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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auto James-Bond-Lotus auf Tauchstation
Ein original bot nun das Auktionshaus RM Auctions in London zur Versteigerung an: den Lotus Esprit aus dem zehnten Bond-Abenteuer "Der Spion, der mich liebte" von 1977. Der Film etablierte nicht nur Roger Moore endgültig als Agent 007, sondern machte auch den Lotus Esprit zu einer Design-Ikone der siebziger Jahre. Der Preis des Lotus blieb mit 650.000 Euro unter den Erwartungen des Auktionshauses.
Der 007-Lotus versprühte gegen etwaige Verfolger nicht nur Zement und verschoss Raketen, sondern mutierte auf Knopfdruck sogar zum Mini-U-Boot. Am Ende einer spektakulären Verfolgungsjagd rast 007 ins Meer und geht damit auf Tauchstation.
Der Lotus in dieser Szene war ein spezielles Modell, das von einem Raketenantrieb auf die dafür nötige Geschwindigkeit gebracht worden war.
Für die Aufnahmen unter Wasser baute das Team um die Ausstatter Ken Adam und Derek Meddings insgesamt sieben Modelle, um die verschiedenen Transformationen vom Sportwagen in ein U-Boot filmen zu können. Doch nur eines davon ist tatsächlich ein voll funktionsfähiges U-Boot – nämlich genau der Lotus Esprit, der gerade versteigert worden ist.
Im Juni 1976 und damit zwei Monate vor Beginn der Dreharbeiten zu dem Bond-Film war der britische Sportwagen auf den Markt gekommen. Lotus-Pressesprecher Don McLaulan hatte einen Prototyp vor den Pinewood-Studios geparkt, >>
wo unter anderem die Szenen in dem Supertanker von Bonds Gegenspieler Stromberg (Curd Jürgens) gedreht wurden. Der schwergewichtige Bond-Prozent Albert R. "Cubby" Broccoli biss wie erhofft an. Kein Wunder: Mit seinen scharfkantigen Linien und Klappscheinwerfern wirkte der Esprit ultramodern und wie gemacht für das futuristische Ambiente, in dem das Leinwandabenteuer spielte. Lotus stellte mehrere Exemplare der nur 1,12 Meter flachen Mittelmotor-Renner aus der Feder von Designer Giorgio Giugiaro für die Aufnahmen zur Verfügung.
Anders als Roger Moore und Schauspielkollegin Barbara Bach als russische Agentin Anya Amasova benötigten die Insassen des Lotus Esprit unter Wasser Atemgeräte bzw. austrainierte Taucherlungen: Der Esprit ist nicht wasserdicht.
In den Unterwasserszenen, die wie schon die legendäre Taucherschlacht aus dem vierten James Bond-Film "Feuerball" vor den Bahamas gedreht wurden, kamen deswegen professionelle Taucher zum Einsatz. >>
Auf die technischen Spielereien des Bond-Autos mussten Lotus-Esprit-Fahrer im wirklichen Leben natürlich verzichten, was allerdings nicht allzu schwer fiel. Der Lotus Esprit versprach optisch mehr, als er halten konnte, und fuhr einfach nicht so extrem schnell, als dass sich sein Fahrer mittels Raketen den Weg hätte freischießen müssen. Ein Esprit mobilisierte aus einem Reihenvierzylinder mit zwei bzw. 2,2 Litern Hubraum 160 PS, was für einen Spurt von null auf 100 in etwa acht Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 210 und 220 km/h reichte. Damit war man zwar durchaus jemand auf den Autobahnen der siebziger Jahre, aber manch potente Mittelklasselimousine wie etwa der BMW 528i hielt da locker mit.
Der Flachmann als Kurvenkünstler
Auf den verwinkelten Bergstraßen auf Sardinien, wo die wilde Verfolgungsjagd mit dem Lotus entstand, schlug sich der Esprit allerdings hervorragend: Sein niedriger Schwerpunkt und die direkte Lenkung machten den Flachmann zu einem Kurvenkünstler ersten Ranges. Endgültig zu einem ernsthaften Sportwagen mutierte allerdings erst der 1981 vorgestellte Lotus Esprit mit Turbomotor und mindestens 210 PS. Der Lader trieb den Esprit in weniger als sieben Sekunden von null auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von fast 240 km/h. Der Turbo-Esprit kam in einem weiteren 007-Abenteuer zum Einsatz: "In tödlicher Mission" von 1981.
Von einem Ford Thunderbird zum Lotus
Bond-Schöpfer Ian Fleming hätte der Lotus Esprit wohl gefallen. In seinem gleichnamigen Roman (es war übrigens wie der Film der zehnte 007-Titel) hatte er James Bond noch ans Steuer eines amerikanischen Ford Thunderbird gesetzt, den Fleming auch im wirklichen Leben fuhr. Doch der Roman zeigte den Geheimagenten aus einer völlig neuen Perspektive und kam bei Lesern und Kritikern so schlecht an, dass Fleming den Produzenten der Bond-Filme vertraglich verbot, auch nur Teile der Handlung zu verwenden.
"Der Spion, der mich liebte" hatte als Film darum eine völlig neue Geschichte. >>
Gleichzeitig setzte er mit einem Budget von 14 Millionen Dollar, also knapp 10,5 Millionen Euro in Sachen Aufwand neue Standards in der Serie. Gut 75.560 Euro hatte allein der Umbau des Lotus Esprit gekostet, was heute etwa dem fünffachen Betrag entsprechen würde. Am 7.7.77 kam Bond Nr.10 ins Kino. Er traf genau den Nerv der Zeit und stellte mit einem Einspielergebnis von 185 Millionen Dollar, knapp 140 Millionen Euro weltweit sogar den bis dahin erfolgreichsten Bondfilm "Feuerball" von 1965 mit 106 Millionen Euro in den Schatten.
Die Auktion des "Submariner Car" fand vom 8. bis 9. September 2013 beim Londoner Auktionshaus RM Auctions statt. Der Preis des Unterwasser-Lotus Esprit blieb mit 550.000 Pfund, umgerechnet 650.000 Euro unter den Erwartungen. Das Auktionshaus hatte einen Preis zwischen 650.000 und 950.000 Pfund geschätzt.
Die Preisspanne bei Bond-Autos und Bond-Auktionen ist gewaltig. Während ein Aston Martin des Typs DB5 aus "Goldfinger" und "Feuerball" im Jahr 2010 für happige 3,3 Millionen Euro einen neuen Eigentümer fand, wechselte der Turbo-Esprit aus "In tödlicher Mission" im Jahr 2009 schon für vergleichsweise bescheidene 122.000 Euro den Besitzer. Spätestens ab den Siebzigern musste eben auch der britische Secret Service schon kräftig sparen.