Tausende von Kubikmetern pro Stunde Bericht: Israel könnte Tunnel der Hamas mit Pumpen fluten
Israel soll ein System gebaut haben, das das Tunnelnetz unter dem Gazastreifen fluten und die Hamas aus ihrem unterirdischen Versteck vertreiben könnte. Doch die Taktik ist umstritten.
Israel hat einem Medienbericht zufolge ein System aus großen Pumpen zusammengebaut, mit denen es das ausgedehnte Tunnelnetz der Terrororganisationen Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser fluten könnte. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Beamte der US-Regierung.
Demnach sei nicht bekannt, ob die israelische Regierung diese Taktik anwenden wolle. Israel habe weder eine endgültige Entscheidung dazu getroffen, noch einen solchen Plan ausgeschlossen. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte dazu lediglich: "Wir verwenden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um gegen das Tunnelsystem vorzugehen."
Die israelischen Streitkräfte hätten Mitte November die Montage großer Meerwasserpumpen nördlich des Flüchtlingslagers Al-Shati abgeschlossen, hieß es. Jede der mindestens fünf Pumpen könne Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende von Kubikmetern Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, sodass diese innerhalb weniger Wochen überflutet wären, berichtete die Zeitung.
Diskussion um die Taktik
Mit einer solchen Taktik wäre Israel in der Lage, die Tunnel zu zerstören und die Terroristen aus ihrem unterirdischen Versteck zu vertreiben, hieß es. Andererseits gibt es auch Bedenken, die gegen das mögliche Vorhaben der israelischen Armee sprechen.
Eine Flutung der Tunnel könnte auch die 137 Geiseln gefährden, die sich nach israelischen Angaben noch immer in der Hand der Hamas befinden und unter der Erde vermutet werden. Außerdem würde sie die Wasserversorgung des Gazastreifens bedrohen. Israel habe die USA Anfang November erstmals über diese Option informiert und damit eine Diskussion ausgelöst, in der die Durchführbarkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt gegen den militärischen Wert der Ausschaltung der Tunnel abgewogen wurden, wurden die US-Beamte zitiert.
Israels Generalstabschef bezeichnet mögliche Flutung als gute Idee
Israels Generalstabschef bezeichnete die Überlegung, das ausgedehnte Tunnelsystem der islamistischen Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser zu fluten, am Dienstagabend als eine gute Idee. Er wolle allerdings nicht näher darauf eingehen, sagte Herzi Halevi vor Journalisten auf eine entsprechende Frage. Die Armee stoße in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf viele unterirdische Infrastrukturen, sagte er. "Wir wussten, dass es viele davon gibt. Ein Ziel ist es, diese zu zerstören."
Nach Halevis Worten gibt es unterschiedliche Wege dafür. Auf einzelne Überlegungen oder Maßnahmen wollte er nicht eingehen. Allerdings sagte er: "Jede Maßnahme, die unseren Vorteil gegenüber dem Feind, der aus dem Untergrund auftaucht, vergrößert und ihm diesen Vorteil verwehrt, ist eine Maßnahme, deren Anwendung wir ernsthaft in Betracht ziehen." Dazu gehöre etwa auch die Zerstörung der Tunnel durch Explosionen, um die Hamas-Terroristen an deren Nutzung zu hindern.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden. Rund 500 davon seien bereits zerstört worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Einige der Tunnelschächte hätten strategische Einrichtungen der Hamas unterirdisch miteinander verbunden, hieß es in einer Mitteilung. Viele Kilometer der unterirdischen Tunnelrouten seien zerstört worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
- Nachrichtenagentur dpa
- wsj.com: "Israel Weighs Plan to Flood Gaza Tunnels With Seawater" (englisch)