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Terror in Kaschmir: Indien setzt Wasserabkommen mit Pakistan aus


Nach Terroranschlag in Kaschmir
Indien ergreift beispiellose Maßnahmen gegen Pakistan

Von t-online, tos

23.04.2025 - 20:57 UhrLesedauer: 3 Min.
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Indische Sicherheitskräfte nach dem Anschlag in Pahalgam: Dort hatten mutmaßlich islamistische Terroristen am Dienstag 26 Menschen getötet. (Quelle: IMAGO/Firdous Nazir)
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Nach einem tödlichen Anschlag in Kaschmir setzt Indien den Indus-Wasservertrag aus. Das historische Abkommen war jahrzehntelang ein Stabilitätsanker.

Das Indus-Wasserabkommen zwischen Indien und Pakistan hat drei Kriege zwischen beiden Ländern überlebt – bis Indien den Vertrag am Mittwoch einseitig aufkündigte. Am Dienstag hatten mutmaßlich islamistische Attentäter 26 Touristen im umstrittenen Gebiet Kaschmir getötet. Die meisten Opfer waren Inder. Mehr zum Anschlag lesen Sie hier.

Laut dem indischen Außenminister Vikram Misri ist der Anschlag in Pahalgam, bei dem auch ein ausländischer Tourist getötet wurde, auf Verbindungen zu pakistanischen Terrorgruppen zurückzuführen. "Der Anschlag erfolgte zu einem Zeitpunkt, als sich die Region nach den jüngsten Wahlen stabilisiert und wirtschaftlich erholt hat", erklärte Misri.

Indien beschließt umfangreiche Maßnahmen

Durch die Aufkündigung des Wasserabkommens ist die kooperative Wasseraufteilung mit Pakistan faktisch beendet. Außerdem beschloss das "Cabinet Committee on Security" (CCS), das höchste sicherheitspolitische Gremium des Landes, weitere Maßnahmen gegen Pakistan. So wurde etwa der wichtige Grenzübergang Wagah-Attari, ein wichtiger Punkt für den Transit von Waren und die bilaterale Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung geschlossen. Außerdem sollen pakistanische Staatsangehörige das indische Staatsgebiet innerhalb von 48 Stunden verlassen.

Auch die Diplomatie zwischen beiden Ländern wurde am Mittwoch von Indien heruntergefahren. Sämtliche indischen Militärberater werden mit sofortiger Wirkung aus Pakistan abgezogen, berichtet die indische Nachrichtenseite "India Today". In Indien arbeitende Militärberater aus Pakistan wurden von der indischen Regierung zu Personae non gratae (zur "unerwünschten Person") erklärt und müssen Indien innerhalb einer Woche verlassen.

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Das CCS forderte Sicherheitsbehörden dazu auf, landesweit erhöhte Wachsamkeit zu zeigen. "Die Täter werden zur Rechenschaft gezogen", betonte Außenminister Misri. Die Entscheidung sei Teil einer entschlossenen Reaktion um den "grenzüberschreitenden Terrorismus zu bekämpfen".

Berichte über Massenverhaftungen in Kaschmir

Als weitere Maßnahme kam es verschiedenen Medienberichten, unter anderem vom indischen Fernsehsender NDTV, zu Massenverhaftungen in Kaschmir. Bis zu 1.500 Menschen sollen verhaftet worden sein, um sie zu möglichen Verbindungen zu den Tätern zu befragen. Darunter hätten sich auch Personen befunden, die bereits früher wegen militanten Verhaltens aufgefallen seien, hieß es.

Als schwerste diplomatische Maßnahme gilt allerdings der einseitige Austritt Indiens aus dem Indus-Wasserabkommen. Dieses wurde 1960 zwischen Indien und Pakistan unter Vermittlung der Weltbank unterzeichnet. Es regelt die Wasserverteilung von sechs grenzüberschreitenden Flüssen – darunter der Indus, Jhelum und Chenab. Bisher hatte der Vertrag auch in Kriegszeiten Bestand.

Nun wird die Wasserversorgung für Pakistan bis auf Weiteres gestoppt. Das betrifft Millionen Menschen, insbesondere im Norden des Landes. Indien habe sich zu diesem Schritt entschlossen, bis Pakistan "glaubwürdig und unumkehrbar jede Form der Unterstützung für grenzüberschreitenden Terrorismus" aufgebe, heißt es in der Erklärung.

Pakistan steht unter Druck

Die Aussetzung des Wasserabkommens trifft Pakistan in einer Phase wachsender Wasserknappheit. Experten warnen seit Jahren vor einer drohenden Versorgungskrise im Land – verursacht durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel und ineffiziente Verwaltung.

Frühere indische Drohungen, das Abkommen aufzukündigen, wurden in Islamabad stets als "kriegerischer Akt" bewertet. Der jetzige Schritt signalisiert nach Einschätzung von Beobachtern einen neuen Tiefpunkt im angespannten Verhältnis zwischen beiden Atommächten.

Der Indus gilt als die Lebensader Pakistans. Durch sein Wasser floriert die Landwirtschaft, die 23 Prozent des pakistanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht und mehr als zwei Drittel seiner ländlichen Bevölkerung laut einem Bericht der Weltbank mit Essen versorgt.

Sollte Indien die Zuflüsse des Stroms aufstauen und damit blockieren, könnte diese Maßnahme zu geringeren Ernteerträgen, Nahrungsmittelknappheit und wirtschaftlicher Instabilität in ländlichen Gebieten führen, die von der Landwirtschaft abhängig sind, warnen Experten im Fachjournal "Journal of Public Affairs". Mehr zu weiteren Konflikten um die Ressource Wasser lesen Sie hier.

Terrorgruppe soll aus Pakistan agieren

Die Gruppe The Resistance Front (TRF) reklamierte den Anschlag in Pahalgam laut des Portals "Greater Kashmir" für sich. Demnach handelt es sich um eine Splittergruppe der verbotenen islamistischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (LeT), die unter anderem für eine Anschlagsserie in der indischen Wirtschaftsmetropole Mumbai im November 2008 verantwortlich gemacht wird.

Die Basis der Gruppe soll sich in Pakistan befinden. Aber auch dort ist sie verboten. Pakistans Verteidigungsminister Khwaja Asif hatte nach dem Anschlag im pakistanischen Fernsehen gesagt, die Regierung seines Landes habe mit der Tat nichts zu tun.

Rebellengruppen kämpfen im indischen Teil Kaschmirs, der vorwiegend muslimisch geprägt ist, für eine Unabhängigkeit vom mehrheitlich hinduistischen Indien – oder für einen Zusammenschluss mit Pakistan. Die Region Kaschmir ist zwischen beiden Nachbarländern geteilt.

Beide Atommächte führten bereits zwei Kriege um die Herrschaft über das Himalaya-Tal. Der indische Teil wurde 2019 in zwei Unionsterritorien
– Jammu und Kaschmir sowie Ladakh – aufgeteilt und damit stärker
unter die Kontrolle der Zentralregierung in Neu-Delhi gebracht. Pakistan hatte die Aufhebung der Teilautonomie als illegal bezeichnet.

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