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Hamas, IS und Hisbollah: Israel im Fadenkreuz des Terrors


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Hamas, Hisbollah und Co.
Krieg in Nahost: Wer kämpft hier?


Aktualisiert am 01.11.2023Lesedauer: 7 Min.
Panzer der israelischen Armee (Archivbild): Nicht nur an der Grenze zum Gazastreifen greift die Hamas an, von Norden nimmt die Hisbollah Israel unter Beschuss.Vergrößern des Bildes
Panzer der israelischen Armee (Archivbild): Nicht nur an der Grenze zum Gazastreifen greift die Hamas an, von Norden nimmt die Hisbollah Israel unter Beschuss. (Quelle: Zhang Tianlang/imago-images-bilder)

Die Terroristen der Hamas haben in Israel das größte Blutbad an Menschen jüdischen Glaubens seit der Shoah angerichtet. Gefahr für den jüdischen Staat droht aber auch von anderer Stelle. Ein Überblick über die terroristischen Akteure der Region.

Der Nahe Osten ist eine der konfliktreichsten Regionen der neueren Geschichte. Im Mittelpunkt vieler Kriege stand und steht Israel. Der Angriff der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober, bei dem über 1.300 Menschen getötet wurden, stellt die neueste Eskalation in der Region dar.

Aber nicht nur zwischen der Hamas und Israel kommt es seitdem zu militärischen Auseinandersetzungen, auch an der Grenze zum Libanon kommt es zu Gefechten, weil sich inzwischen auch die Terrorgruppe Hisbollah einmischt. Und auch in der Türkei und in Tunesien kam es in der Folge des aufflammenden Konflikts zu gewaltsamen Angriffen auf israelische Einrichtungen.

Die Vielzahl an militanten Gruppen im Nahen Osten ist für die meisten nur schwer zu überblicken. Welche Terrorgruppen sind rund um Israel aktiv? Und wie groß ist die Gefahr, die von ihnen für Israel ausgeht? t-online gibt einen Überblick.

Was ist die Hamas?

Die Hamas ist eine Terrorgruppe von Islamisten, die Israel auslöschen will. Die Hamas gliedert sich in einen politischen und einen militärischen Arm. Gegründet hat sich die Hamas im Nachgang der ersten Intifada, im Jahr 1987. Als Intifada werden palästinensische Aufstände gegen Israel bezeichnet.

Im Gazastreifen regiert sie seit dem Jahr 2007. Die Terroristen putschten sich in einem kurzen Bruderkrieg gegen die Fatah an die Macht. Bei der Wahl ein Jahr zuvor hatte die Hamas eine überwältigende Mehrheit erreicht. Da die Hamas von westlichen Akteuren jedoch nicht anerkannt wird, ging die Gruppe vorerst ein Regierungsbündnis mit der Fatah ein. Spätestens seit dem Bruderkrieg besteht keine demokratische Legitimierung mehr.

Die beiden großen Säulen des Islamismus

Das Phänomen des Islamismus lässt sich im Groben in zwei Säulen teilen. Auf der einen Seite steht der Salafismus, auf der anderen die Muslimbruderschaft. IS und Al-Qaida lassen sich dem salafistischen Teil zuordnen. Hamas und Hisbollah werden den Muslimbrüdern zugerechnet. Während die Anhänger des Islamismus der Muslimbrüder weniger dogmatisch auftreten, lassen die Salafisten keinerlei abweichende Auslegungen des Korans zu.

Inhaltlich ist die Hamas dem Islamismus der Muslimbruderschaft zuzuordnen. Den Staat Israel mit Gewalt zu bekämpfen, ist seit der Gründung der Hamas eines ihrer Hauptziele. Insgesamt kam es seit 2008 zu drei Kriegen zwischen Israel und der Hamas. Im Sommer 2014 starben infolge des Gaza-Kriegs mehr als 2.200 Menschen auf palästinensischer Seite, mehrheitlich Zivilisten. Aufseiten Israels kamen 74 Menschen zu Tode, mehrheitlich Soldaten. Der militärische Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, agieren gegen Israel mit Selbstmordattentaten, Raketenangriffen und Entführungen von Israelis.

