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Alexej Nawalny: Putins Koch Jewgeni Prigoschin kündigte Charité Geld an


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Propaganda-Aktion
"Putins Koch" wollte für Nawalnys Behandlung zahlen


Aktualisiert am 16.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Putins Koch: Jewgeny Prigoschin hat ein Firmenimperium mit staatlichen Aufträgen aufbauen können – und soll hinter schmutzigen Propagandaaktionen stecken.Vergrößern des Bildes
Putins Koch: Jewgeny Prigoschin hat ein Firmenimperium mit staatlichen Aufträgen aufbauen können – und soll hinter schmutzigen Propagandaaktionen stecken. (Quelle: Misha Japaridze/ap)

Jewgeni Prigoschin ist ein Unternehmer und als "Putins Koch" bekannt. Nun behauptet er, für die Behandlung von Alexej Nawalny Geld überwiesen zu haben. Die Charité reagiert.

Eine Million Rubel hat Jewgeni Prigoschin nach eigenen Angaben für die Behandlung von Alexej Nawalny an die Charité überwiesen. Er ist eine der 13 Personen, denen US-Sonderermittler Robert Mueller Einmischung in die US-Präsidentenwahl vorgeworfen hat. Außerdem wird er in Verbindung mit russischen Söldnern in Syrien gebracht. Er steht auf einer US-Sanktionsliste.

Ausgerechnet dieser Mann spendiert der berühmten Berliner Klinik mehr als 10.000 Euro für die Behandlung von Putins Intimfeind? Nein, dementiert die Charité. Es habe keinen Geldeingang gegeben.

Auf die erste Anfrage von t-online will die Klinik zunächst nicht antworten: Hat die Klinik das Geld erhalten? Was gedenkt sie damit zu tun? "Vermutungen und Spekulationen" kommentiere man nicht, heißt es.


Doch Prigoschins Firma teilt per Pressemitteilung mit, dass das Geld am 7. September überwiesen worden sei. Die russische Nachrichtenagentur Tass vermeldet die Transaktion umgehend.

Geld für Behandlung ist Investition

Nawalny liegt zu diesem Zeitpunkt noch im künstlichen Koma. Er wurde mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet. Der Kampfstoff stammt aus sowjetischen Militärbeständen. Das lässt eine Verwicklung des russischen Staates zumindest nicht abwegig erscheinen.

Prigoschin, der nicht nur für den Kreml kocht, sondern auch in allerlei andere zwielichtige Machenschaften der Regierung involviert ist, tritt also als Geldgeber für die Behandlung des Kremlkritikers auf. Er stellt die angebliche Zahlung unverblümt als Investition dar: Nawalny schulde ihm Geld. Was so viel bedeutet: Wenn Nawalny lebend nach Russland zurückkommt, warten Schulden auf ihn.

Diese Behauptung Prigoschins ist offenbar richtig: Nawalny und seine Anti-Korruptions-Organisation FKB hat eine Millionenklage gegen eine damals von Prigoschin kontrollierte Firma verloren. In der Klage ging es um minderwertiges Schulessen: Prigoschins Cateringfirma soll durch sein Schul- und Kindergartenessen massenhaft Durchfallerkrankungen ausgelöst haben. Seine Firmen tischen nicht nur für Gäste von Putin auf, sondern haben auch milliardenschwere Versorgungsverträge mit dem Staat.

Seine Firma musste zwar Entschädigungen an betroffene Familien zahlen, Nawalnys FKB und Mitarbeiter seiner Organisation sollten aber wegen Rufschädigung eine viel höhere Summe begleichen. Seine Anti-Korruptions-Organisation löste er nach dem verlorenen Prozess auf.

Million ist auf dem Prigoschin-Konto

Bleibt die Frage nach dem Geld für Nawalnys Behandlung. Auf Nachfrage von t-online antwortet Prigoschins Firma "Konkord" an diesem Mittwoch: Das Geld sei an diesem Tag zurückgekommen. Rückfragen habe die Charité nicht beantwortet.

Das Unternehmen will aber beweisen, dass das Geld gezahlt wurde und veröffentlichte auf seiner Seite im russischen Netzwerk VK die Anfrage von t-online und Screenshots, die die Überweisung dokumentieren sollen.

Wenig später meldete sich die Charité bei t-online doch noch auf die Anfrage: "Wir haben es intern geprüft. Es gab keinen entsprechenden Geldeingang bei uns."

Damit ist die Zahlung entweder auf dem Weg zur Charité blockiert worden. Oder es stehen Aussagen gegen Aussage. Auf der einen Seite der Mann, der als Schlüsselfigur hinter einer Trollarmee und Falschmeldungen zur russischen Einmischung in die US-Präsidentenwahl gilt sowie auf einer Sanktionsliste der USA steht, auf der anderen Seite eine der renommiertesten Kliniken der Welt.

Für Behandlung bezahlen Privatpersonen

Prigoschins Firma zieht die Sanktionsliste als Erklärung heran, warum das Geld zurückgekommen sei. Ein weiterer Grund bestehe darin, dass die Charité dem Geldgeber Informationen zur Vergiftung und zur Behandlung hätte geben müssen, die sie der Öffentlichkeit vorenthalte. Eine kühne Erwartung: Ein Recht, als Zahler einer Behandlung Einblicke in private Patienten-Informationen zu erhalten, gibt es nicht.

Ein Recht auf Informationen, wer für Nawalnys Behandlung bezahlt, gibt es ebenfalls nicht. Der deutsche Steuerzahler ist es nicht, wie der Berliner Senat am Mittwoch auf eine Anfrage eines AfD-Abgeordneten mitteilte: "Es liegt eine Kostenübernahmezusage durch Privatpersonen vor."

Wie hoch die Kosten für die Behandlung des russischen Oppositionellen nach dem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok ist, kann die Klinik laut Senat aber noch nicht angeben: "Aufgrund der spezifischen Umstände des Falles und der damit verbundenen diagnostischen und therapeutischen Besonderheiten sieht sich die Charité zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in der Lage, belastbare Aussagen zu den angefallenen bzw. erwarteten Behandlungskosten zu treffen."

Eine Million Rubel – also gut 10.000 Euro – würden wohl kaum ausreichen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • NZZ: Nawalny liquidiert seine Stiftung – zumindest auf dem Papier
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