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Ukraine-Krieg: Russland verkündet Strategiewechsel


Ukraine-Krieg
Russland verkündet Strategiewechsel

Von rtr, dpa
Aktualisiert am 25.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Russische Truppen im Donbass: Das Verteidigungsministerium hat angekündigt, sich künftig auf die Gebiete in der Ostukraine zu konzentrieren.Vergrößern des Bildes
Russische Truppen im Donbass: Das Verteidigungsministerium hat angekündigt, sich künftig auf die Gebiete in der Ostukraine zu konzentrieren. (Quelle: Konstantin Mihalchevskiy/imago-images-bilder)
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Die russische Armee will sich nach Aussagen der Führung künftig auf die Eroberung des Donbass konzentrieren. Dabei stockt der Vorstoß auf größere Städte nach Einschätzung von Militärexperten.

Im Ukraine-Krieg zeichnet sich ein Strategiewechsel der russischen Armee ab. Künftig werde sich die Armee auf die "Befreiung" der Donbass-Region im Osten des Landes konzentrieren, sagte Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoj am Freitag. Das ukrainische Militär hatte zuvor bedeutende Geländegewinne unter anderem in der Hauptstadtregion Kiew gemeldet. Gleichzeitig räumte die russische Armee den Tod von mehr als 1.350 Soldaten seit Beginn der Invasion vor einem Monat ein. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Die Ukraine spricht von weitaus höheren Opferzahlen auf russischer Seite.

Die ersten bei dem "besonderen Militäreinsatz" in der Ukraine gesetzten Ziele seien erreicht und die "ukrainischen Kampfeinheiten in bedeutendem Umfang reduziert worden", sagte Rudskoj. Damit könne die Armee künftig "den Großteil ihrer Anstrengungen auf das Hauptziel richten: Die Befreiung des Donbass". Rudskoj schloss gleichwohl weitere Luftangriffe auf ukrainische Städte nicht aus.

Pentagon: Russland hat sich überschätzt

Nach Ansicht westlicher Militärexperten reagieren die russischen Streitkräfte mit der Darstellung auch auf die stockenden Vorstöße auf größere Städte wie Kiew, Charkiw und Mykolajiw. Ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte in einem Briefing mit Journalisten mit Blick auf die russischen Truppen: "Sie sind auf den Donbass konzentriert." Ein russischer Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew sei derzeit nicht zu beobachten. "Sie graben sich ein, sie bauen Verteidigungspositionen auf."

Der Pentagon-Vertreter sagte weiter: "Offensichtlich haben sie ihre Fähigkeit, Kiew einzunehmen, überschätzt. Und offen gesagt haben sie ihre Fähigkeit überschätzt, irgendein Bevölkerungszentrum einzunehmen: Und sie haben den ukrainischen Widerstand eindeutig unterschätzt."

Keine Belege für "Genozid" im Donbass

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Angriff am 24. Februar unter anderem mit der Begründung angeordnet, den von Russland als unabhängig anerkannten ostukrainischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk beizustehen. Der Kreml behauptet, ukrainische Nationalisten verübten in der Region einen "Genozid" an der russischsprachigen Bevölkerung. Dafür gibt es keine Belege.

Als weitere Ziele des Angriffs auf das Nachbarland hat Moskau unter anderem benannt: ein neutraler Status der Ukraine, die "Entmilitarisierung" und "Entnazifizierung" des Landes sowie die Anerkennung der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch.

"Ursprünglich hatten wir nicht geplant, große Städte zu erstürmen"

Wie viele Operationsphasen vorgesehen sind, sagte Rudskoj nicht. Die "militärische Sonderoperation", wie Russland den Krieg nennt, werde fortgesetzt, bis die von Oberbefehlshaber Putin festgelegten Aufgaben vollständig erfüllt seien. "Ursprünglich hatten wir nicht geplant, (die großen Städte) zu erstürmen, um Zerstörungen zu verhindern und Verluste unter Soldaten und Zivilisten zu minimieren", sagte Rudskoj. Dies sei aber nicht mehr ausgeschlossen.

Inzwischen seien 93 Prozent des Gebiets Luhansk und 54 Prozent des Gebiets Donezk nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle, sagte Rudskoj. Die ukrainischen Streitkräfte hätten gut ein Viertel ihrer zunächst knapp 60.000 Soldaten in der Gegend verloren. Der Kampf um Mariupol gehe weiter, sagte Rudskoj. Er hob auch hervor, dass in den vergangenen sieben Tagen kein Söldner mehr in die Ukraine gekommen sei, die Zahl dieser Kräfte sinke.

Ukraine meldet Einsatz von Streumunition durch russische Truppen

Die ukrainische Regierung wirft der russischen Armee seit Wochen vor, gezielt zivile Ziele anzugreifen. Am Freitag meldete die Polizei der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw den Tod von mindestens vier Zivilisten in einer medizinischen Einrichtung durch russischen Beschuss.

Bewohner der nahe der russischen Grenze gelegenen Metropole sagten der Nachrichtenagentur AFP, in Charkiw sei Streumunition eingesetzt worden. Die Stadtverwaltung der seit Wochen belagerten Hafenstadt Mariupol sprach am Freitag von rund 300 Menschen, die vermutlich durch den Beschuss eines als Schutzort dienenden Theaters in der vergangenen Woche getötet worden seien.

Ukraine gelingt wohl Rückeroberung wichtiger Orte

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies am Freitag Vorwürfe Kiews zurück, durch den Einsatz von Phosphorbomben in Wohngebieten gegen internationale Waffenkonventionen zu verstoßen. Zugleich warf er den USA erneut vor, mit Warnungen vor einem möglichen Chemiewaffeneinsatz Russlands in der Ukraine von einem angeblich chemischen und biologischen Waffenprogramm ablenken zu wollen, das Washington dort und in anderen Ländern verfolge.

Nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes gelang der ukrainischen Armee zuletzt die Rückeroberung mehrerer wichtiger Orte und Verteidigungspositionen östlich der Hauptstadt Kiew. Demnach zerstörte die ukrainische Armee auch ein russisches Munitionslager.

Der ukrainische Generalstab meldete darüber hinaus die Zerstörung des russischen Landungsschiffs "Saratow" sowie die Beschädigung der Landungsschiffe "Cäsar Kunikow" und "Nowotscherkassk". Das russische Militär erklärte seinerseits, es habe mit "hochpräzisen seegestützten Marschflugkörpern" das größte Treibstofflager der Ukraine in Kalyniwka bei Kiew zerstört.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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