In der Bevölkerung des Gazastreifens hat die Terrorgruppe Hamas zwar Unterstützer, aber längst nicht alle Einwohner stehen hinter ihr. Laut einer im September durchgeführten repräsentativen Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützen 38 Prozent der im Gazastreifen Befragten die Partei.

  • Zwischen 10.000 und 80.000 bewaffnete Mitglieder: Zur Größe der Terrorgruppe liegen derzeit nur grobe Schätzungen vor

Die palästinensischen Behörden im Gazastreifen, die der Hamas unterstehen, werden von 59 Prozent der Befragten als eine Last für das palästinensische Volk wahrgenommen. Finanziell wird die islamistische Gruppe von mehreren arabischen Staaten, unter anderem dem Iran, unterstützt, schreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung. Mehr zu der Hamas lesen Sie hier.

Was ist die Fatah?

Die Fatah ist eine palästinensische Partei, die anders als die Hamas deutlich moderater auftritt und darum in Konkurrenz zu der Terrorgruppe steht. Die Fatah regiert das Westjordanland, neben dem Gazastreifen, das zweite Palästinensergebiet.

Gegründet wurde die Fatah im Jahr 1959. Bis in die 1980er-Jahre bekämpften ihre Anhänger Israel mit militanten Aktionen. Später nahm die Partei Friedensverhandlungen mit Israel auf, die zu den Osloer Verträgen führten. In ihren Anfängen definierte die Partei als Ziel ihrer Verfassung noch die "vollständige Befreiung Palästinas und Ausrottung der zionistischen wirtschaftlichen, politischen, militärischen und kulturellen Existenz".

Später, im Jahr 1993, unterzeichnete Mahmud Abbas im Namen der PLO (Zusammenschluss der Befreiungsbewegungen Palästinas) unter Federführung seiner Partei, der Fatah, Oslo I. In dem Vertrag erkennt die PLO das Existenzrecht des israelischen Staates an und schwört dem Terrorismus ab. Die Fatah verschrieb sich in diesem Zug der Zweistaatenlösung, die im Kern einen palästinensischen Staat neben dem israelischen fordert. Mit Oslo I begann der Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern. Nachdem dieser mehrfach unterbrochen worden war, kam es 2018 zur Aufkündigung der Osloer Verträge durch die PLO.

Die Fatah hat im Osten das Sagen

Die Fatah ist heute vor allem im Gebiet des Westjordanlands tätig. Neben der politischen Partei gibt es verschiedene bewaffnete Arme der Fatah, wie beispielsweise die Al-Aksa-Brigaden. Während der zweiten Intifada verübten diese Angriffe auf Israelis. Teilweise distanzierte sich die Fatah-Führung von den Aktionen. Ihr wird allerdings auch vorgeworfen, nicht stärker gegen die Militanz in den eigenen Reihen vorgegangen zu sein.

Die Fatah stellt derzeit mit Mahmud Abbas den Präsidenten der Palästinenser. Zuletzt distanzierte dieser sich von den Aktionen der im Gazastreifen agierenden Hamas. Die Politik und die Aktionen der Hamas "repräsentieren nicht das palästinensische Volk", sagte Abbas laut der amtlichen palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.

Im Gegensatz zu der Hamas ist die Fatah nicht religiös orientiert. Sie sieht sich nicht in einer islamistischen, sondern einer sozialistischen Tradition. In einem Camp der Fatah wurden 1990 auch Teile der Roten Armee Fraktion militärisch ausgebildet.

Was ist der Islamische Dschihad?

