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Baum des Jahres 2022: "Frau Baerbock als Schirmherrin wäre eine Option gewesen"


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Kein neuer Job
"Frau Baerbock würde ich für ein falsches Signal halten"

InterviewVon Ron Schlesinger

28.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Annalena Baerbock: Die Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen war Kanzlerkandidatin ihrer Partei.Vergrößern des Bildes
Annalena Baerbock: Die Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen war Kanzlerkandidatin ihrer Partei. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Die Rotbuche ist zum zweiten Mal Baum des Jahres. Wir haben Claudia Schulze von der "Baum des Jahres"-Stiftung gefragt, was die Buche so besonders macht und wer die Schirmherrschaft übernimmt.

Drei Kandidaten standen wie jedes Jahr zur Auswahl. Am Ende wurde aber weder der Burgenahorn noch die Salweide der Baum des Jahres 2022 – sondern die Rotbuche. Was eine kleine Überraschung ist, denn der bekannte Laubbaum hat schon einmal den Titel getragen. Das war allerdings vor 32 Jahren, als von Klimakrise und Nachhaltigkeit nur wenige redeten.

t-online hat Claudia Schulze, Geschäftsführerin der "Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung", gefragt, warum die Rotbuche ein Comeback erlebt, ob die Entscheidung knapp war und wer nach Ex-Bundeswirtschaftsministerin Julia Klöckner die Schirmherrschaft übernimmt.

t-online: Frau Schulze, die Rotbuche ist zum zweiten Mal nach 1990 der Baum des Jahres. Gehen Ihnen langsam die Bäume aus?

Claudia Schulze: (lacht) Das ist auch für uns ungewöhnlich, dass wir einen Baum das zweite Mal ausgerufen haben. Obwohl wir schon seit mehreren Jahren intern darüber diskutieren, ob wir das mal machen sollten.

Warum haben Sie sich für die Rotbuche entschieden?

Das hat zwei Gründe: Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschland. Das war wahrscheinlich auch der Punkt, weshalb sie 1990 den Titel erstmals geholt hat. Für 2022 haben wir die Rotbuche aber noch aus einem anderen Grund bewusst ausgewählt. Denn die letzten Jahre mit Extremwetterereignissen sind nicht folgenlos an den Bäumen vorübergegangen. Aber dass auch die Buchen leiden, hat viele meiner Kollegen, die draußen im Wald arbeiten, wirklich schockiert.

Wie zeigt sich das?

Weil sich die Buche hier in Deutschland eigentlich im Wuchsoptimum befindet und gute Bedingungen vorfindet. Die Baumart, die als Letztes leiden sollte, ist die Buche. Hieß es immer. Doch der Baum leidet ganz massiv. Und man sieht es. Komplette Altbuchen-Bestände, die einfach absterben.

Aber es gibt Hoffnung.

Ja, es gibt eine gute Nachricht: Wir arbeiten im Kuratorium "Baum des Jahres" mit Andreas Roloff zusammen. Er ist Professor für Forstbotanik an der TU Dresden und hat in den letzten drei Jahren viele Baumarten untersucht, unter anderem auch die Rotbuche. Dabei war er überrascht, wie gut gerade junge Buchen mit den Extremwetterereignissen klarkommen. Das ist ein Funken Hoffnung in dieser angespannten Situation. Auch deswegen haben wir uns für die Buche entschieden. Es liegt also nicht daran, dass uns die Baumarten ausgegangen sind.

War es denn eine knappe Entscheidung?

Ja, das Kuratorium war tatsächlich zweigeteilt. Es waren nicht alle von der Idee überzeugt, eine Baumart zweimal zu wählen. Das liegt auch an der Vielfalt unseres Kuratoriums. Es gab noch eine andere Baumart, die stark favorisiert wurde, und zwar der Burgenahorn. Das ist eine bei uns weniger bekannte Art. Sie tritt in Frankreich häufiger auf, bei uns eher in Süddeutschland zum Beispiel im Breisgau.

Warum gerade der Burgenahorn?

Er wäre im Hinblick auf Klimaresistenz interessant gewesen. Trotzdem sind das alles keine Baumarten, die in irgendeiner Weise unsere Probleme hierzulande in den Waldbeständen lösen. Das sind eher Bäume, mit denen man punktuell arbeiten kann.

Wie wählen Sie die Kandidaten überhaupt aus?

Grundsätzlich sind wir sehr offen, was Vorschläge angeht. Denn das Kuratorium ist mit seinen 32 Mitgliedern aus der ganzen grünen Welt breit aufgestellt. Da sitzen Städteplaner, Gärtner, Baumschulen oder Naturschutzverbände drin. Schon allein, dass man diese verschiedenen Akteure an einen Tisch bringt, ist bemerkenswert. Denn die Meinungen gehen manchmal weit auseinander.

Was muss ein Baum des Jahres mitbringen?

Wir von der Stiftung bieten nur die Bühne "Baum des Jahres". Deshalb ist es nicht so entscheidend für uns, ob dieser Baum besonders gefährdet oder besonders klimaresistent ist. Es ist vielmehr ein Angebot an alle, sich mit der gewählten Baumart zu beschäftigen. Gewiss stellen wir Dinge heraus, die uns sinnvoll erscheinen, aber wir protegieren keine Baumart ganz stark in Richtung Naturschutz.

Bisher war die Schirmherrin für den Baum des Jahres Ex-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU. Bleibt sie das auch?

Nein, Frau Klöckner war für die Stiftung bis jetzt die Schirmherrin. Für den Baum des Jahres 2022 ist das übergangsweise Georg Schirmbeck, der auch Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates ist.

Es gibt Stimmen, die sich daran stören, dass der 72-Jährige als langjähriges CDU-Mitglied den Posten übernimmt. Zudem gilt der Deutsche Forstwirtschaftsrat für viele als Waldbesitzerlobby. Dabei hätten Sie doch ein Signal senden können, wenn Sie zum Beispiel die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock als Schirmherrin angefragt hätten.

Wir sind immer am Dialog mit Interessenvertretern aus der grünen Branche interessiert, auch wenn sie einen anderen Standpunkt vertreten als wir. Ich kann Ihnen aber sagen, dass wir darüber nachgedacht haben, ob Frau Baerbock eine Option gewesen wäre. Allerdings ist gerade sie jemand, die sehr stark für eine politische Botschaft steht und das würde ich für ein falsches Signal halten.

Warum ein falsches Signal?

Wir sind eine neutrale Stiftung und es ist uns wichtig, dass wir eine Schirmherrin oder einen Schirmherrn haben, die oder der keine extremen Standpunkte oder Meinungen vertritt. In der derzeitigen politischen Situation haben wir die Frage der Schirmherrschaft ganz bewusst zurückgestellt. Damit möchten wir momentan kein politisches Statement verbinden.

Im Interview mit t-online hatte Sönke Hofmann, Chef des Bremer Naturschutzbundes (Nabu), einen Vorschlag für den Posten des Schirmherrn: den Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben.

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Tatsächlich haben wir auch über eine Person wie zum Beispiel Herrn Wohlleben als Schirmherr nachgedacht. Um eben genau dem Vorwurf zu begegnen, dass wir meist Schirmherren oder -herrinnen aus dem konservativen Milieu hatten.

Gegen die Anfrage eines Vertreters einer Naturschutzorganisation oder Herrn Wohlleben haben wir uns deshalb bewusst entschieden, weil sie einem leicht "die Bühne stehlen". Der Baum des Jahres ist keine politische Veranstaltung eines bestimmten Lagers. Alle sollen den Baum in ihrer Weise nutzen oder interpretieren dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schulze.

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