Viel Fisch, wenig Fleisch Multiple Sklerose: Was die richtige Ernährung bewirken kann
Multiple Sklerose ist unheilbar. Auch gibt es nach heutigem Kenntnisstand keine Diät, die das Fortschreiten der chronischen Nervenerkrankung verhindern könnte.
Dennoch steht fest, dass eine abwechslungsreiche Kost das Wohlbefinden der Betroffenen steigert und das Immunsystem stärkt. Die Darmflora spielt dabei eine wichtige Rolle.
Lesen Sie hier, welche Nahrungsmittel bei MS-Kranken häufig auf dem Speiseplan stehen sollten und welche sie besser vermeiden.
Multiple Sklerose: Einfluss der Darmflora
Im Darm des Menschen leben rund 60 Billionen Bakterien. Die Gesamtheit aller Darmbakterien nennt man Mikrobiom oder Darmflora. Je vielfältiger sie ist, desto besser ist das für den Körper. Ist die Vielfalt der Mikroorganismen gestört, kommt es zu einem Ungleichgewicht, einer sogenannten Dysbiose. Experten vermuten schon seit längerer Zeit, dass eine solche Störung der Darmflora bei der Entstehung von Multipler Sklerose eine Rolle spielen könnte. Denn das Mikrobiom reguliert unter anderem das Immunsystem und damit auch Entzündungsvorgänge im zentralen Nervensystem von MS-Erkrankten.
Multiple-Sklerose-Patienten sollten daher darauf achten, dass ihr Mikrobiom reich an "guten" Darmbakterien (Probiotika) ist und ihre Ernährung daraufhin anpassen. Zu den Probiotika gehören unter anderem Laktobakterien und Bifidobakterien, die beispielsweise in fermentierten Milchprodukten wie Joghurt und Kefir oder in fermentiertem Gemüse wie Sauerkraut vorkommen. Damit die "guten" Bakterien im Darm wachsen können, sind sogenannte Präbiotika wichtig. Dabei handelt es sich um unverdauliche Ballaststoffe, die vor allem in Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten vorhanden sind.
Wie stark der Einfluss von Prä- und Probiotika auf die Darmflora von MS-Erkrankten ist und welche Lebensmittel hierbei eine besondere Rolle spielen, ist Gegenstand aktueller Forschung. Wie die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (dmsg) auf ihrer Internetseite mitteilt, werden derzeit auch Studien zur Wirkung von vegetarischer Ernährung, ketogenen Diäten und Fasten-Diäten auf den Verlauf von Multipler Sklerose durchgeführt. Eine endgültige Beurteilung kann jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden.
Fertigprodukte: Finger weg!
Wie für gesunde Menschen gilt auch für Multiple-Sklerose-Patienten: Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung mit frischen Produkten sorgt für eine gesunde Vielfalt der Darmbakterien, stärkt das Immunsystem und beugt Entzündungsprozessen im Körper vor.
Industriell verarbeitete Lebensmittel und Fertigprodukte dagegen sollten besser nicht auf dem Speiseplan stehen. Sie haben einen hohen Salzgehalt, enthalten oft zu viel Zucker und gesundheitsschädliche Transfettsäuren.
Fleisch und Wurst nur in Maßen
Bei MS gilt zusätzlich, dass arachidonsäurehaltige Lebensmittel nur in geringen Maßen verzehrt werden sollten. Arachidonsäure ist eine Fettsäure, die vor allem in Fleisch vorkommt. Sie ist ein Vorläufer wichtiger Entzündungsbotenstoffe, weshalb sich eine überhöhte Aufnahme tatsächlich negativ auf entzündliche Erkrankungen wie MS auswirken kann. Betroffene sollten daher Fleisch, Wurst, aber auch Eier nur in Maßen zu sich nehmen und magere Fleischsorten wie Kalb, Rind oder Geflügel bevorzugen.
Für andere tierische Lebensmittel wie Milchprodukte gilt, dass sie möglichst fettarm sein sollten. Aus diesem Grund empfiehlt sich für MS-Patienten eine vegetarisch orientierte Ernährung, da pflanzliche Lebensmittel frei von Arachidonsäure sind.
Tipp für Vegetarier: Ein guter Ersatz für das Eiweiß in Fleisch sind Fisch, Hülsenfrüchte und Soja. Eisen und Zink liefern beispielsweise Hirse, Quinoa und Amaranth. Vitamin C in Obst und Gemüse verbessert die Aufnahme von pflanzlichem Eisen, das schlechter verwertbar ist als tierisches.
Fisch zwei- bis dreimal wöchentlich essen
Während Fleisch mit Bedacht verzehrt werden sollte, wird Fisch zwei- bis dreimal pro Woche empfohlen. Fette Fische wie Lachs, Makrele, Hering oder Sardinen sind optimale Nahrungsquellen für Omega-3-Fettsäuren, die für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt sind. Sie wirken positiv auf den Fettstoffwechsel und besitzen entzündungshemmende Eigenschaften, wovon MS-Patienten profitieren können.
Fisch enthält zudem eine große Menge an Nährstoffen, denen eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird, beispielsweise Eicosapentaensäure (EPA). Weiterhin liefern Fische Vitamin D, Zink, Jod und hochwertiges Eiweiß.
Speiseöle und Fette: Worauf MS-Patienten achten sollten
Verwenden sollten MS-Betroffene ausschließlich hochwertige Pflanzenöle zum Anbraten oder zum Anmachen von Salaten. Lein-, Raps-, Soja-, Walnuss- und Hanföl tragen neben Fischen und Nüssen zur ausreichenden Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren bei. Sonnenblumen-, Maiskeim-, Distel und Erdnussöl sind aufgrund des hohen Linolsäure-Gehaltes weniger empfehlenswert.
Auf Schweineschmalz und Butter sollten Menschen mit Multipler Sklerose besser verzichten. Als Streichfett eignet sich dünn verstrichene Diät-Margarine oder alternativ Frisch- und Hüttenkäse.
Kartoffeln, Reis und Hülsenfrüchte
Ballaststoffe in Kartoffeln, Reis, Getreide und Hülsenfrüchten sind wichtig für die Darmflora und enthalten zudem wichtige Mineralstoffe wie Eisen und Magnesium, reichlich Vitamin E und B sowie Eisen. Das Portal der MS-Selbsthilfeinitiative AMSEL empfiehlt Multiple-Sklerose-Erkrankten daher den regelmäßigen Verzehr dieser Lebensmittel, wobei Vollkornprodukte zu bevorzugen seien.
Obst und Gemüse: "Fünf am Tag"
Gemüse und Obst sind Hauptlieferanten für Vitamine A, C, Folsäure oder Kalium sowie vieler sekundärer Pflanzenstoffe mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, mindestens fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag zu essen – gekocht, als Rohkost oder in Form von frisch gepressten Säften.
Die Regel gilt grundsätzlich für alle Menschen, die ihre Gesundheit schützen wollen. Für Menschen mit Multipler Sklerose ist sie besonders wichtig, da sie hilft, Sekundärerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen zu vermeiden und die körperliche Abwehr zu stärken.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- dmsg Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.
- AMSEL e.V. das Multiple Sklerose Portal
- Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET e.V)