Ursprünglich als palästinensische Studentenbewegung in Ägypten gegründet, gilt der palästinensische Islamische Dschihad mittlerweile als eine der gefährlichsten Terrororganisationen im Nahen Osten. Seit den 1980er-Jahren führt die Organisation, die wie auch die Hamas den Islamismus der Muslimbruderschaft vertritt, Anschläge gegen Israel durch. Die völlige Zerstörung Israels gehört zu den Hauptzielen der Bewegung.

Insgesamt sollen dem Islamischen Dschihad nur wenige Hundert Mitglieder angehören. Allerdings soll der Zulauf von Freiwilligen für Selbstmordattentate hoch sein. Neben Attentaten direkt in Israel gehören auch Raketenangriffe vom Gazastreifen aus zur Praxis der Gruppierung. Ihre Raketen sollen weitaus weniger präzise sein und über eine geringere Reichweite verfügen als die der Hamas.

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Der Islamische Dschihad wird auch von EU und USA als Terrororganisation eingestuft. Finanziert werden soll der Islamische Dschihad, ähnlich wie die Hamas, vom Iran. Das berichtet der Sender n-tv unter Berufung auf die israelische Armee.

Was ist die Hisbollah?

Ähnlich wie die Hamas ist die Hisbollah eine Terrororganisation, die sich in einen militärischen und einen politischen Arm gliedert. Die islamische Revolution im Iran stärkte in den 1970er-Jahren auch die Hisbollah im Libanon. Der Libanon bildet das westliche Ende des schiitischen Halbmondes, während der Iran die letzte Bastion des Gebietes vor dem Inselstaat Bahrain darstellt. Als schiitischer Halbmond wird eine geopolitische Allianz von schiitischen Gruppen und Staaten im Nahen Osten bezeichnet.

Die Länder des schiitischen Halbmondes auf einen Blick:

  • Iran
  • Irak
  • Bahrain
  • Libanon
  • Aserbaidschan
  • Syrien

In ihren Anfängen hatte die Hisbollah die Stärkung der schiitischen Bevölkerungsgruppe zum Ziel. Der Kampf gegen den Staat Israel zählt ebenfalls seit Beginn zu den Hauptzielen der Hisbollah. Die Vernichtung des israelischen Staates schrieb die Terrororganisation im Jahr 2009 abermals in einem Manifest fest.

Im libanesischen Bürgerkrieg, zwischen 1975 und 1990, fügte die Terrororganisation der israelischen Armee schwere Verluste zu. Damals hielt Israel den Süden des Libanon besetzt. Die Hisbollah setzt neben konventioneller Waffengewalt auch auf Entführungen und Selbstmordattentate. Seit den 1990er-Jahren wird die Hisbollah in Teilen auch von Christen und Sunniten unterstützt.

Schiiten und Sunniten – das ist der Unterschied

Der Islam hat wie jede Weltreligion verschiedene Strömungen. Die beiden Hauptrichtungen stellen das Sunnitentum und das Schiitentum dar. Rund 85 Prozent der Moslems weltweit fühlen sich dem Sunnitentum zugehörig. Die verbliebenen rund 15 Prozent entfallen auf das Schiitentum. Die Zahlen stellen lediglich grobe Richtwerte dar. Der Hauptunterschied der beiden Strömungen geht auf einen Streit um die Nachfolge des Propheten Mohamed zurück. Auch in der Auslebung ihres Glaubens unterscheiden sich die beiden Strömungen. Während Schiiten dreimal pro Tag beten, sprechen Sunniten fünfmal täglich zu Allah. Im Sunnitentum kommt den Imamen, den Predigern, eine göttliche Autorität zu, während diese für die Schiiten lediglich Gelehrte darstellen.

Mehr als 100.000 Raketen gegen Israel

Mit ihren Verbündeten stellte die Hisbollah bis ins Jahr 2022 die Mehrheit im Parlament. Da die verbündeten Gruppen Stimmen einbüßten, verlor der Hisbollah-Block diese Mehrheit und kam nur noch auf 62 der 128 Sitze im libanesischen Parlament. Im Jahr 2018 waren es noch 71. Schätzungen der Truppenstärke reichen derzeit von wenigen Hundert bis hin zu 20.000 aktiven Terroristen. Verifizieren lassen sich keine der Schätzungen. Hinzu kommen mehrere Tausend Reservisten, die von der Hisbollah aus dem Iran rekrutiert werden können.

