Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Auch unter erschwerten Kriegsbedingungen ist auf die ukrainische Rüstungsindustrie Verlass. Und Scholz will wieder mit Putin reden - einen konkreten Zeitpunkt gibt es aber nicht. Die News im Überblick.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist mit der aktuellen Leistung der Rüstungsindustrie seines Landes zufrieden. Auch unter Kriegsbedingungen erreiche sie erhöhte Produktionsziele, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft unter Berufung auf einen Bericht des Ministeriums für strategische Industrien. "Und das ist wichtig", betonte er.
Bei Beratungen mit seinem Verteidigungsminister Rustem Umjerow sei auch über die Umsetzung des ukrainischen Raketenbauprogramms gesprochen worden. "Jeder sieht, dass seine Ergebnisse immer weitreichender werden, angenehm für die Ukraine und genauso unangenehm für den Feind, wie es notwendig ist." Aktuell setzt die Ukraine auf dem Schlachtfeld überwiegend Raketen ein, die von US-amerikanischen oder europäischen Partnern geliefert werden.
USA kündigen Industriekonferenz mit Ukraine an
Die USA wollen bei einer Konferenz im Dezember über die Waffenproduktion mit der Ukraine beraten. Dazu laden die USA am 6. und 7. Dezember zu einem Treffen, an dem Vertreter der US-Regierung und der Ukraine teilnehmen sollen, wie das Weiße Haus mitteilte.
Man wolle dabei die "Möglichkeiten für Koproduktionen und andere industrielle Kooperationen in der Ukraine" erkunden. Die Konferenz sei Teil der Bemühungen der US-Regierung, die "Waffenproduktion zur Unterstützung des ukrainischen Kampfes für Freiheit und Sicherheit" erheblich zu steigern.
Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 haben die USA unter Führung des demokratischen Präsidenten Joe Biden militärische Hilfe in Milliardenhöhe für Kiew bereitgestellt oder zugesagt. Die Ukraine ist seit Kriegsbeginn um einen Ausbau der eigenen Rüstungsindustrie bemüht, um von der Abhängigkeit von Waffen- und Munitionslieferungen aus dem Ausland loszukommen.
Neue russische Drohnenangriffe gemeldet
Die ukrainische Luftabwehr hat am späten Freitagabend erneut russische Drohnen gesichtet. Eine Gruppe der unbemannten Kamikaze-Flieger aus iranischer Produktion sei im Osten des Landes gesichtet worden, die zweite Gruppe überflog den Süden der Ukraine, wie die ukrainische Luftwaffe auf Telegram berichtete.
Kiew: Schwere Kämpfe bei Cherson
Nach den überraschenden Vorstößen ukrainischer Truppen über den Dnipro bei Cherson im Süden der Ukraine dauern die schweren Kämpfe in der Region an. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, sei die Aufgabe der über den Fluss übergesetzten Truppen, "Ablenkungsmanöver, Überfälle und Aufklärungsaktionen durchzuführen".
Unter anderem sollten Nachschubwege der russischen Militärs sowie Artilleriestellungen ausgekundschaftet werden. Eine der Hauptaufgaben sei jedoch, die russischen Truppen so weit wie möglich vom Dnipro-Ufer zurückzudrängen, um die ständigen russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung über den Fluss hinweg zu unterbinden.
Die Ukraine wehrt seit beinahe 21 Monaten mit massiver westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab. Die russische Armee hatte sich nach erfolgreichen ukrainischen Gegenschlägen vor gut einem Jahr aus dem nordwestlichen Teil des Gebietes Cherson hinter den Fluss Dnipro zurückziehen müssen. Seither bildet der Dnipro dort die Frontlinie.
Schäden an Infrastruktur in Ukraine nach schwerem Drohnenangriff
Bei schweren russischen Drohnenangriffen sind in den südukrainischen Gebieten Saporischschja und Odessa nach Angaben aus Kiew Objekte der Energieinfrastruktur getroffen worden. Landesweit seien in der Nacht zum Samstag 29 der 38 gestarteten Kamikaze-Drohnen vom Typ Shahed abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe auf ihrem Telegram-Kanal mit. Laut der Kommandostelle Süd der ukrainischen Streitkräfte brach durch den Drohneneinschlag in Odessa ein Brand in einem Verwaltungsgebäude eines Energiekomplexes aus. Eine Person sei verletzt, das Feuer inzwischen unter Kontrolle gebracht worden, hieß es.
Unicef: Millionen Kinder brauchen Hilfe
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef ruft zu verstärkter Hilfe für Kinder in der Ukraine auf. "Es gibt in der ganzen Ukraine inzwischen kein Kind mehr, das von diesem Krieg verschont geblieben ist", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Er unterstrich die Notwendigkeit psychologischer Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die von den seelischen Belastungen des Kriegs schwer betroffen seien. "Mit aller Vorsicht schätzen wir die Zahl behandlungsbedürftiger Minderjähriger auf 1,5 Millionen."
Putin: Fenster nach Europa bleibt offen
Russland hält das Fenster nach Europa nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin weiter geöffnet. Auch wenn darüber nachgedacht werde, das Fenster zuzudrücken, werde dies nicht geschehen, sagte Putin in Sankt Petersburg beim Internationalen Kulturforum.
"Wenn es weht, denkt man, es (das Fenster) zuzumachen, um sich nicht zu erkälten", wurde Putin von der Staatsagentur Tass zitiert. "Aber wir haben gutes Wetter", fügte er hinzu. "Wir schließen nichts, wir haben keinen Konflikt mit der europäischen Gesellschaft." Vielmehr erlebe Russland mit der europäischen Elite "schwere Zeiten".
Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die Europäische Union und eine Reihe westlicher Staaten wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland und seine Politiker verhängt.
Scholz will wieder mit Putin reden
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die seit einem Jahr anhaltende Funkstille mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin irgendwann beenden. "Ich werde mit ihm reden", sagte er bei einem Bürgergespräch in Nuthetal bei Potsdam. Einen Zeitpunkt für ein Gespräch nannte er aber nicht. Man könne da nicht nach dem Motto verfahren: "Ich geh mal mit jemandem Kaffee trinken, und wir werden uns schon am Ende einigen." Derzeit lasse Putin nicht erkennen, "dass er irgendwie sich auf irgendetwas einlassen würde".
Scholz und Putin haben zuletzt am 2. Dezember vergangenen Jahres telefoniert. Der Kanzler hat immer wieder gesagt, dass er grundsätzlich zu weiteren Gesprächen bereit sei, aber dass dazu auch Bewegung bei Putin Bewegung erkennbar sein müsse.
- Nachrichtenagentur dpa