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Neuer Konflikt? Weshalb Putin die Arktis kontrollieren will – und wie


Putins Griff nach der Arktis
Genehmigung erteilt

Von t-online, afp, csi

Aktualisiert am 21.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin und Sergej Shoigu (Archivbild): Der russische Präsident besuchte 2017 das Arktische Forum in Archangelsk.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin (Archivbild): Der russische Präsident besuchte 2017 das Arktische Forum in Archangelsk. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)
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Russlands Stärke hängt an seinen Gasgeschäften – und an der geopolitischen Dominanz des Landes. Ausgerechnet in der Arktis intensiviert Putin jetzt seinen Geltungskampf.

Vielerorts hat der Kreml einen Fuß in der Tür: In zahlreichen afrikanischen Ländern, in Zentralasien und in den ehemaligen Sowjetrepubliken mischt Russlands Präsident im Stillen mit. Nun will der Kreml auch seine Stellung in der Arktis behaupten. Denn dort entsteht mit neuen Schifffahrtswegen auch neues Konfliktpotenzial.

Ein milliardenschweres Flüssiggas-Terminal (LNG) Russlands soll dort nun Fakten schaffen: Am Donnerstag hat Putin in der Region Murmansk den ersten Abschnitt des großen Flüssiggas-Projekts Arctic LNG 2 eröffnet. Es ist das zweite LNG-Projekt in der Region und befindet sich auf der Halbinsel Gydan, nur rund 30 Kilometer entfernt von einer ersten riesigen LNG-Anlage. Diese steht auf der Halbinsel Jamal und wurde 2017 in Betrieb genommen.

Bei der im Fernsehen übertragenen Eröffnungszeremonie bat ein Mitglied der Betreibergesellschaft um Putins "Genehmigung für den Beginn der Transporteinsätze auf See". Der Kreml-Chef antwortete daraufhin schlicht "Genehmigung erteilt" und legte einen Hebel um. An der Zeremonie nahm auch der Vorsitzende des Erdgaskonzerns Nowatek, Leonid Michelson, teil.

Die Kosten für das Projekt, bei dem Gas aus Russland in Form von Flüssiggas mit Tankern durch die arktischen Gewässer transportiert werden soll, belaufen sich Schätzungen zufolge auf 21 Milliarden Dollar (18,7 Milliarden Euro). Geplant sind Produktionskapazitäten von 19,8 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr mithilfe von drei Fertigungsanlagen.

Bis 2022 war der französische Energiekonzern Total an dem Projekt Arctic LNG 2 beteiligt gewesen, nach Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine zog sich Total jedoch zurück. Inzwischen kontrolliert die russische Firma Nowatek 60 Prozent des Projekts, weitere Partnerunternehmen stammen aus China und Japan.

Klimawandel schiebt Wettlauf im Norden an

Möglich ist das neue Projekt überhaupt nur aus einem einzigen Grund: Das Meereis, das bisher große Teile des Arktischen Ozeans bedeckt hat, schmilzt, und das sehr schnell. Durch die Erderhitzung reduziert sich die Eisfläche laut der Naturschutzorganisation WWF um 13 Prozent pro Jahrzehnt. Auch die arktischen Gletscher verlieren rapide an Eis.

Dadurch sind neue saisonale Schifffahrtswege entstanden. Wo vorher quasi kein Durchkommen war, ist es nun beispielsweise möglich, die Nordostpassage zumindest im Sommer zu befahren. Auch sind in den arktischen Gebieten dadurch mehr Möglichkeiten zur Förderung natürlicher Rohstoffe geschaffen worden. Verschiedene Nationen, darunter Russland, wetteifern jetzt um die militärische und kommerzielle Kontrolle des Gebiets.

Russland dominiert seit zwei Jahrzehnten diesen Kampf und hat laut dem US-Magazin "Politico" seine Flotte nuklearfähiger Eisbrecher, Schiffe und U-Boote ausgebaut. Auch neue Anlagen für Bergbau und Ölbohrungen sollen entlang der etwa 24.140 Kilometer langen arktischen Küste Russlands entstanden sein. Dazu kommt nun der verstärkte Versuch, die Kontrolle über die neue Seeroute zu erlangen.

Arktis-Route könnte zehn Tage Transportweg sparen

Arctic LNG 2 ist eines der wichtigsten Vorhaben Putins, um eine nördliche Schifffahrtsroute zwischen Asien und Europa zu schaffen. Moskau hofft, dass die Route durch die Nordostpassage im Laufe der Zeit mit dem Suezkanal als Transportweg für Öl und Gas mithalten kann.

In Zukunft könnte eine Schifffahrt von Shanghai nach Hamburg über diese Route in 15 Tagen möglich sein. Durch den Suezkanal brauchen Schiffe von Shanghai nach Hamburg aktuell 25 Tage. Durch einen schnelleren Transportweg könnte Russland das Flüssiggas in China günstiger anbieten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • wiwo.de: "Putins Griff nach der Arktis"
  • politico.com: "A Battle for the Arctic Is Underway. And the U.S. Is Already Behind." (englisch)
  • t-online.de: "Der nächste große Knall droht im Norden"
  • worldwildlife.org: "Six ways loss of Arctic ice impacts everyone" (englisch)
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