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Das geheime Imperium von Putins Söldner-Boss: Wagner-Gruppe


Wie Prigoschin Wagner gründete
Das geheime Imperium von Putins Söldner-Boss

Von t-online, jpd

Aktualisiert am 20.02.2023Lesedauer: 4 Min.
Russia Ukraine War Wagner Group ExplainerVergrößern des Bildes
Jewgeni Prigoschin: Geleakte Dokumente geben Einblick ins Imperium des Wagner-Chefs. (Quelle: AP Photo/dpa)
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Jewgeni Prigoschin ist Chef der berüchtigten Söldnertruppe "Wagner". Der Leak Tausender Dokumente ermöglicht nun tiefe Einblicke in sein Imperium.

Lange Zeit leugnete Jewgeni Prigoschin, der Chef der Söldnertruppe Wagner zu sein. Im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine begann er, sich mit der Führung der berüchtigten Gruppe zu brüsten. Zehntausende Kämpfer schickte Prigoschin bereits in die Ukraine und wurde zu einem rivalisierenden Machtzentrum für das russische Militär. Geleakte Dokumente aus den Jahren 2014 bis 2021, die die Zeitung "Welt am Sonntag" veröffentlichte, sollen nun tiefe Einblicke in das Imperium des Wagner-Bosses geben.

Ein Rechercheverbund verschiedener Medien konnte demnach mehr als 2.000 Dateien auswerten und so nachzeichnen, wie Prigoschins Machtapparat seit Jahren in der Weltpolitik mitmischt und Wahlen westlicher Länder sabotierte. Zudem geben die Dokumente offenbar Aufschluss darüber, wie die Söldnertruppe Wagner funktioniert.

Prigoschins mächtige mediale Waffe

Den Grundstein für seine heutige Machtstellung habe Prigoschin mit der Gründung einer Medienholding gelegt. Das Ziel: Einfluss nehmen und falsche Informationen verbreiten. Mit dem Medienapparat kontrollierte Prigoschin laut "Welt am Sonntag" verschiedene Nachrichtenseiten im Netz, regionale wie überregionale. Hinzu kamen offenbar reichweitenstarke Kanäle in den sozialen Medien. Sichtbarstes Medium sei dabei die "Federal News Agency" (FAN). Unter dem staatlich und offiziell anmutenden Namen verbirgt sich offenbar bis heute Prigoschins mächtigste mediale Waffe.

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FAN habe bereits 2017 mehr als 30 Millionen Menschen erreicht. Diese "Agentur" und weitere Portale der Medienholding berichteten seit 2015 über den Krieg in Syrien und den bewaffneten Konflikt im Donbass. In der Berichterstattung kam Russland stets gut weg, obgleich russische Kampfjets zivile Dörfer und Städte zerbombten. Die geleakten Dokumente verraten unter anderem, dass hohe Summen geflossen sind, um Militärblogger wie "Rybar", ein patriotischer Telegram-Kanal mit inzwischen 1,1 Millionen Abonnenten, und Hetzkampagnen gegen Oppositionelle zu unterstützen.

Kriegsverbrechen der Söldnertruppe

Die für ihre Brutalität berüchtigte Söldnertruppe Wagner, ebenfalls im Jahr 2014 gegründet, ist wohl der wichtigste Teil von Prigoschins Machtapparat. Wie professionell die paramilitärische Gruppe organisiert ist, zeigen laut "Welt" die Dienstbücher der Gruppe. Bekannt ist die Söldnerarmee für ihr Eingreifen in Krisen und Kriegen, beispielsweise in Syrien, in der Zentralafrikanischen Republik, in Mali und seit einiger Zeit auch in der Ukraine.

Zwar sind privat bewaffnete Gruppen bis heute in Russland illegal. Doch für die Machthaber ist die Söldnerarmee zu wichtig, denn sie kann verdeckt in Konfliktregionen russische Ziele verfolgen. Kurze Zeit nach der Gründung der Gruppe Wagner im Jahr 2014 schossen Prigoschins Leute bereits ein Flugzeug der ukrainischen Streitkräfte ab. Seitdem sind sie in Kämpfe in der Ukraine verwickelt und werden mit zahlreichen Verbrechen, Folter und mindestens eine belegbare Enthauptung in Syrien in Verbindung gebracht. Der Name der Armee soll angeblich auf Hitlers Begeisterung für die Musik Richard Wagners zurückgehen. Belegt ist das allerdings nicht.

Verbindung zur AfD

Prigoschin soll zudem versuchen, ausländische Propagandisten zu rekrutieren. So lud die Organisation "Zentrum für die Erhaltung der nationalen Werte“, die nach eigener Aussage weltweit "nationale Interessen" Russlands vertrete, am 20. Januar 2020 zu einer Konferenz ins Berliner Hotel "Hilton" ein. Mit dabei waren offenbar auch drei Deutsche: Stefan Keuter, Bundestagsabgeordneter der AfD, der Dokumentarfilmer Wilhelm Domke-Schulz; und Billy Six, ein rechter Aktivist, der vor vier Jahren wegen Spionagevorwürfen einige Monate in Venezuela inhaftiert war.

Gastgeber der Konferenz war der Russe Alexander Malkewitsch, der schon lange auf einer Sanktionsliste der USA steht. Laut "Welt am Sonntag" identifizierten die USA Malkewitsch als Mann Prigoschins und erklärten ihn zur unerwünschten Person. Malkewitschs Zentrum gelte als Werkzeug, das "Botschaften im Auftrag von Prigoschin" verbreite, eine diplomatische Floskel für: russische Propaganda. Sein Ziel sei es, mithilfe finanzieller Unterstützung Prigoschins westliche Kontakte herzustellen und sie für russische Interessen zu gewinnen.

Internationale Kooperation recherchiert

An die Daten über das Wagner-Imperium kam die "Welt am Sonntag" durch die englischsprachige E-Mail einer Gruppe namens "Bogatyri", zu deutsch: Held. Die Gruppe sei gegen Putins "Spezialoperation", wie der Ukraine-Krieg in russischen Medien noch immer bezeichnet wird. Mehr als 2.000 Dateien übermittelte die Gruppe, die sie nach eigenen Angaben von Prigoschins Firmenservern heruntergeladen hatte.

Eine internationale Recherchekooperation von "Welt am Sonntag", "Insider", Arte, "Paris Match" und dem Londoner Recherchebüro "Dossier Center" überprüfte zunächst die Echtheit der Unterlagen. Das Material deckte sich mit den Berichten von Aussteigern aus der Söldnertruppe Wagner.

Lange Zeit war über den Wagner-Chef nur wenig bekannt. Zu Sowjetzeiten soll er wegen Raubes im Gefängnis gelandet sein. Gerüchte besagen, dass er aus dem St. Petersburger Mafiamilieu stammt. Seit den Neunzigerjahren arbeitete er sich an die Spitze der russischen Wirtschaft und belieferte mit seiner Cateringfirma den Kreml, Ministerien, Militärlager, staatliche Krankenhäuser und Schulen mit Essen.

So wurde Prigoschin zum Chef eines verzweigten Firmenimperiums. Seit der russischen Invasion in die Ukraine rückte Prigoschin mehr in die Öffentlichkeit, unter anderem mit der starken Meinung, Russland gehe nicht hart genug gegen die Ukraine vor.

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