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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Nachrichtensendung Redakteurin protestiert live im russischen TV gegen Krieg
Protest in den Hauptnachrichten auf Russlands wichtigstem Sender: Eine Redakteurin lief mit einem Plakat gegen den Ukraine-Krieg in die laufende Sendung der Abendnachrichten – die Regie reagierte.
Nach einem Zwischenfall während der Abendnachrichten "Wremya" ("Zeit") ist eine Redakteurin von Russlands wichtigstem Sender Channel One offenbar festgenommen worden. Das berichten russische Zeitungen. Während einer Moderation war die Redakteurin Marina Owsjannikowa ins Studio hinter die Moderatorin getreten und hatte ein Plakat gegen den Krieg in der Ukraine in die Kamera gehalten.
Die Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa vor ihr setzte ihren Text fort, die Regie schaltete um zu Bildern aus einem Beitrag. Die Sendung ist in der Mediathek von Channel One nicht zu finden. Der staatliche Sender liegt voll auf Regierungslinie und ist das wichtigste Programm in Russland.
Videoausschnitt geht viral
Der Videoausschnitt verbreitete sich umgehend in sozialen Netzwerken. Vor allem russische Oppositionelle lobten die Frau für ihren Mut. "Was Mut wirklich bedeutet", schrieb der Pianist Igor Levit bei Twitter.
Zuvor hatte die Journalistin offenbar eine kurze Ansprache aufgezeichnet, die seither verbreitet wird. Darin fordert Owsjannikowa auf, zu Protesten gegen den Krieg zu gehen: "Sie können uns nicht alle einsperren." Die Ansprache sehen Sie ebenfalls im Video hier oder oben.
Sie erklärt, sie schäme sich dafür, für den Sender gearbeitet zu haben, bei dem Lügen vom Bildschirm kämen. "Wir haben 2014 geschwiegen, als das alles gerade erst begonnen hatte. Wir haben nicht protestiert, als der Kreml Nawalny vergiftete." Man habe dem "menschenfeindlichen Regime nur schweigend bei der Arbeit zugesehen. Und jetzt hat uns die ganze Welt den Rücken gekehrt." Was in der Ukraine geschehe, sei ein Verbrechen, und dafür sei allein Putin verantwortlich.
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Bei den Aufnahmen trägt sie Schmuck, der in den russischen und den ukrainischen Farben gehalten ist. Das sei ein Symbol dafür, dass Russland den Bruderkrieg sofort beenden müsse. Ihr Vater ist offenbar Ukrainer, ihre Mutter ist Russin.
Kreml: "Das ist Rowdytum"
Die unabhängige Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete, die Journalistin sei von Polizisten festgenommen worden. Die Zeitung zeigte das Foto der Sendung ohne den Text darauf – weil die russischen Gesetze es unter Strafe stellten, den Text zu zeigen.
Der Kreml hat die Kritik der russischen Redakteurin am Krieg von Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine scharf verurteilt. "Was dieses Mädchen angeht, das ist Rowdytum", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Der Fernsehsender müsse die Angelegenheit regeln, das sei nicht Aufgabe des Kreml.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- meduza.io: Der Redakteur des russischen Staatsfernsehens unterbricht die Live-Nachrichtensendung mit einer Antikriegsbotschaft
- Nowaja Gaseta: Foto des Tages. Mädchen mit einem Plakat auf Channel One