t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandInternationale Politik

Ukraine-Krieg: Wie die USA von Deutschland aus gegen Russland kämpfen


Geheimmission in Wiesbaden
Recherche enthüllt: USA mischten von Hessen aus in der Ukraine mit

Von t-online, pri

31.03.2025Lesedauer: 3 Min.
Selenskyj besucht US-Europa-HauptquartierVergrößern des Bildes
Zu Gast bei Freunden (Archivbild): Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l) und US-General Christopher Cavoli, in der Clay-Kaserne in Wiesbaden. (Quelle: Susanne Goebel/U.S. European Command Public Affairs/dpa/dpa)
News folgen

Recherchen der "New York Times" zeigen, wie die USA der Ukraine im Krieg gegen Russland halfen. Wichtiger Stützpunkt: die Clay-Kaserne im hessischen Wiesbaden-Erbenheim.

Das Treffen wenige Wochen nach dem Beginn von Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine beginnt mit einem Schwur. "Ich werde dich nie anlügen. Wenn du mich anlügst, ist Schluss mit uns", so US-General Chris Donahue. "Ich fühle dasselbe", sagt sein ukrainischer Gegenüber Mychajlo Sabrodskyj. Es ist der Beginn einer engen Allianz zwischen Militärs aus den USA und der Ukraine. Es ist der Auftakt zur Mission Wiesbaden. Denn im Zentrum der geheimen Zusammenarbeit steht die Clay-Kaserne im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim.

Das zeigen aufwändige Recherchen der US-Zeitung "New York Times". Mehr als 300 Gesprächspartner interviewte das Blatt nach eigenen Angaben. Das Fazit über die amerikanisch-ukrainische Allianz gesteuert von deutschem Boden: "In kritischen Momenten bildete diese Partnerschaft das Rückgrat der ukrainischen Militäroperationen, bei denen nach US-Zählungen mehr als 700.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden."

Die US-Kaserne ist benannt nach Lucius D. Clay (1898-1978), Weltkriegs-Veteran und nach dem Zweiten Weltkrieg Militärgouverneur in der amerikanischen Zone. Die US-Kräfte tauschten in Hessen mit den ukrainischen Kollegen nachrichtendienstliche Erkenntnisse aus, entwickelten Strategien gegen russische Angriffe und die Taktik für ukrainische Gegenoffensiven. Die "New York Times" zitiert den Chef eines europäischen Geheimdienstes, der erklärt, die USA seien "Teil der Tötungskette".

Angebahnt wurde die Kooperation nicht weit von Wiesbaden entfernt auf einem weiteren US-Stützpunkt in Deutschland: der US-Airbase im pfälzischen Ramstein nahe Kaiserslautern. Bei einem Treffen dort Ende April 2022 wurden dem ukrainischen Armeechef Waleryj Saluschnyj zwei US-Militärs vorgestellt: die US-Generäle Chris Donahue und Christopher Cavoli. "Das sind ihre Männer. Sie werden mit ihnen zusammenarbeiten. Sie werden Ihnen helfen", sei Saluschnyi gesagt worden.

Furcht vor Putins Atomschlägen

Die Zusammenarbeit über die Jahre war nicht immer einfach. Das zeigen auch die Recherchen der Zeitung:

  • Im April 2022 meldet die ukrainische Marine den Abschuss des russischen Kreuzers "Moskwa", dem Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Wichtige Vorarbeiten kamen via Wiesbaden von den Amerikanern. Doch wurden die nicht über den Angriff informiert. "Auf Seiten der Amerikaner herrschte Wut, weil die Ukrainer nicht einmal vorgewarnt hatten", schreibt die New York Times.
  • Im Sommer 2023 startet die ukrainische Armee ihre Gegenoffensive rund um Cherson, Brückenkopf zur von Russland besetzten Halbinsel Krim. Das Ziel: ein strategischer Zugriff auf die Krim, um in Verhandlungen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin ein Faustpfand zu besitzen.
    Detailliert wird in den Recherchen über strategische Überlegungen berichtet und auch, wie die die US-Militärs die ukrainischen Kollegen versuchen, davon zu überzeugen, schneller gegen die überforderte russische Armee vorzurücken. "Auf, auf, auf! Ihr habt sie am Haken", so Donahue. Vergeblich: Die Offensive kommt in Cherson zum Stehen. Brisant: Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste steht die Chance während der Offensive 50/50, dass Putin strategische Atomwaffen einsetzt.

Das Stocken der Offensive bot später Anlass zum verbalen Schlagabtausch zwischen Militärs aus der Ukraine und den USA. In einem bemerkenswerten Interview mit der Zeitschrift "Economist" lästerte Saluschnyj später, wäre er den westlichen Empfehlungen gefolgt, stünde seine Armee heute schon auf der Krim. Das Interview bildete den Auftakt eines Machtkampfs mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der später mit Saluschnyjs Abberufung endete.

So bieten die Recherchen einen tiefen Einblick in interne Machtkämpfe in der Ukraine, aber auch über die enge Zusammenarbeit zwischen US-Militärs und den ukrainischen Truppen. Das zeigt, wie abhängig die Ukraine im Krieg gegen Russland von den USA ist – und nach Joe Bidens Abgang auch von den Launen des neuen Präsidenten Donald Trump.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom