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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Völkerrechtswidrige Angriffe Türkei geht weiter brutal gegen Kurden vor – Hunderte Tote
In Nordsyrien und Nordirak kämpft die türkische Armee gegen kurdische Milizen. Der Türkei zufolge sollen in den vergangenen Tagen mehr als 320 Menschen gestorben sein.
Seit dem vergangenen Sonntag bombardiert die Türkei in einer neuen Offensive Ziele in den kurdisch kontrollierten Gebieten in Nordsyrien und dem Nordirak. Jetzt hat das türkische Verteidigungsministerium neue Erkenntnisse zu angeblichen Opferzahlen geteilt. Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte am Freitag, 326 Kämpfer seien seit Sonntag getötet worden. Die Türkei wolle ihre Offensive mit Luftschlägen und landgestützten Geschützen fortsetzen.
Akar erklärte ebenfalls, bei den türkischen Angriffen seien weder Zivilisten noch verbündete Streitkräfte zu Schaden gekommen. Angesichts der Bilder aus den angegriffenen Gebieten in Nordsyrien und dem Nordirak erscheint diese Aussage des türkischen Verteidigungsministers jedoch zweifelhaft.
Berichte über fast 1.000 Angriffe in 24 Stunden
Die kurdische Nachrichtenagentur ANF berichtete am Donnerstag unter anderem von einem Drohnenangriff auf zivile Fahrzeuge in der Großstadt Qamişlo, bei dem mindestens drei Personen teils schwer verletzt wurden.
Am Freitag schrieb die Nachrichtenagentur ANHA, seit Donnerstagmorgen habe sie allein in den beiden Regionen Şehba und Efrîn mehr als 900 Einschläge aus Mörsern und Haubitzen registrieren können. Bilder aus Dörfern der Regionen zeigen schwere Schäden an zivilen Wohnhäusern und Schulen, die von Artilleriebeschuss stammen könnten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von mindestens 14 getöteten Zivilisten durch die jüngsten Angriffe.
Türkei beschießt Lager mit IS-Gefangenen
Mittwochabend beschoss die Türkei außerdem das Flüchtlingslager al-Hol. In dem Camp bewachen die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) gefangene Anhänger des Islamischen Staats und deren Familien. Die SDF besteht aus mehreren kurdischen Einheiten und verbündeten Truppen und war ein wichtiger Verbündeter der internationalen Allianz, die gegen den Islamischen Staat kämpfte.
SDF-Pressesprecher Farhad Shami sagte am Mittwoch, durch den Beschuss sei es den Familien einiger IS-Kämpfer gelungen, aus dem Lager zu fliehen. Seine Truppe werde aufgrund des türkischen Beschusses den Kampf gegen den Islamischen Staat vorerst einstellen, erklärte SDF-Kommandant Mazlum Abdi am Mittwoch.
USA sehen Kurdenmilizen als Partner gegen den IS
Seit Sonntag beschießt die Türkei massiv Ziele im Nordirak und in Nordsyrien. Der türkische Präsident Erdoğan erklärte am Mittwoch, eine türkische Bodenoffensive gegen die kurdisch kontrollierten Gebiete stünde unmittelbar bevor.
Die SDF zeigten sich angesichts der türkischen Drohungen mit einer Bodenoffensive besorgt. Nur großer Widerstand des Westens könne die Türkei von dem Vorhaben abhalten, sagte SDF-Kommandeur Maslum Abdi der dpa. Eine solche Offensive würde "blutig" werden, warnte er.
Ankara macht die kurdischen Milizen YPG und YPJ sowie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK für einen Anschlag in der Istanbuler Einkaufsstraße İstiklal verantwortlich. Alle Gruppen weisen die Schuld an dem Anschlag mit dem Verweis, Zivilisten gehörten nicht zu ihren Angriffszielen, von sich. Die USA sehen YPG und YPJ als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien, deren Zellen im Land noch immer aktiv sind.
- anfdeutsch.com: "Türkische Angriffe auf Rojava seit vergangener Nacht"
- rudaw.net: "Top anti-ISIS general warns of ‘major catastrophe’ as Ankara attacks Kurdistan Region, NE Syria" (englisch)
- hawarnews.com: "SDF: Turkish occupation's goal of targeting al-Hol camp to enable ISIS families to flee" (englisch)
- jungle.world: "Syrian Democratic Forces stellen nach Bombardement Kampf gegen den IS ein"
- anfdeutsch.com: "QSD: Acht Tote bei türkischem Angriff auf Camp Hol"
- anfdeutsch.com: "Angriffe auf Rojava gehen unvermindert weiter - UPDATE"
- anfdeutsch.com: "Tote und Verletzte bei türkischen Angriffen auf Rojava"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa