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Nato: So stark ist das größte Militärbündnis der Welt wirklich


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Größtes Militärbündnis der Welt
So stark ist die Nato wirklich


12.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Nato-Übung in Polen: Keine Armee ist so schlagkräftig wie die kombinierte Kraft der Nato-Streitkräfte.Vergrößern des Bildes
Nato-Übung in Polen: Keine Armee ist so schlagkräftig wie die kombinierte Kraft der Nato-Streitkräfte. (Quelle: IMAGO/U.S. Army)
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Die Nato gilt als das mächtigste Verteidigungsbündnis der Welt. Aber wie stark ist der Militärverbund wirklich?

Die Staatschefs, die Außen- und Verteidigungsminister der Nato-Staaten kamen in den vergangenen zwei Tagen in der litauischen Hauptstadt Vilnius zusammen. Bei dem Treffen in der Nähe der belarussischen Grenze geht es vor allem um die Unterstützung der Ukraine – aber auch darum, wie die Wehrfähigkeit des größten Militärbündnisses der Welt in Zukunft verbessert werden kann.

Schon jetzt ist die Nato der stärkste Militärverbund der Welt. Sie hat 30 Mitglieder und viele weitere Partnerstaaten. Aber wie stark ist die Nato im Vergleich zu anderen Ländern und Verteidigungsbündnissen? Auf welches militärische Gerät können die Partnerstaaten zurückgreifen? Und wie ist es um die Stärke der neuen Mitglieder Finnland und Schweden bestellt? Hier beantwortet t-online die wichtigsten Fragen zum größten Militärbündnis der Welt.

Wer ist Mitglied der Nato?

Insgesamt gehören der Nato 31 Mitgliedsländer an. Als das Militärbündnis im Jahr 1949 aus der Taufe gehoben wurde, waren die Gründungsländer Belgien, Dänemark, Frankreich, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, das Vereinigte Königreich und die USA.

Im Jahr 1952 schlossen sich Griechenland und die Türkei der Nato an, die Bundesrepublik Deutschland folgte 1955. Nach dem Ende der Franco-Diktatur wurde Spanien im Jahr 1982 Mitglied des Militärbündnisses.

Seit 1999 erweiterte die Nato schrittweise ihre Ostflanke. Am 12. März wurden Polen, Tschechien und Ungarn ins Militärbündnis aufgenommen, im Jahr 2004 folgten Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. 2009 kamen Albanien und Kroatien dazu. 2017 folgte Montenegro, 2020 dann Nordmazedonien.

Das neueste Mitglied heißt seit dem 4. April 2023 Finnland. Bald wird auch noch Schweden dem Militärbündnis beitreten.

Über wie viele Soldaten verfügen die Nato-Staaten?

Das Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) schreibt, es gebe aktuell etwa 3.358.000 aktive Soldaten in allen Nato-Mitgliedsstaaten – das neue Nato-Mitglied Finnland ist in dieser Statistik nicht aufgeführt, hat allerdings etwa 24.000 aktive Soldaten im Dienst. Dazu muss allerdings gesagt werden: Die Truppenstärke ist ungleich der Nato-Stärke. Denn die verschiedenen Länder stellen nur einen bestimmten Prozentsatz ihrer gesamten Truppenstärke zur Nato ab.

Hinzu kommen noch etwa 1.720.000 Soldaten der Reserve, außerdem etwa 900.000 finnische Reservisten. Insgesamt kommt die Nato damit – inklusive Finnland – auf 6.741.000 Soldaten, die auf die Armeen der Bündnisstaaten verteilt sind.

Zum Vergleich: Die chinesische Volksbefreiungsarmee hatte im Jahr 2022 etwa 2.000.000 Soldaten und 510.000 Reservisten im Dienst.

Welche Nato-Armee ist die stärkste?

Ein Blick in den "Global Firepower Index", der jedes Jahr einen Vergleich der militärischen Stärke verschiedener Streitkräfte herausgibt, zeigt, dass die USA mit großem Abstand auf Platz 1 der Nato-Armeen führen. Direkt dahinter folgen Großbritannien und Frankreich. Deutschland erreicht mit der Bundeswehr den achten Platz unter den Nato-Staaten.

Wie stark ist die Luftwaffe der Nato-Länder?

Sipri zufolge stehen insgesamt 20.633 Flugzeuge und Hubschrauber im Dienst der Nato-Armeen. Darunter befinden sich 3.398 Jagdflugzeuge und Abfangjäger, 1.108 Flugzeuge für Bodenangriffe, 1.506 Transportflugzeuge, 970 Spezialflugzeuge, die unter anderem für Luftaufklärung eingesetzt werden, 615 Tankflugzeuge und 8.614 Militärhubschrauber. Auch hier gilt: Im Bündnisfall stünden nicht alle Kräfte der nationalen Luftwaffen für die Nato zur Verfügung.

Durch die finnische Luftwaffe, die nicht im Sipri-Bericht aufgeführt ist, kommen noch 67 Flugzeuge hinzu. Davon entfallen 55 auf Kampfflugzeuge vom Typ F/A-18C Hornet des amerikanischen Herstellers McDonnell Douglas, die allerdings bis 2026 durch 64 moderne Kampfjets vom Typ Lockheed Martin F-35 ersetzt werden sollen.

