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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neues aus der Fahrradwelt Von wegen "Drahtesel": Die fünf heißesten Fahrrad-Trends für 2024
Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen – und die Fahrräder kommen wieder aus Garagen und Kellern. Welche Trends Sie in diesem Jahr kennen sollten.
Der Frühling ist da – zumindest kalendarisch. Viele holen ihre Bikes wieder aus der Winterpause (was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie hier) – oder schauen sich nach einem neuen Zweirad um. In den vergangenen Jahren hat die Branche enorme Sprünge gemacht, E-Bikes stellen den Großteil der verkauften Modelle, und bei der Ausrüstung gibt es immer wieder spannende Neuerungen, die das Radfahren komfortabler, sicherer oder praktischer machen. Hier finden Sie fünf Trends, die Sie kennen sollten.
Trend 1: Licht, Schaltung, Blinker – Fahrräder mit mehr Hightech
Auch wenn es immer noch bezahlbare Fahrräder ohne viel Schnickschnack gibt: Wer will, kann sein Zweirad zum rollenden Hightech-Wunder machen. Und dazu gehört nicht nur der mittlerweile fast obligatorische E-Antrieb: Wie schon bei den Autos, sind auch bei Fahrrädern Automatikgetriebe immer mehr im Kommen. Als Fahrer legen Sie nur die Trittfrequenz fest, mit der Sie unterwegs sein wollen – stufenlose Getriebe stellen sich darauf ein.
Und auch die Zeiten von schmuddeligen Kettenschaltungen sind vorbei, wenn man es möchte: Moderne Antriebe kombinieren Antrieb und Schaltung in einem Gehäuse. Das kann die Wartungsanfälligkeit deutlich senken, ist aber derzeit noch extrem teuer: Eingebaut ist solch ein System beispielsweise im Crossover-Bike "Goroc TR:X" von Flyer – und das kostet stolze 8.699 Euro.
Doch nicht nur extrem teure Technik macht Fahrräder zu Fahrzeugen: Aktuell diskutiert die Politik darüber, ob Blinker auch für Fahrräder zugelassen werden. Vermutlich noch in diesem Jahr könnte es so weit sein, bei sogenannten S-Pedelecs oder mehrspurigen Rädern sind sie bereits erlaubt. Verschiedene Hersteller bieten schon Lösungen zum Nachrüsten an: Der Fahrradleuchten-Hersteller Busch & Müller hat gerade ein solches Blinkersystem vorgestellt. Rund 200 Euro sollen die vier kleinen Blinker mit Auslegern aus flexiblem und stabilem Gummi kosten, die über einen Wippschalter am Lenker gesteuert werden.
Auch Rückleuchten mit einem Beschleunigungssensor gibt es bereits: Sie erkennen einen Bremsvorgang anhand der Bewegungen des Fahrrads und leuchten auf, wenn das Bike langsamer wird.
Daneben verbessern die Hersteller auch die Beleuchtung ständig: Seit 2013 die Akkubeleuchtung gesetzlich zugelassen wurde, kamen immer neue Systeme hinzu, von LED-Leuchten bis hin zu extrem hellen Lichtern mit bis zu 300 Lux Lichtstärke und Fernlichtfunktion wie etwa das "IQ-XL E". Auch hier gilt: Alles hat seinen Preis. In diesem Fall beträgt er rund 300 Euro.
Trend 2: E-Bikes werden leichter
E-Bikes machen mittlerweile 80 Prozent der Fahrrad-Umsätze in Deutschland aus – die Verkaufszahlen haben sich seit 2013 vervierfacht. Für Berufspendler und Langstreckenfahrer bieten Pedelecs mit ihrer Tretunterstützung bis 25 km/h, aber auch S-Pedelecs (bis 45 km/h) Vorteile: Man schwitzt weniger und kommt weniger ausgepowert ans Ziel. Welche Vor- und Nachteile E-Bikes bieten und für wen sie wirklich geeignet sind, erfahren Sie hier. Doch die eingebaute Technik bringt auch mehr Gewicht und einen höheren Preis mit sich. Daher bieten immer mehr Hersteller E-Bikes mit kleineren Motoren oder Akkus an.
In diesen Fällen ist die elektrische Reichweite geringer, jedoch: "Speziell für Fahrten in der Stadt reichen solche Fahrräder vollkommen aus", sagt Gunnar Fehlau vom "Pressedienst-Fahrrad" (pd-f). Statt 600 oder 700 Wattstunden, wie sie Hochleistungssysteme mittlerweile bieten, kommen solche Bikes mit 400 Wattstunden aus. Das reicht in der Regel (und je nach Motor und dessen Verbrauch) für rund 70 Kilometer Tretunterstützung aus. Die geringere Anzahl an Batteriezellen führt zu einem geringeren Gewicht – und weniger Technik ermöglicht einen niedrigeren Preis.
