten und die militärischen Angriffe auf das Nachbarland ausweiten könnte.

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