Jetzt erklärt es der Konzern Reifenluft kostet bei Esso bald einen Euro
Nach dem Testbetrieb hat der Esso-Konzern angekündigt, an allen Tankstellen die Reifenluft-Füllung nur noch gegen Geld anzubieten. Die entsprechenden Automaten sollen flächendeckend eingeführt werden. Die Maßnahme ist umstritten und den Frust bekommen vor allem die Tankstellenpächter zu spüren. Jetzt meldet sich Esso zu Wort.
Wer an Esso-Tankstellen seine Reifen mit Luft füllen will, muss zukünftig am entsprechenden Luft-Automaten einen Euro einwerfen. Dann hat er sechs Minuten Zeit, den Luftdruck seiner Reifen zu ergänzen. Das reine Prüfen des Luftdrucks bleibt dabei kostenlos, nur das Nachfüllen kostet Geld. Nach ersten Feldversuchen an verschiedenen Tankstellen will der Mineralölkonzern das jetzt flächendeckend einführen. Auch bei Shell laufen entsprechende Feldversuche.
Esso: Handgeräte veraltet und oft gestohlen
Gabriele Radke, Pressesprecherin von ExxonMobil, begründet diese Maßnahme damit, dass die alten Handgeräte zum Befüllen der Reifen defekt oder verdreckt seien und auch häufig gestohlen würden: "Hinzu kommen erhöhter Komfort und gesteigerte Sauberkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit der stationären Geräte." Radke ergänzt: "Es gibt viele Kunden, denen die Vorteile der Geräte, die wir seit zwei Jahren in Betrieb haben, wichtig sind und verstehen, dass wir dafür einen Kostendeckungsbeitrag erheben. "
Tankstellen-Personal kriegt den Ärger ab
Den Frust der Autofahrer bekommen vor allem die Betreiber der Tankstellen gleich doppelt zu spüren, wie die "Bergedorfer Zeitung" über eine Esso-Station berichtet, bei der bereits ein solcher Automat steht. Die Autofahrer laden verbal ihren Ärger an der Kasse beim Personal ab. Beim nächsten Mal tanken sie bei der Konkurrenz, sodass die entsprechenden Tankstellen Kunden verlieren.
ADAC und AvD lehnen Luft gegen Geld ab
Johannes Boos, Pressesprecher des ADAC, kritisiert diese Pläne der Mineralölkonzerne: "Die Einführung von Gebühren für die Kontrolle und Anpassung des Luftdrucks von Autoreifen an Tankstellen lehnt der ADAC vehement ab. Der Autofahrer erwartet an einer Tankstelle eine gewisse kostenlose Basisversorgung mit Scheibenwasser, Papierkorb, Reifenluft usw. So etwas gehört einfach bei einer Tankstelle dazu."
Besonders stört den ADAC, dass es sich bei der Luft um eine sicherheitsrelevante Wartung während der Fahrt handelt. Autofahrer würden schon bei kostenloser Reifenluft viel zu selten den Luftdruck ihrer Reifen prüfen und korrigieren. Dazu Boos: "Hierfür Geld zu verlangen, insbesondere für die Vorhaltung von Equipment für sicherheitsrelevante Wartungsarbeiten, ist aus Autofahrersicht nicht akzeptabel."
In die gleiche Kerbe schlägt auch Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland e.V. (AvD): "Der AvD befürchtet, dass eine kostenpflichtige Luftdruckkontrolle zu mehr Nachlässigkeit bezüglich des Reifendrucks führen wird, weil Autofahrer es bei der oberflächlichen Sichtkontrolle belassen, um den Luftdruck an anderer Stelle kostenfrei zu korrigieren.
Ein Mindestangebot an Service gehört zur Attraktion einer Tankstelle, an der inzwischen ohnehin viele Dienstleistungen bezahlt werden müssen oder nicht mehr angeboten werden."
Esso sieht mehr Sicherheit durch seine Geräte
ExxonMobile-Pressesprecherin Radke argumentiert dagegen und erklärt, dass die alten Handfüllgeräte gerade aus diesem Sicherheitsaspekt Nachteile haben. Zum einen läge das an mangelnden Präzision beim Füllen der Reifen und zum anderen an der sehr unkomfortable Nutzung, die Autofahrer ebenfalls abschrecken würde.
"Wer sitzt schon gerne in der Hocke und pumpt die Reifen manuell auf, um dann wieder Luft abzulassen, weil es zu viel war. An unseren stationären Geräten wird der benötigte Luftdruck am Display eingestellt und die Adaption geschieht automatisch" erklärt Radke und meint, dass dieser Komfort Autofahrer viel eher motiviere, den Reifendruck zu prüfen und zu korrigieren. Zudem können die Automaten auch auf Staubsaugen umgeschaltet werden, sodass der Kunde nach dem Reifenfüllen die Restzeit für die Reinigung seines Wagens einsetzen könne.
Nicht alle Tankstellenketten kassieren für Luft
Autofahrer müssen bisher nicht befürchten, dass alle Tankstellen dem Beispiel von Esso folgen. Auf Anfrage von t-online.de kommentiert Michael Cramer, Pressesprecher für die HEM-Tankstellen: "Der richtige Reifendruck ist entscheidend für die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge. Wo kämen wir denn hin, wenn wir für ein paar Euro mit der Sicherheit unserer Kunden spielen? Wir von HEM sind wie der ADAC strikt gegen Gebühren für die Benutzung von Luftdruckgeräten."