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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die "Schatteneinheit" Diese Hamas-Spezialtruppe bewacht die Geiseln
Rund 200 Geiseln hat die Hamas bei ihrem Angriff auf Israel genommen. Sie werden von der sogenannten Schatteneinheit bewacht. Das steckt hinter der Spezialtruppe.
Bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober hat die Terrororganisation Hamas rund 200 Geiseln genommen. Die Bewachung und Versorgung der Geiseln leite wahrscheinlich die "Schatteneinheit" der Hamas, heißt es in einem Bericht des US-amerikanischen Thinktanks "Foundation for Defene of Democracies" (FDD). Das Politikinstitut beschäftigt sich mit Sicherheitsthemen und berät das Weiße Haus und den Kongress.
2016 habe die Hamas offenbart, dass sie über eine eigene Einheit zur Bewachung von Geiseln verfüge, welche Muhammad Deif leite. Deif ist auch der Anführer der Al-Kassam-Brigaden, dem militärischen Flügel der Hamas. Gegründet worden sei die Gruppe bereits 2006, um den israelischen Soldaten Gilad Shalit zu bewachen, den die Hamas fünf Jahre lang bis 2011 gefangen hielt. Mehr zum Fall von Gilad Shalit lesen Sie hier. Laut Joe Truzman, dem Autor des FDD-Berichts, sei die Einheit explizit darauf spezialisiert, Geiseln zu bewachen. Es sei unwahrscheinlich, dass Mitglieder der Schatteneinheit an Kampfeinsätzen oder der Gefangennahme an sich involviert sind.
Schwierigkeiten bei der Versorgung der Geiseln
Truzman zufolge erschwere der Umstand, dass die Schatteneinheit involviert sei, voraussichtlich die Bemühungen der israelischen Regierung, die Geiseln freizubekommen. Die "Schatteneinheit" sei besser ausgebildet als normale Kämpfer der Hamas und Befreiungsaktionen der israelischen Armee daher schwieriger.
Zudem bestehe Grund zur Sorge, dass die Terroristen nicht die nötigen Ressourcen haben, um eine größere Zahl von Geiseln zu versorgen. Es sei wahrscheinlich, dass die Hamas selbst davon überrascht gewesen ist, wie viele Geiseln sie machen konnte. Vermutlich habe die Schatteneinheit sich nicht auf eine so große Zahl an Gefangenen vorbereitet. Die Hamas hatte Israel mittels einer sorgfältig vorbereiteten Täuschung überrumpelt, mehr dazu lesen Sie hier.
Auch der israelische Soldat Gilad Shalit habe schwere gesundheitliche Probleme aus seiner Zeit als Geisel der Hamas davongetragen. "Wenn sie bereits Schwierigkeiten hatten, einen einzelnen Mann zu versorgen, bin ich nicht sicher, ob sie die Kapazitäten haben, für jede Geisel zu sorgen", sagte Truzman dem US-amerikanischen Sender Fox News. Shalit war 2006 von Terroristen der Hamas von Israel in den Gazastreifen verschleppt worden. Fünf Jahre später wurde er gegen 1.027 in Israel inhaftierte Terroristen eingetauscht.
Anzahl der Geiseln weiterhin unklar
Die genaue Zahl der Gefangenen der Hamas ist noch immer unklar. Israelischen Angaben zufolge hat die radikalislamische Hamas bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober knapp 200 Menschen entführt, darunter auch zahlreiche Ausländer. Das Auswärtige Amt spricht von insgesamt acht Fällen, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder umfassen kann. Die Betroffenen haben meist die doppelte Staatsbürgerschaft.
Der militärische Arm der Hamas nannte am Montag die Zahl von insgesamt "200 bis 250" Geiseln. Die radikalislamische Palästinenserorganisation veröffentlichte zudem am Mittwoch erstmals ein Video einer aus Israel verschleppten Geisel, die darin um ihre Freilassung bittet.
In Israel wurden seit Beginn des Angriffs nach israelischen Angaben mehr als 1.400 Menschen getötet. Bei den israelischen Gegenangriffen auf den Gazastreifen wurden nach Angaben der dortigen Behörden etwa 3.000 Menschen getötet.
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
- fdd.org: "The Shadow Unit" (englisch, Stand 18.10.2023)
- foxnews.com: "Brutal Hamas 'Shadow Unit' likely behind hostage raids poses rescue nightmare: expert" (englisch, Stand 18.10.2023)