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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ihre Liebe zu Autos Warum Elizabeth II. Rolls-Royce den Laufpass gab
Queen Elizabeth II. hatte jahrzehntelang eine besondere Leidenschaft für Autos. Noch bis ins hohe Alter fuhr sie selbst.
Was für eine Ausnahme: 1965 war die britische Königin in einem Mercedes unterwegs. Bei einem Staatsbesuch in Deutschland stand die damals 39-Jährige in einem S 600 Landaulet und winkte den begeisterten Massen zu.
Doch ansonsten blieb Queen Elizabeth II. bis zu ihrem Tod eine automobile Patriotin, auch wenn die britischen Marken nach und nach an ausländische Konzerne verkauft wurden. Land Rover, Bentley und Rolls-Royce war die Königin besonders verbunden.
Wobei – Rolls-Royce sank in ihrer Gunst mit der Übernahme durch BMW deutlich: Während die ehemalige Tochtermarke Bentley Anfang der 2000er von VW übernommen wurde und weiter im Stammwerk in Crewe produzierte, wurden Teile der Rolls-Royce-Herstellung aus England verlagert. Die Monarchin zog ihre Konsequenzen und war seitdem in einem Bentley unterwegs. Doch dazu später.
Die Queen: eine gelernte Automechanikerin
Die Liebe der Queen zu Autos hatte schon in jungen Jahren begonnen: Sie war sogar gelernte Automechanikerin. Ab Februar 1945 lernte die damals 18-jährige Prinzessin in der britischen Armee das Schrauben an schweren Fahrzeugen und daneben auch das Fahren. "Princess Auto Mechanic" lautete deshalb auch ihr Kosename in diesen Jahren.
Das Autofahren ließ sie sich nie ganz nehmen
Einen Führerschein jedoch hatte sie nie: 74 Jahre lang war sie dank einer Ausnahmegenehmigung auf britischen Straßen unterwegs, ohne ein offizielles Dokument dafür zu besitzen.
2019, kurz vor ihrem 93. Geburtstag, verkündete die britische Boulevardpresse, die Queen gebe das Fahren in der Öffentlichkeit auf. Ihr Sicherheitsteam hatte ihr dazu geraten, nachdem ihr damals 97 Jahre alter Mann Prinz Philip in einen Unfall verwickelt gewesen war und sich mehrfach mit seinem Auto überschlagen hatte.
Dennoch: So ganz ließ sich die Queen das Fahren nicht nehmen. Wenn sie nach einer Krankheit kurz darauf wieder im Auto gesehen wurde, deuteten viele das als Zeichen dafür, dass es ihr besser ging – zum Beispiel im November 2021, als Elizabeth II. aufgrund von Erschöpfung für zwei Wochen Bettruhe verordnet bekommen hatte.
Danach erwischten sie Paparazzi im Park von Schloss Windsor. Dabei hielt es die Königin rustikal: Gummistiefel und Kopftuch gehörten zum typischen Ausfahrt-Outfit, wenn sie in ihrem Land Rover unterwegs war.
Die Staatskarossen: ohne Nummernschild und Leder
Deutlich eleganter ging es in den Staatskarossen zu. Seit 2015 übernahm die repräsentativen Pflichten ein umgebauter Range Rover mit Hybridantrieb. Bekannter dürfte vielen der auberginefarbene Bentley sein, der 2002 an das Königshaus übergeben wurde – pünktlich zum 50. Thronjubiläum. Dass es erstmals kein Rolls-Royce wurde, war dem Verkauf der britischen Traditionsmarke geschuldet.
Die Queen hatte seinerzeit die Verhandlungen um den Verkauf ihrer Stammmarke Rolls-Royce aufmerksam verfolgt. Am Ende, so heißt es, sorgte nach der Aufteilung in Rolls-Royce (BMW) und Bentley (VW) unter anderem auch das Verhandlungsgeschick von VW-Boss Ferdinand Piëch dafür, dass die Wahl der Königin auf Bentley fiel. 2002 wurde die Limousine ausgeliefert.
Basis der rund 11 Millionen Euro Limousine ist das Modell Arnage, dessen Radstand um fast 29 Zentimeter verlängert wurde. So kommt die Staatskarosse auf eine Länge von 6,22 Meter, ist knapp zwei Meter breit, 1,77 Meter hoch und aufgrund der vielen Sicherheitsfeatures auch weit über drei Tonnen schwer. Angetrieben wird sie von einem V8-Motor mit 406 PS. Für Langsamfahrten gibt es einen speziellen Getriebemodus, womit der Bentley mit 14 km/h an den Menschen vorbeirollen kann.
Queen Elizabeth konnte mit ihrer Körpergröße von 1,63 Metern fast aufrecht und dank weit öffnender Türen äußerst bequem in den Wagen einsteigen. Da ihr Gemahl, Prinz Philip, sie um ganze 25 Zentimeter überragte, wurde ihr Sitzpolster angehoben, sodass von außen beide Gesichter etwa auf gleicher Höhe erschienen.
Rings um die Sessel wurde auf Holz- oder Metallapplikationen verzichtet – damit Orden, Abzeichen, Dolch, Säbel oder Degen beim Fahren nicht klapperten.
- Streng geheim: Dieses Rätsel zum Tod der Queen wird nie gelöst werden
Bezogen sind die Sitze übrigens nicht mit Leder, sondern mit Stoff: Eine Tradition, denn ganz früher saßen die Kutscher vorne auf gegerbtem Leder, während die Herrschaften in der Kutsche auf wertvollen Stoffen Platz nahmen.
Ein Nummernschild brauchen die Staatskarossen auch nicht. Über der Windschutzscheibe ist das Wappen der Windsors angebracht. Und noch einen weiteren Trick beherrscht der Bentley: Die Kühlerfigur ist austauschbar. Der heilige George im Kampf mit dem Drachen wurde beim Grenzübertritt der Queen nach Schottland durch den schottischen Löwen ausgetauscht.
Prinz Philip hatte einen speziellen Leichenwagen
Queen Elizabeths Mann Prinz Philip hatte sich extra zu seiner Beisetzung einen Range Rover Defender umbauen lassen. Ob dieser bei der Beerdigung der Königin zum Einsatz kommt, ist noch nicht klar.
Dass ihr Sohn und Thronfolger, König Charles III., die anderen Staatskarossen übernimmt, scheint wahrscheinlich. Es wird sich zeigen, ob er jemals eine Ausnahme machen und für einen offiziellen Auftritt in einen Mercedes steigen wird.
- Archivmaterial
- autobild.de: "Die Queen kann Autos reparieren"
- auto-motor-sport.de: "Good bye, 'Princess Auto Mechanic'"