Konzeptfahrzeuge auf der IAA 2019 Ist das die Zukunft von Hyundai, BMW, Audi und Co.?
Studien und Concept-Cars waren mal die absoluten Hingucker auf den Automessen. Auf der IAA in Frankfurt kommen reale Ausblicke weit besser an.
Designstudien sind bei echten Auto-Cracks beliebt, verraten sie doch zumindest ein paar Details zukünftiger Modelle. Auch auf der IAA 2019 gibt es diese Ausblicke, und meistens fallen sie relativ "greifbar" aus, wie zum Beispiel in Halle 11 bei Hyundai. Das Elektro-Konzept "45" soll zeigen, wie die Themen Elektrifizierung, autonome Technologien und intelligente Lösungen in die Hyundai-Modelle integriert werden können. Und das sieht angenehm unaufgeregt und schnittig aus.
Optisch feiert das Konzeptfahrzeug die klaren Linien und die minimalistische Struktur der historischen Studie Hyundai Pony Coupé Concept von 1974. Das Auto, mit dem für Hyundai alles anfing. Die Zahl 45 im Namen steht für die 45-Grad-Winkel, in denen Heck- und Windschutzscheibe zur Karosserie stehen. Laut Hyundai entsteht dadurch eine diamanten-ähnliche Silhouette, die ein weiteres Designelement künftiger Hyundai-E-Autos erahnen lässt.
Türzierleiste informiert über Ladestand
"Sinnliche Sportlichkeit" will Hyundai mit dem modernen Fastback-Profil ausdrücken. Schokoladenseite des 45 ist die breite, einprägsame Front: Kinetische Würfel-Lampen in einem schmalen, schwarzen Kühlerband interpretieren den nüchternen Gittergrill des Pony Coupé Concept. Die Türen geben schon von außen Auskunft über die Reichweite des 45: Aktive Leuchtdioden in einer Zierleiste zeigen den Stand der Akkuladung an. In die Karosserie ist ein verstecktes Kamera-Überwachungssystem (Camera Monitoring System, CMS) integriert, das später mal für autonome Systeme genutzt werden kann.
Der Innenraum ist minimalistisch: Holz, Textil und Leder dominieren die Flächen, von oben fällt viel Licht durch ein großes Glasdach. Die Vordersitze lassen sich nach hinten drehen, so kann man lässig mit den Fondpassagieren parlieren, die auf breiten Lounge-Sesseln lümmeln. Neu ist der Projektionsstrahl, mit dem Fahrer und Beifahrer das Infotainmentsystem bedienen können. Diese Technologie ersetzt den bekannten zentralen Touchscreen durch eine Reihe von Bildschirmen und direkt ins Armaturenbrett integrierte Funktionen und Bedienelemente.
Bei Mercedes leuchten die Sterne
Fett, fetter, S-Klasse. Das gilt auch in Zukunft. Der Vision EQS gibt laut Mercedes-Benz "erstmals eine konkrete Vorschau auf das intuitive und digitale Interieur und Advanced MBUX zukünftiger Luxus-Limousinen" der Schwaben. Alle Einzelteile der Instrumententafel verschmelzen dabei zu einer flächigen Interieur-Skulptur, fabuliert der Pressetext. Und weiter: "Mercedes-Benz setzt mit dem Vision EQS ein klares Statement für das Fortbestehen hochwertiger Fahrzeuge und selbstbestimmten Fahrens." Das lassen wir mal so stehen.
Das berühmte Markenlogo darf künftig aktiv werden: 229 leuchtende kleine Einzelsterne bilden das fugenlos integrierte Heckleuchtenband der EQS-Studie. Vorn im digitalen Frontgrill komplettieren 188 Einzel-LEDs die spooky Lightshow. Mercedes verspricht sich davon eine faszinierende, dreidimensionale Tiefenwirkung. Kuriose Botschaft beim Betrachter: Unter der Haube ist nix außer Licht. Sei's drum. Bis zu 700 Kilometer Reichweite soll der Leuchtbrummer laut WLTP schaffen. Für standesgemäßen E-Allradvortrieb reichen ihm rund 480 PS und 760 Nm Drehmoment.
