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Iran: Präsident Raisi ist tot – Staatsoberhaupt ernennt Übergangspräsidenten


Nach Hubschrauberabsturz
Irans Staatsoberhaupt ernennt Übergangspräsidenten

Von t-online, dpa, afp, aj, sic

Aktualisiert am 20.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Präsident stirbt bei Absturz: Aufnahmen zeigen die Unglücksstelle. (Quelle: t-online)
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Der abgestürzte Helikopter des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi wurde gefunden. Alle neun Insassen sind tot. Das Regime will derweil einfach weitermachen wie bisher.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das teilte ein iranischer Regierungsvertreter laut der Nachrichtenagentur Reuters am Montag mit. Auch die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete, dass Raisi unter den neun Toten des Absturzes sei. Ebenfalls sei Außenminister Hossein Amirabdollahian, der mit Raisi im Hubschrauber saß, ums Leben gekommen.

Die Leichen des iranischen Präsidenten und weiterer Opfer wurden an der Absturzstelle des Präsidenten-Helikopters geborgen, meldete der Rote Halbmond am Montagvormittag. Sie würden nun in die Stadt Täbris im Norden des Iran gebracht, sagte der Leiter des iranischen Roten Halbmonds, Pirhossein Kooliwand, im iranischen Staatsfernsehen. Damit sei die Rettungsaktion vorerst beendet. Die Rettungskräfte fanden demnach keine Anzeichen für Überlebende.

Trauerfeier ist bereits angesetzt

Die iranische Regierung bestätigte am Montag den Tod Raisis: "Der hart arbeitende und unermüdliche Präsident des iranischen Volkes (...) hat sein Leben für die Nation aufgeopfert", schreibt sie in einer Mitteilung. Als temporärer Nachfolger übernimmt nun der bisherige Vizepräsident Mohammed Mochber das Amt bis zu Neuwahlen, erklärte Staatsoberhaupt Chamenei am Montag. Für den morgigen Dienstag sind zudem Trauerfeierlichkeiten vorgesehen. Zunächst sei am Morgen eine Zeremonie im Nordwesten in der Provinzhauptstadt Tabris geplant, danach in der religiösen Hochburg und Pilgerstadt Ghom, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Das Datum für die Beerdigung Raisis und Amirabdollahians ist noch nicht bekannt. Raisi soll in seiner Heimatstadt Maschhad begraben werden.

Der iranische Präsident befand sich zusammen mit seinem Außenminister auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Alijew, als ihr Hubschrauber am Sonntagnachmittag im Nordwesten des Landes verschollen ging.

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Drohnenbilder zeigen Helikopter-Wrack

Dutzende Rettungsteams suchten infolgedessen auch nach Einbruch der Dunkelheit bei schwierigen Wetterverhältnissen mit Regen und Nebel in dem bergigen Terrain nach dem Hubschrauber und den Insassen. Nach einer mehrstündigen Suchaktion fanden Einsatzkräfte den Helikopter am Montagmorgen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte von einer Drohne aufgenommene Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen. Die Rettungskräfte verschafften sich einen Überblick. In einem Video beschrieben sie die Kabine des Hubschraubers als "völlig ausgebrannt".

Irans Regierung: Werden ohne "geringste Störung" weiterarbeiten

Irans Kabinett kam unterdessen zunächst in der Nacht zu einer Notsitzung zusammen. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete die Sitzung am späten Abend. Am Montagmorgen hat sich das Kabinett dann erneut zu einer Dringlichkeitssitzung unter Leitung des Vizepräsidenten getroffen, wie staatliche Medien berichten. Staatsmedien teilten ein Bild aus dem Kabinettssaal: Am Stuhl, auf dem Raisi normalerweise sitzt, hängt eine schwarze Trauerbinde. Daneben steht ein Bild des Präsidenten.

Vizepräsident Mochber ist gemäß Protokoll im Todesfall Raisis der Regierungschef. Am Montag hat Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Chamenei Mochber zum Interims-Regierungschef erklärt. Innerhalb von 50 Tagen müssen Neuwahlen stattfinden.

