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Brexit-Verhandlungen: Europäische Union bietet London längere Übergangsfrist


Kritische Verhandlungen
Europäische Union macht Brexit-Zugeständnisse

Von reuters, dpa, dru, jmt

Aktualisiert am 17.10.2018Lesedauer: 3 Min.
Brexit schon 2019 – oder erst 2020? Die EU kommt Großbritannien nun etwas entgegen.Vergrößern des Bildes
Brexit schon 2019 – oder erst 2020? Die EU kommt Großbritannien nun etwas entgegen. (Quelle: Simon Dawson/reuters)

Die Brexit-Verhandlungen stehen auf der Kippe. Nun geht die EU einen Schritt auf London zu. Wird die massiv bedrängte Premierministerin May dieses Angebot annehmen?

In den festgefahrenen Brexit-Verhandlungen geht die Europäische Union offenbar einen Schritt auf Großbritannien zu. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, hat Brüssel der Regierung in London eine längere Übergangsfrist nach dem offiziellen Austrittsdatum vorgeschlagen. Im Gegenzug müsse Premierministerin Theresa May Zugeständnisse in der Streitfrage um die irische Grenze machen, berichtet auch die "Financial Times".

EU-Austritt: 2019 oder 2020?

Die "FAZ" zitiert aus einem internen Bericht der Bundesregierung über die am Sonntag vorläufig abgebrochenen Brexit-Verhandlungen. Darin heißt es: "Die Kommission habe den Versuch unternommen, Großbritannien möglichst weit entgegen zu kommen, etwa indem sie eine Verlängerung der Übergangsperiode ins Spiel gebracht habe."

Bislang soll Großbritannien nach dem EU-Austritt am 29. März 2019 ein Verbleib in Zollunion und Binnenmarkt bis Ende 2020 eingeräumt werden. Die Phase soll beiden Seiten dazu dienen, die künftigen Beziehungen zu ordnen. Diese Periode des Übergangs könnte nun ausgedehnt werden.

Knackpunkt ist die Grenze in Irland

Zuletzt standen die Verhandlungen über einen geordneten Austritt Großbritanniens aus der EU auf der Kippe. Am Sonntag scheiterte eine Einigung über die künftige Regelung an der Grenze zwischen Irland und Nordirland. Einen Tag später warf May im britischen Parlament der EU vor, sie riskiere mit ihrer derzeitigen harten Haltung einen chaotischen Brexit.

Vor dem am Mittwoch beginnenden EU-Gipfel zum Brexit sagte Ratspräsident Donald Tusk, das Szenario eines harten Ausstiegs sei "wahrscheinlicher als jemals zuvor". Auf solch ein Szenario müsse man sich vorbereiten. Die Bundesregierung bereitet bereits Notfall-Gesetze vor. FDP-Vorsitzender Christian Lindner kritisiert das aber, als nicht weitreichend genug.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete nach Angaben aus Kreisen der Unionsfraktion die Brexit-Verhandlungen am Dienstag als "Quadratur des Kreises". Tusk sprach von einem "Gordischen Knoten". Für einen Durchbruch bräuchte man nicht nur guten Willen, sondern auch Fakten, sagte Tusk.

Wie stark ist Mays Rückhalt?

Für den anstehenden Verhandlungspoker in Brüssel brachten beide Seiten am Dienstag ihre Truppen in Stellung. May beschwor nach den Worten ihres Sprechers die Einheit ihrer Ministerriege. Wenn das Kabinett geschlossen hinter ihr stehe, sehe sie eine Chance für ein Brexit-Abkommen. Der Sprecher betonte, dass ranghohe Minister May unterstützten. Es gebe auch keine Rücktrittsdrohungen. Zuvor hatte es Gerüchte über Frontenbildung im Kabinett gegeben.


May beißt bislang mit ihren Forderungen zu Irland in der EU auf Granit. Zugleich hat sie innenpolitisch extrem wenig Handlungsspielraum. Kategorische Brexit-Befürworter in der eigenen Partei lehnen eine dauerhafte Anlehnung an die EU ab, mit der May die irische Grenzfrage lösen will. Die nordirische Partei DUP, auf deren Stimmen May im Parlament angewiesen ist, blockiert wiederum Kompromissvorschläge der EU. Diese will Nordirland notfalls faktisch in einer Zollunion und im EU-Binnenmarkt halten, damit die EU-Grenze auf der Insel offen bleiben kann. Diesen Sonderstatus lehnt die DUP ab.

Die nächste Weichenstellung findet am Mittwoch und Donnerstag statt. Dann werden die Staats- und Regierungschefs der verbleibenden 27 EU-Staaten in Brüssel darüber befinden, ob der jetzige Stand der Gespräche zwischen London und Brüssel ausreicht, um wie geplant einen Sondergipfel im November anzusetzen. Falls wegen des Streits die Einigung erst im Dezember zustande komme, könnte es zeitlich sehr eng werden, das Vorhaben durch das britische Parlament zu bekommen, sagte ein EU-Vertreter.

Verwendete Quellen
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