Erdogan zum Fall Khashoggi "Der Mord war geplant"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der türkische Präsident Erdogan widerspricht im Fall Khashoggi dem saudischen Königshaus – der Tod des Journalisten sei nicht Folge einer spontanen Schlägerei gewesen, sondern ein "barbarischer, geplanter Mord".
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Fall Jamal Khashoggi von einem "barbarischen geplanten Mord" gesprochen. Die Türkei habe "starke Beweise in der Hand", sagte er während einer Fraktionssitzung seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. Er widersprach damit direkt der saudischen Führung, es habe sich bei Khashoggis Tod um die Folge einer spontanen Auseinandersetzung im Konsulat in Istanbul gehandelt.
Erdogan: "Eine Frage des Gewissens"
"Das saudische Regime hat versucht, sich seiner Verantwortung zu entziehen", sagte Erdogan. Die Türkei werde das nicht dulden. "Diese Attentate und Morde in unserem Land werden wir aufklären – davon wird uns niemand abhalten können." Auch diplomatische Immunität werde Verantwortliche nicht schützen. Das sei "auch eine Frage des Gewissens".
Bahnbrechend neue Details gab Erdogan allerdings wider Erwarten nicht preis. Die Türkei erwarte von Saud-Arabien, alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Erdogan. Die Namen der von Saudi-Arabien festgenommenen Personen stimmten mit jenen überein, die türkische Ermittler identifiziert hätten. Ihnen müsse in Istanbul der Prozess gemacht werden.
Das sind Erdogans Fragen an das Königshaus
Es stellten sich aber weitere Fragen, sagte Erdogan: "Wer gab den Personen den Befehl nach Istanbul zu reisen? Warum wurde das Konsulat erst nach Tagen für die Ermttlungen geöffnet? Warum gab Saudi-Arabien unhaltbare Erklärungen ab? Warum haben wir die Leiche noch nicht gefunden?" Um Antworten zu finden müsse eine unabhängige Kommission den Fall untersuchen. Dafür wolle die Türkei mit internationalen Institutionen zusammenarbeiten. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, ein enger Vertrauter des Kronprinzen habe den Mordbefehl per Skype erteilt.
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Bislang hatten die türkischen Behörden noch keine Stellungnahme zum offiziellen Stand der Ermittlungen abgegeben. Seit dem Verschwinden des Mannes hatten Regierungsmitglieder und Angehörige der Sicherheitskräfte anonym Informationen an türkische und US-Medien weitergegeben, ohne jedoch Beweise vorzulegen. Auch woher die Informationen stammten, blieb unklar. Experten vermuten, der türkische Geheimdienst höre die saudi-arabische Botschaft ab, wolle das aber nicht zugeben.
- mit Material von dpa, AFP, Reuters