Im Vergleich zur Nato verfügen die Luftstreitkräfte der Volksrepublik China über 1.624 Kampfjets verschiedener Typen.

Wie stark sind die Seestreitkräfte der Nato-Staaten?

Auch zu See sind die Nato-Armeen gut aufgestellt. Insgesamt stehen laut Sipri 2.151 Militärschiffe im Dienst der Bündnisarmeen. Darunter befinden sich 16 Flugzeug- und 13 Helikopterträger, außerdem 112 Zerstörer und 135 Fregatten. Wie viele Schiffe sich im Dienst der chinesischen Marine befinden, ist nicht genau bekannt. Der US-Marinegeheimdienst schätzt ihre Zahl auf etwa 360.

Wie viel Geld geben die Nato-Staaten für ihre Verteidigung aus?

Am Rande des Nato-Gipfels in Vilnius am 11. und 12. Juli 2023 haben sich die Nato-Staaten darauf geeinigt, in den kommenden Jahren zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Verteidigungshaushalt zu investieren. Dem Sipri-Jahresbericht 2022 zufolge erreichen allerdings nur acht Bündnisstaaten dieses Ziel.

Griechenland, die Vereinigten Staaten, Litauen, Polen, Großbritannien, Kroatien, Estland und Lettland investieren derzeit besonders viel in ihre Verteidigung. Frankreich nähert sich dem Zwei-Prozent-Ziel an – auch wenn das deutsche Nachbarland es mit einem Wert von 1,94 Prozent des BIP knapp verfehlt.

Deutschland schrammt noch deutlicher am vorgegebenen Investitionswert vorbei. Die Bundesrepublik investiert jährlich nur rund 1,39 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Bundeswehr.

Wie steht es um Schwedens Militär?

Kurz vor dem Nato-Gipfel in Vilnius hat die Türkei ihren Widerstand gegen einen Beitritt Schwedens zum Verteidigungsbündnis aufgegeben. Die Skandinavier werden also mit relativer Sicherheit bald ebenfalls zum Nato-Mitglied.

Aktuell umfasst die schwedische Armee rund 55.000 Personen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Darin enthalten sind allerdings auch 12.000 Reserveoffiziere und Teilzeitsoldaten. Ebenfalls ein Teil der 55.000 sind auch 20.000 Freiwillige der sogenannten Hemvärnet (Heimwehr). Zusammengefasst kann man also sagen, dass die schwedische Armee eine äußerst dünne Personaldecke hat.

Im Zuge der Debatte um den Nato-Beitritt des skandinavischen Landes hat Schweden die Wehrpflicht im Jahr 2017 erneut eingeführt und zieht seitdem rund 8.000 Wehrdienstleistende pro Jahr ein.

Beachtenswert ist auch die schwedische Luftwaffe, die insgesamt 205 Flugzeuge und Hubschrauber umfasst. Ein Problem geht allerdings mit der geringen Anzahl an Soldaten einher: Schweden hat zwar viele Jets, aber wenig geeignete Piloten.

Warum ist Schweden trotzdem wichtig für die Nato?

In erster Linie ist vor allem die geografische Lage Schwedens wichtig für das Militärbündnis. Sobald der Beitritt des skandinavischen Landes erfolgt sein wird, ist die gesamte Ostseeküste Nato-Gebiet – mit Ausnahme der russischen Ostseeküste und der Exklave Kaliningrad.

Durch die Vormachtstellung könnten die Nato-Partnerstaaten einen russischen Angriff auf das Baltikum besser verteidigen, weil Truppen und Ausrüstung einfacher per Schiff über Schweden nach Estland, Litauen und Lettland verlegt werden könnten.

Und dann ist da noch Gotland, eine Insel vor der schwedischen Küste. Simon Koschut, der den Lehrstuhl für Internationale Sicherheitspolitik an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen innehat, erklärt im Gespräch mit dem Sender Deutsche Welle: "Schweden verfügt mit dieser großen Insel mitten in der Ostsee über einen extrem günstigen strategischen Stützpunkt. Von dort aus kann man praktisch die gesamte Ostsee kontrollieren."

Dem Experten zufolge sei Gotland sowie die geografische Lage Schwedens ausschlaggebend dafür, warum eine Nato-Mitgliedschaft der Skandinavier so attraktiv für das Militärbündnis wäre.

Verwendete Quellen
  • statista.de: "Vergleich der Militärstärke von NATO und Russland im Jahr 2023"
  • sipri.org: "Sipri Yearbook 2023"
  • sipri.org: "Sipri Yearbook 2022"
  • nato.int: "Was ist die Nato?"
  • bundesregierung.de: "Verteidigungsbündnis und Wertegemeinschaft"
  • globalfirepower.com: "2023 Military Strength Ranking"
  • zms.bundeswher.de: "Streitkräfte in Osteuropa seit dem Ende des Kalten Krieges"
  • puolustusvoimat.fi: "MATERIEL AND EQUIPMENT OF THE FINNISH DEFENCE FORCES"
  • n-tv.de: "Finnland kauft Dutzende US-Kampfjets"
  • dw.com: "Was kann Schweden zur NATO beisteuern?"
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