Die Terrororganisation hält mehrere Gebiete des Libanon militärisch unter Kontrolle, was ihre politische Macht stärkt. Das Grenzgebiet zu Israel zählt zu diesen Gebieten. Die EU stuft den militärischen Arm der Hisbollah als Terrororganisation ein. Außerdem führen Saudi-Arabien, das Vereinigte Königreich, Israel und Kanada die Hisbollah auf einer Terrorliste.

Das ballistische Waffenarsenal der Hisbollah ist nach der Einschätzung von Experten infolge des Libanonkriegs im 2006 stark gewachsen. Damals kämpfte die Hisbollah gegen Israel. Der Krieg forderte mindestens 1.500 Todesopfer. Die meisten Toten waren Zivilisten. Militärisch ist die Terrorgruppe stärker aufgestellt als die reguläre Armee des Libanons.

Wer sind die Huthi-Rebellen?

Die Huthi-Rebellen beherrschen einen Teil des Jemen und werden vom islamischen Regime im Iran unterstützt. Spätestens seitdem sie im Jahr 2014 die Macht im Jemen teilweise an sich reißen konnten, ist ihre Verbindung zum Regime im Iran enger geworden. Zwar leugnet Teheran bis heute die direkte Unterstützung der Huthis, doch sowohl US-Beamte als auch Beamte aus dem Jemen sehen Hinweise darauf, dass das islamische Regime die radikale Bewegung etwa mit schweren Waffen, Ausrüstung und Geld unterstützt.

Nahe stehen sie dem islamischen Regime im Iran auch in ihrer antisemitischen und zutiefst anti-israelischen Einstellung. Ihr Slogan "Gott ist groß, Tod für Amerika, Tod für Israel, verflucht seien die Juden, Sieg für den Islam", ist inspiriert von der Ideologie des Regimes im Iran, das sowohl Israel als auch die USA seit seiner Entstehung 1979 zu Erzfeinden erklärt hat. Inwieweit das islamische Regime jedoch tatsächlich Einfluss auf die Huthis hat, ist unklar.

Im Angriff auf Israel verbindet die Huthis und Teheran ihre anti-israelische Ideologie: Israel betrachten sie als "Feind". Nach ihren ersten Attacken gegen das Land erklärten sie, man werde weiter Angriffe mit Raketen und Drohnen durchführen, "bis die israelische Aggression endet", so ein Huthi-Sprecher mit Blick auf die israelische Bodenoffensive gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza. Wie auch das islamische Regime im Iran behaupten die Huthis, die Angriffe zur Unterstützung der Palästinenser zu führen. Mehr zu den Huthi-Rebellen und seinen Verbindungen zum Regime im Iran lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • kas.de: "HAMAS"
  • acpr.org.il: "The Essential Principles of the Constitution"
  • stern.de: "Hamas, Gazastreifen, Intifada – die wichtigsten Begriffe im Nahostkonflikt"
  • tagesschau.de: "Die Al-Aksa-Brigaden"
  • verfassungsschutz-bw.de: "Rote Armee Fraktion" (RAF)"
  • deutschlandfunk.de: "PLO setzt Anerkennung Israels aus"
  • spiegel.de: "Hisbollah-Block verliert Mehrheit im Parlament"
  • kas.de: "Die libanesische Hisbollah"
  • dw.com: "Die Hisbollah: Militärischer Machtfaktor in Nahost"
  • bmi.bund.de: "Islam in Deutschland"
  • zdf.de: "Schiiten und Sunniten"
  • de.euronews.com: "Was ist der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten?"
  • studysmarter.de: "Hamas"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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