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Abstimmung um May-Nachfolge: Boris Johnson triumphiert erneut


Ein Kandidat fliegt raus
Abstimmung um May-Nachfolge – Johnson triumphiert erneut

Von dpa, afp, jmt, aj

Aktualisiert am 18.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson: Aus einer Abstimmung um die Nachfolge von Theresa May geht er erneut gestärkt hervor.Vergrößern des Bildes
Der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson: Aus einer Abstimmung um die Nachfolge von Theresa May geht er erneut gestärkt hervor. (Quelle: Rob Pinney/imago-images-bilder)

In der zweiten Wahlrunde im Kampf um das Amt des Parteichefs der britischen Konservativen ist erneut Boris Johnson klarer Favorit. Ob er das Land am 31. Oktober in einen Brexit ohne Abkommen führen würde, lässt er bei einer TV-Debatte offen.

Im Wettstreit um das Amt des Tory-Parteichefs und künftigen britischen Premierministers filtern die konservativen Abgeordneten am Mittwoch einen weiteren Bewerber aus. Das verbliebene Feld von fünf Kandidaten soll in einer dritten Wahlrunde verkleinert und bis Donnerstag nochmals auf zwei reduziert werden. Die beiden verbliebenen Bewerber sollen dann in einer Stichwahl gegeneinander antreten – wobei Ex-Außenminister Boris Johnson bereits als gesetzt für das Duell gilt.

Johnson erhielt am Dienstag 126 der 313 Stimmen aus der Tory-Fraktion und zieht damit als haushoher Favorit in die nächste Wahlrunde am Mittwoch. Ebenfalls eine Runde weiter sind Außenminister Jeremy Hunt, Umweltminister Michael Gove, Innenminister Sajid Javid sowie Überraschungskandidat Rory Stewart. Ex-Brexit-Minister Dominic Raab verfehlte dagegen die Hürde von 33 Stimmen.

TV-Debatte

Bei einer TV-Debatte zwischen den fünf verbliebenen Bewerbern in der BBC am Abend wollte sich Johnson nicht festlegen lassen, ob er das Land im Zweifel auch ohne Abkommen am 31. Oktober aus der EU führen wird. "Wir müssen rauskommen", sagte er. "Ansonsten, fürchte ich, werden wir einen katastrophalen Vertrauensverlust in die Politik erleben." Gleichzeitig betonte er, niemand wolle einen "ungeordneten Brexit".

Johnson will das drei Mal im Parlament gescheiterte Brexit-Abkommen mit Brüssel nachverhandeln. Die EU lehnt das aber kategorisch ab. Einziger Ausweg, um den Austritt trotzdem rechtzeitig zu vollziehen, wäre ein No-Deal-Brexit, auf den viele Johnson-Unterstützer hoffen. Experten rechnen für diesen Fall jedoch mit drastischen Konsequenzen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche.

Bisher hatte sich der für provokante Äußerungen berüchtigte Johnson in der Öffentlichkeit auffällig zurückgehalten. Auch am Dienstagabend präsentierte er sich verhältnismäßig zahm. Der Politiker, der am Mittwoch seinen 55. Geburtstag feiert, gilt im Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May als kaum noch zu schlagen. Johnson war einer der Wortführer für den Brexit vor der Volksabstimmung im Juni 2016. Die Briten hatten sich damals mit knapper Mehrheit für den EU-Austritt ausgesprochen.

Nur ein Kandidat lehnt einen No-Deal-Brexit ab

Einziger Kandidat, der einen ungeordneten Brexit ablehnt, ist Stewart. Er will notfalls mithilfe einer Bürgerversammlung doch noch eine Mehrheit für den Brexit-Deal im Parlament zusammenbekommen. Er forderte den Ex-Außenminister bereits mehrfach dazu auf, zu erklären, wie er seine vollmundigen Versprechungen in Sachen EU-Austritt in die Realität umsetzen will. Spekulationen Stewart könne erheblichen Druck auf Johnson aufbauen, bestätigten sich in der Fernsehdebatte am Dienstag jedoch nicht.

Bei der Abstimmung in der Fraktion hatte Stewart zuvor einen deutlichen Erfolg eingefahren. Der Entwicklungshilfeminister konnte die Zahl seiner Unterstützer seit der ersten Abstimmungsrunde beinahe verdoppeln. Anders als seine Mitbewerber schielt er nicht auf einen Ministerposten in einer Johnson-Regierung. Ob er die nächste Abstimmungsrunde am Mittwoch überstehen wird, und sich zum Johnson-Gegenspieler entwickeln kann, scheint aber fraglich.

Bis Donnerstag soll die Zahl der Bewerber in weiteren Wahlrunden, bei denen jeweils der Letztplatzierte rausfliegt, von der Fraktion auf zwei reduziert werden. Wer von den beiden Parteichef und damit Premierminister wird, sollen dann die rund 160.000 konservativen Parteimitglieder entscheiden. Umfragen zufolge ist Johnson an der Basis unangefochtener Spitzenreiter. Viele trauen ihm zu, enttäuschte Brexit-Wähler, die sich von den Tories abgewendet haben, zurückzugewinnen. Bis zur Woche vom 22. Juli soll feststehen, wer neuer Regierungschef in Großbritannien wird.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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