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Der X-Account von Ebrahim Raisi teilte am Montagmorgen einen Koranvers. "Friede sei mit Abraham. So belohnen wir die, die Gutes tun. Er ist einer unserer treuen Diener", ist dort zu lesen.

Im Anschluss an die Dringlichkeitssitzung erklärte die iranische Regierung, sie werde nach dem Tod des Ebrahim Raisis ohne "die geringste Störung" weiterarbeiten. "Der hart arbeitende und unermüdliche Präsident des iranischen Volkes (...) hat sein Leben für die Nation aufgeopfert", erklärte die Regierung am Montag. "Wir versichern der loyalen Nation, dass es mit Gottes Hilfe und der Unterstützung des Volkes nicht die geringste Störung in der Verwaltung des Landes geben wird."

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Auch das iranische Staatsoberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei, rief die Bevölkerung auf, sich "keine Sorgen" zu machen. "Es wird keine Unterbrechung im Handeln des Landes geben", sagte Chamenei am Sonntag in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede vor Familien von Revolutionsgardisten. Er hoffe, "dass Gott den Präsidenten und seine Begleiter in die Arme der Nation zurückbringt".

Raisi hatte vor dem Unfall gemeinsam mit Aserbaidschans Staatschef Alijew ein Staudammprojekt eingeweiht. Sein Hubschrauber war Teil eines Konvois von insgesamt drei Maschinen. Zwei der Helikopter landeten sicher in Täbris im Nordwesten des Iran, nicht aber der Hubschrauber mit Raisi an Bord.

Mehrere Staaten boten Hilfe an

Im Laufe des Sonntagabends boten verschiedene Länder und Institutionen dem Iran bei der Suche ihre Hilfe an: Der für die EU-Krisenhilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic schrieb auf der Plattform X, auf das iranische Hilfeersuchen hin werde der Kartenservice des Copernicus Notfalldiensts der Europäischen Kommission aktiviert. Der Dienst liefert eigenen Angaben zufolge auf Abruf detaillierte Informationen für Notfallsituationen, indem er auf Satellitenbasis Geodaten und Bilder bereitstellt.

Auch Staaten der Region wie der Irak, Kuwait, Katar, Saudi-Arabien und Syrien, aber auch Moskau zeigten sich besorgt. Die Türkei entsandte ein Team von Bergrettern und einen Hubschrauber mit Nachtsichtausrüstung für die Suche nach dem Präsidenten-Helikopter. Die Regierung in Washington erklärte, sie verfolge die Ereignisse.

Aserbaidschans Präsident Alijew schrieb im Onlinedienst X, er sei "zutiefst beunruhigt über die Nachricht, dass ein Hubschrauber mit der hochrangigen Delegation an Bord im Iran eine Bruchlandung hatte". Er bete für Präsident Raisi und seine Begleiter.

Landesweit versammelten sich Gläubige in Moscheen und auf Plätzen zum Gebet für Raisis Rettung. Innenminister Wahidi rief die Bevölkerung auf, sich "ausschließlich im Staatsfernsehen" über die weiteren Entwicklungen zu informieren und ausländischen Medien nicht zu trauen.

Seit 2021 im Amt

Nach dem Absturz entbrannten Spekulationen, ob der Absturz auf schlechtes Wetter, einen technischen Defekt am Hubschrauber oder gar Sabotage zurückzuführen sei. Klarheit darüber gab es bis zum Montagmorgen nicht.

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Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen.

Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident des Irans vereidigt. Der 63 Jahre alte, erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell der Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Mehr über seinen Werdegang lesen Sie hier.

Laut Verfassung ist Raisi nur die Nummer zwei im Land, weil Chamenei das eigentliche Staatsoberhaupt ist und auch das letzte Wort in allen strategischen Belangen hat. Seit 2019 steht Raisi auf einer Sanktionsliste der USA. Ihm werden "schwere Menschenrechtsverbrechen" zur Last gelegt, was die Behörden in Teheran nachdrücklich zurückweisen.

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