Beim Interieur will Mercedes konsequent auf nachhaltige und technologisch wegweisende Materialen setzen. Heimisches Riegelahorn-Holz, kristallweiße Microfaser aus recycelten PET-Flaschen, artifizielles (Kunst-)Leder. Dem Dachhimmel werden aufgearbeitete Plastikabfälle aus den Weltmeeren beigemengt.
BMW setzt auf Giga-Niere
Das Concept 4 von BMW ist im Vergleich dazu deutlich bodenständiger. Das schnieke Coupé gibt einen sehr realen Ausblick auf das 2020 kommende 4er Coupé. Wie den Luxusmodellen BMW 7 und X7 hat ihm das Designteam eine äußerst selbstbewusste, gigantische Niere zwischen die Voll-LED-Scheinwerfer gestanzt. Distinguierte Europäer mag es gruseln, auf dem asiatischen und auch dem amerikanischen Markt hingegen finden die PS-Fans das erfahrungsgemäß rattenscharf.
"Das BMW Concept 4 verkörpert die ästhetische Essenz der Marke BMW. Es verbindet ideale Proportionen mit klarem, präzisem Design", erklärt Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design. Auffallen um jeden Preis – wer das möchte, wird den nächsten 4er lieben. Und die beabsichtigte Abgrenzung zum Dreier darf vom Start weg als vollzogen gelten.
Unweit des rubinroten Concept 4 feiert der BMW Vision M NEXT Messepremiere. Wie der ebenfalls gezeigte BMW Vision i NEXT, das für 2021 avisierte neue Elektro-Flaggschiff der Münchener, steht der ultraflache Vision M NEXT für das BMW-Fahrerlebnis von morgen. Und auch da gilt: Selber fahren bleibt die Königsdisziplin. Der progressive Plug-in-Hybrid-Sportwagen BMW Vision M NEXT kann wahlweise mit elektrischem Allrad- oder puristischem Hinterradantrieb bewegt werden, rein elektrisch oder mithilfe eines aufgeladenen Vierzylinder-Ottomotors. Die Systemleistung beziffert BMW auf 600 PS. Von null auf Tempo 100 geht es in 3,0 Sekunden.
- Fotoshow: Konzeptautos auf der IAA 2019
- Geländewagen: Die neuen SUV und Offroader der IAA
- Fotoshow: Die Highlights der IAA
Audi leuchtet nach innen und außen
Solche Geschwindigkeiten sind beim Audi AI:TRAIL quattro nicht vonnöten. Das vierte "Use Case"-Visionsfahrzeug aus Ingolstadt soll autonomes Fahren und ausgeprägte Geländegängigkeit miteinander verbinden. Audi-Designchef Marc Lichte schwärmt: "Mit dem AI:TRAIL zeigen wir ein Offroad-Konzept mit emissionsfreiem E-Antrieb für ein neuartiges Fahrerlebnis abseits des Asphalts. Konsequent haben wir deshalb einen monolithischen Grundkörper mit maximaler Verglasung geschaffen, um eine intensive Verbindung zur Umgebung herzustellen. Ein Konzept für die nachhaltige Mobilität on demand." Große Worte.
Kompakte 4,15 Meter lang, bullige 2,15 m breit, dazu 1,67 m hoch und mit 34 Zentimeter Bodenfreiheit gesegnet. Optisch macht der großzügig verglaste Offroad-Hipster ein bisschen auf Mondlandefahrzeug. Dazu passen die 850 mm hohen 22-Zöller und die Rundumsicht wie im Helikopter. Statt klassischer Scheinwerfer hat der AI:TRAIL quattro unterhalb der A-Säulen freistehende Lichtquellen, die nach außen und nach innen strahlen können. Dimmbar und in der Leuchtrichtung steuerbar, kann das LED-Element als Tischlicht für die Kabine fungieren oder als Vorfeldbeleuchtung. Auch das Hecklicht kann Kunststücke: Es zieht sich in voller Breite über den gesamten Heckbereich und kann als Kofferraumbeleuchtung dienen – oder seinen Job als Rücklicht machen. Mal schauen, ob es das in die Serie schafft.
- Besuch auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA)