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Baum des Jahres 2022: So sehr leidet der Titelträger – Rotbuche gewählt


Zum zweiten Mal gewählt
Das ist der Baum des Jahres 2022

dpa-tmn, Simone Andrea Mayer

Aktualisiert am 20.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Vorbote des Herbstes: Die orangenen Blätter der Rotbuche leiten nach dem phänologischen Kalender die kältere Jahreszeit ein.Vergrößern des Bildes
Vorbote des Herbstes: Die orangenen Blätter der Rotbuche leiten nach dem phänologischen Kalender die kältere Jahreszeit ein. (Quelle: C. Kaiser /imago-images-bilder)
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Langanhaltende Trockenheit macht der Natur stark zu schaffen. Auch der diesjährige "Baum des Jahres" leidet unter den klimatischen Bedingungen.

Manche Namen verwirren: Die Rotbuche verfärbt im Herbst ihre Blätter gar nicht rot, sondern leuchtend orange. Fehlt ausreichend Frost, sogar nur gelblich. Aber wenn man sie genau anschaut, erkennt man den Grund für die Namensgebung: Ihr Holz ist leicht rot gefärbt.

So oder so ist der Herbst ein guter Zeitpunkt, um über die Rotbuche zu sprechen, welche die Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum "Baum des Jahres 2022" gekürt hat. Denn wenn sie ihr Laub färbt, hat der Herbst seinen Höhepunkt erreicht.

Farbe der Blätter leitet den Herbst ein

Dann beginnt die Phase des Vollherbstes im phänologischen Kalender. Er hat keine festgelegten Daten für den Beginn einer Jahreszeit, wie ihn die astrologischen und meteorologischen Kalender kennen. Denn das sind schließlich nur Daten – und die Witterung hält sich nicht an unsere Termine. So können vergleichsweise hohe Temperaturen im Spätsommer etwa die Laubfärbung verzögern, erste Frosttage sie wiederum beschleunigen.

Der phänologische Kalender orientiert sich daher an der Entwicklung der Pflanzen. Laut ihm ist es eben erst Vollherbst, wenn sogenannte Zeigerpflanzen wie die Rotbuche ihr Laub einfärben.

Klimawandel trifft sogar die Rotbuche

Ausgerechnet die Rotbuche, dieses Symbol für den prachtvollen Herbst in Deutschland, ist in diesem Jahr auch zu einem Symbol für ein Problem geworden: Für die Schäden, die viele Bäume in den vergangenen Jahren durch große Trockenheit und extreme Wetterereignisse erlitten haben.

Die Buche ist der in Deutschland am häufigsten vorkommende Laubbaum. Sie wird im Volksmund auch als "Mutter des Waldes" bezeichnet und kommt eigentlich gut mit den hierzulande vorherrschenden Bedingungen klar. Zumindest war das die Annahme.

"Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat allen Bäumen stark zugesetzt, insbesondere Fichten. Es gibt erhebliche Schäden in den Wäldern", sagt Stefan Meier, Präsident der Dr. Silvius Wodarz Stiftung. Unerwartet für die Experten sei aber gewesen, dass sie auch Schäden an Buchen finden. "Man ist davon ausgegangen, dass die Trockenheit für die Rotbuche mit ihrer Herzwurzel besser verträglich ist. Aber dem war nicht so." Meier, selbst Förster, sagt, er sei geradezu schockiert von dieser Entwicklung.

Ausgewachsen nur etwas für große Gärten

Die Stiftung wählte daher die Rotbuche zum Titelträger des Jahres 2022 – obwohl sie bereits 1990 "Baum des Jahres" war. Denn man habe eine mahnende Botschaft schicken und auf den Klimawandel aufmerksam machen wollen. Zwar sei man sich sicher, die Rotbuche könne erhalten bleiben, sagt Meier. Aber eben nicht an jedem Standort.

Schon jetzt ist die Rotbuche kein Gewächs für alle Plätze – zumindest ist sie kaum ein Haus- und Gartenbaum. Denn wenn man sie wachsen lässt, wird sie einfach zu groß für die meisten Standorte.

Ihre Krone erreicht einen Durchmesser von 30 bis 40 Metern, der Baum eine Höhe von bis zu 45 Metern. Und er wird sehr alt: 300 bis 350 Jahre erreicht die Rotbuche in Deutschland, selten mehr. Die älteste Buche Europas kommt auf 550 Jahre, sie steht in den österreichischen Kalkalpen.

Verwirrend ähnliche Verwandtschaft

Wer der Rotbuche dauerhaft einen Platz bieten kann, erhält einen fantastischen Schattenspender. Meist wächst daher auch nichts unter der Krone, berichtet Meier. Ansonsten braucht die Rotbuche wenig: Der Boden sollte nicht zu nass und – wie sich nun nach extrem trockenen Sommern zeigt – nicht zu trocken sein. Er darf auch recht sauer und nährstoffarm sein.

Und für alle Gärten, in denen der Baum nicht genug Platz hat? Für sie eignet sich die Rotbuche als Hecke, die regelmäßig geschnitten wird.

Übrigens: Nicht jede angebotene Rotbuche ist tatsächlich auch eine Rotbuche, berichtet Stefan Meier. Die Blutbuche ist eine nahezu identische genetische Variante, die man häufig in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten sieht. Ihre Blätter sind rot bis schwarz-rot, die Farbe verliert sich aber im Verlauf der Vegetationsperiode – bis die Blutbuche wirkt wie die grüne Rotbuche. Auch ihre Herbstfärbungen ähneln sich.

Hilfreich bei der Unterscheidung ist der botanische Name auf den Etiketten im Handel: Fagus sylvatica ist die offizielle Bezeichnung für die Rotbuche. Die Blutbuche, übrigens auch als Purpurbuche bekannt, hat einen etwas längeren Namen: Fagus sylvatica f. purpurea.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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