Trend 3: Fahrräder werden immer besser gesichert
Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes zufolge stieg der Durchschnittspreis für ein Fahrrad auch aufgrund der E-Antriebe und gestiegener Produktions- und Materialkosten innerhalb von zehn Jahren (2013 bis 2022) von 520 auf 1.602 Euro. Fahrräder wurden also mehr als dreimal so teuer. Wenn Fahrräder immer wertvoller werden, müssen sie auch besser geschützt werden, damit Kriminelle sich nicht bereichern können. Statt dünner Zahlenschlösser bieten die Hersteller von Schlössern mittlerweile Hightechprodukte an, die beispielsweise Alarm auslösen, wenn das Fahrrad bewegt wird.
Passend zu den Fahrradpreisen sind aber auch solche Produkte teuer: Das Bügelschloss "Granit Super Xtreme 2500" von Abus ist mit Wolframcarbid überzogen, soll damit Akku-Winkelschleifer abwehren. Es kostet jedoch fast 300 Euro. Welche Fahrradschlösser bei der Stiftung Warentest gut abgeschnitten haben, erfahren Sie hier. Aber ein gutes Schloss allein reicht nicht aus – Sie sollten auch diese neun Fehler beim Abschließen Ihres Zweirades vermeiden.
Zusätzlich kommen immer mehr Systeme auf den Markt, mit denen sich gestohlene Fahrräder per GPS-Tracker orten lassen. Einige werden unsichtbar für Diebe direkt am Motor angebracht. Auch die sogenannten Airtags von Apple lassen sich mithilfe spezieller Halterungen an Fahrrädern befestigen – das geht auch bei Fahrrädern ohne Akku.
Trend 4: Wer redet noch vom Herren- und Damenrad?
Damenräder haben einen tiefen Einstieg, Herrenräder eine Querstange – so lautete jahrzehntelang die Zuordnung. "Das ist inzwischen vorbei", sagt Gunnar Fehlau vom "Pressedienst-Fahrrad" (pd-f). Sogenannte "Mixed"-Rahmen erleichtern den Einstieg für beide Geschlechter. Nicht nur, wer viel mit Satteltaschen unterwegs ist, schätzt diesen Vorteil.
Apropos Satteltaschen: Immer mehr Verzurrsysteme und Anbringungsmöglichkeiten für Taschen entern den Markt. Statt großer Haken sind Klicksysteme im Trend, die dezent am Taschenrücken angebracht sind.
Daneben ist die Vielfalt an Formen und Farben groß: Ob Lifestyle-E-Bike, ein kompaktes Bike mit 20-Zoll-Reifen und eindrehbarem Lenker, Cargobikes mit unterschiedlichsten Formen, Mountainbikes, Gravelbikes, also Rennräder mit Geländetauglichkeit, sportlich aussehende Dreiräder mit bequemem Sessel oder die puristische Rennmaschine – auch 2024 ist Vielfalt angesagt in der Welt der Fahrräder.
Trend 5: Es geht auch nachhaltiger
Fahrradfahren ist grundsätzlich nachhaltiger als die Nutzung vieler anderer Verkehrsmittel, stößt keine Abgase aus und ist gesund. Doch nicht alles in der Produktion und in der Verwertung ist nachhaltig. Mittlerweile versuchen aber Reifenhersteller wie Schwalbe, Altreifen wiederzuverwenden und daraus neue Pneus zu produzieren.
Auch Fahrradschläuche können in Teilen wiederverwertet und später dem Recyclingkreislauf zurückgeführt werden. Das Material TPU (steht für Thermoplastische Polyurethane) wird hier immer relevanter: Es lässt sich rein theoretisch komplett recyceln, wenn entsprechende Mengen an Material zur Verfügung stehen. Schläuche aus TPU sind leichter und dennoch stabiler als andere Produkte.
Auch Fahrradrahmen lassen sich aus recycelten Materialien herstellen, wie etwa bei Riese & Müller, wo das "Culture Mixte" zu 50 Prozent aus recyceltem Aluminium besteht. Im Zubehörbereich spielt Recyclingmaterial ebenfalls eine Rolle – bei Taschen, Lenkergriffen oder Regenjacken, bei denen teils alte PET-Flaschen, Reifen oder Jute zum Einsatz kommen.
- Mit Material des "Pressedienst-Fahrrad" (pd-f)
- zeit.de: "E-Bikes machen 80 Prozent des deutschen Fahrradumsatzes aus"
- umweltbundesamt.de: "Radverkehr"
- adac.de: "E-Bike-Akku: Was gibt es beim Kauf zu beachten?"
- Eigene Recherche