"Mon Chéri" Täuschung? Warum die "Piemont-Kirsche" eine Lüge ist
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"Mit der Piemont-Kirsche beginnt das Geheimnis von Mon Chéri", lautete der Werbespot für die Praline in den Neunzigern. Aber das Geheimnis ist eine Werbeerfindung.
Bald ist es wieder so weit. Die Kirschbäume werden blühen und die Menschen mit ihrem rosa Versprechen auf pralle Kirschen glücklich machen. Etwa zwei Kilogramm des Steinobstes isst jeder Deutsche im Jahr und tut damit etwas Gutes für Körper und Seele. Für viele ist die Kirschen dank jahrelanger Werbung aber auch untrennbar mit einer Süßigkeit verbunden: "Mon Chéri".
Die Praline des italienischen Herstellers Ferrero besteht aus einer Hülle aus Zartbitterschokolade. Sie ist mit Branntwein und einer sogenannten Piemont-Kirsche gefüllt, die jeder, der in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland Fernsehwerbung gesehen hat, kennt. Dabei gibt es sie in Wirklichkeit gar nicht. Wie die Mon-Chéri-Kirsche eigentlich heißen sollte, haben jetzt die "Badische Neuesten Nachrichten" recherchiert und aufgeschrieben.
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"Die Piemont-Kirsche ist lediglich der cleveren Werbestrategie eines italienischen Süßwarenproduzenten zu verdanken", schreibt die Zeitung. Das 1946 in Alba im Piemont gegründete Unternehmen habe die Kirschsorte quasi erfunden, um einen Bezug zu seiner eigenen Herkunft herzustellen. Und war damit äußerst erfolgreich.
Viele der "Mon Chéri"-Kirschen kommen aus Baden
Die Piemont-Kirsche wurde zu einem Qualitätsmerkmal stilisiert und den Kunden für den "kleinen großen Genuss" geradezu ins Ohr gepflanzt. Wenn zum Beispiel im Werbespot die fiktive Testerin Claudia Bertani mal wieder "auf der ganzen Welt" unterwegs ist, um nur die allerbesten Kirschen für "Mon Chéri" zu finden. "Denn nur die richtig knackigen, saftigen können zur Piemont-Kirsche werden", heißt es in der TV-Werbung.
Um die ganze Welt müsste Signora Bertani aber nicht unbedingt reisen, um jährlich insgesamt 130 Millionen Kilogramm Kirschen für ihre Firma einzukaufen. Wie "Badische Neueste Nachrichten" schreibt, kommt ein großer Teil der Ernte aus der Ortenau, Mittelbadens Obstgarten zwischen Schwarzwald und Rhein. Vor allem im Acherner Stadtteil Mösbach produzieren viele Landwirte das Steinobst für Ferrero. Eigentlich müsste die "Piemont-Kirsche" also "Mösbach-Kirsche" heißen.
Ferrero kauft seine Kirschen außerdem in Polen und Chile, heißt es. Was ihnen allen gemein sein muss, ist die Größe. Zwischen 18 und 21 Millimeter müssen die Kirschen groß sein, heißt es in dem Bericht, denn in einer Praline ist nicht viel Platz.
Auch die Sommerpause ist eine Erfindung
Und nicht nur die Piemont-Kirsche ist eine clevere Werbeerfindung. Auch die Sommerpause, die "Mon Chéri" jedes Jahr einlegt (angeblich freuen sich Kunden in aller Welt im September auf die Rückkehr der Praline) ist gar nicht nötig.
Die offizielle Begründung für die Pause beruht auf Qualitätsstandards (etwa der Kühlung beim Transport). Tatsächlich werden tendenziell weniger Pralinen im Sommer gegessen als in den Wintermonaten. So steigen die Umsätze der Likör-Praline nach einer Sommerpause jedes Jahr wieder stärker an.
- bnn.de: "Die Piemon-Kirsche aus Italien ist ein Mythos: So müsste sie eigentlich heißen"
- markenradar.com: "Mon Chéri macht Pause: Markenstärkung durch Abwesenheit"
- lgl.bayern.de: "Kirschen und Kirscherzeugnisse"
- statista.com: "Pro-Kopf-Konsum von Kirschen in Deutschland" (kostenpflichtig)
- youtube.com: "Mon-Chéri-Werbung mit Irist Berben"