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Ernährung: Was dürfen Krebspatienten nicht essen?


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Was hilft und was schadet
Darauf sollten Krebspatienten bei der Ernährung achten


Aktualisiert am 19.12.2024Lesedauer: 4 Min.
Eine junge Frau schneidet Obst: Eine vitaminreiche Ernährung unterstützt das Immunsystem.Vergrößern des Bildes
Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung unterstützt das Immunsystem und ist für Menschen, die an Krebs erkrankt sind, besonders wichtig. (Quelle: Drazen_/getty-images-bilder)
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Mit Ernährung lässt sich eine Krebserkrankung nicht heilen. Doch sie kann helfen, den Körper beim Kampf gegen den Tumor zu unterstützen und das Immunsystem zu stärken. Allerdings sind viele Ratschläge, die man in den Medien liest, weder empfehlenswert noch wissenschaftlich fundiert.

Für eine optimale Unterstützung des Immunsystems während einer Krebstherapie ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung enorm wichtig. Menschen, die an Krebs erkrankt sind, kommen oftmals an ihre Grenzen, da die Behandlung sie viel Kraft kostet, und benötigen daher lebenswichtige Nährstoffe. Welche Ernährungsform Krebsexperten empfehlen und welche Ratschläge Patienten besser ignorieren sollten.

Mangelernährung vorbeugen: Wie sollen sich Krebspatienten ernähren?

Kachexie (krankheitsbedingter extremer Gewichtsverlust) und Mangelernährung sind bei Betroffenen einer Krebserkrankung häufig. Die Erkrankung selbst nimmt den meisten den Hunger und die Krebstherapie ist oft von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet. Auch ist das Essen selbst häufig erschwert, etwa, wenn Speiseröhre, Magen oder Darm von der Krebsbehandlung betroffen sind. Es ist daher wichtig, angepasst an die jeweilige Krebserkrankung und -therapie den Körper bestmöglich mit Energie und Nährstoffen zu versorgen.

"Man kann Krebsbetroffenen keine pauschale Ernährungsempfehlung geben. Die Ernährung ist abhängig von der Gesamtsituation des Betroffenen. Generell sollte die Ernährung möglichst nahrhaft und stärkend sein. Viele Krebspatientinnen und -patienten können sich normal ernähren. Anderen hilft eine Ernährungsberatung", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Die Ernährungsberatung und -therapie sind feste Bestandteile der Krebsbehandlung. Es ist bekannt, dass ein guter Ernährungszustand der Betroffenen die Lebensqualität während der Therapie günstig beeinflussen kann. Eine Mangelernährung wiederum kann das Wohlbefinden verschlechtern."

Trinknahrung kann den Speiseplan ergänzen

Die Ernährungsempfehlungen werden individuell an den Patienten und seine Bedürfnisse angepasst. Generell wird – so wie bei Gesunden – eine ausgewogene und vollwertige Ernährung mit möglichst wenig industriell verarbeiteten Produkten angestrebt. "Bei starkem Gewichts- und Muskelverlust wird eine eiweißreiche Kost empfohlen", rät Weg-Remers. "Manchmal kann leicht verdauliche und hoch kalorische Trinknahrung verabreicht werden, um die Versorgung mit Kalorien und Nährstoffen zu verbessern. Diese kann auch hilfreich sein, wenn das Schlucken schwerfällt. Manchmal ist die Zufuhr von Nährstoffen über eine Sonde notwendig."

Vielen fällt es zudem leichter, über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen zu essen als drei große Mahlzeiten. "Gegessen werden darf, was gut bekommt und worauf man Appetit hat. Niemand muss sich an strenge Regeln halten oder auf bestimmte Lebensmittel komplett verzichten", so die Krebsexpertin. Dennoch ist es ratsam, möglichst vollwertig zu essen und den Anteil an Lebensmitteln zu reduzieren, die mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung stehen. Dazu gehören unter anderem rotes Fleisch, Fleischprodukte wie Wurst und Schinken, gepökelte Fleischwaren, Frittiertes, Angebranntes, stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel sowie Alkohol.

Ernährung bei Krebs: Was bringt der Verzicht auf Kohlenhydrate?

Menschen mit Krebs bekommen häufig Diäten angeboten, die in unterschiedlichem Ausmaß kohlenhydratarm sind. Als Begründung für diese – teilweise auch als ketogene Diäten bezeichneten Ernährungsformen – wird angeführt, dass der Stoffwechsel von Tumorzellen von Kohlenhydraten abhängig sei. So sollen diese Diäten entweder einen direkten Einfluss auf das Tumorwachstum, die Metastasierung oder eine Verbesserung der Wirksamkeit von Chemo- und/oder Strahlentherapie nehmen. Doch können sie das wirklich?

"Eine spezielle Ernährungsform, die den Krebs gezielt bekämpft oder einem Wiederauftreten vorbeugt, gibt es bislang nicht. Es gibt keine überzeugenden wissenschaftlichen Beweise, dass eine bestimmte Ernährungsweise, zum Beispiel die ketogene Ernährung, den Krebs heilen könnte. Der Zuckerstoffwechsel ist zu komplex, als dass man durch den Verzicht auf Kohlenhydrate Krebszellen aushungern könnte", sagt Weg-Remers. "Im Rahmen der Krebstherapie kann eine einseitige Ernährung einen Nährstoffmangel begünstigen und einen ungewünschten Gewichtsverlust verstärken.

Zudem vertragen viele Betroffene sehr fettreiche Speisen und Rohkost nicht. Was man bislang weiß, ist, dass bei Frauen nach einer erstmaligen Brustkrebstherapie das Risiko für ein Rezidiv gesenkt werden kann, wenn die Frauen durch eine Kalorienreduktion Übergewicht abbauen und ein normales Gewicht erreichen."

(Quelle: Privat)


Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet. Die Expertin steht in engem Kontakt mit Brustkrebspatientinnen.

Krebs bekämpfen mit Nahrungsergänzungsmitteln?

Krebsexperten raten Krebspatientinnen und Krebspatienten von einer Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ohne ärztliche Absprache generell ab – egal, ob in Form von Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenextrakten. Denn: "Viele Stoffe vertragen sich nicht mit der Krebstherapie. Es kann zu gesundheitsgefährdenden Wechselwirkungen kommen, oder die Arzneimittel beziehungsweise die Strahlentherapie wirken nicht wie gewünscht", sagt Weg-Remers. "Betroffene einer Krebserkrankung sollten immer mit den behandelnden Ärzten Rücksprache halten, ob eine Einnahme risikofrei möglich ist."

Auch Nahrungsergänzungsmitteln zur Krebsvorbeugung stehen Experten skeptisch gegenüber. Zum einen, weil Studien mit isolierten Nährstoffen keinen gesicherten vorbeugenden Effekt zeigen konnten. Zum anderen, weil durch die Einnahme bestimmter Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln das Krebsrisiko sogar steigen kann. Als ein Beispiel nennt der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) die "CARET-Studie": Bei männlichen Rauchern, die Vitamin A als Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, stiegt das Lungenkrebsrisiko. Die Studie musste abgebrochen werden.

Andere Untersuchungen zeigen, dass Vitamin B6 und B12 das Lungenkrebsrisiko ebenfalls erhöhen können. In der "SELECT-Untersuchung" zeigte sich: Bei Männern, die Selen und Vitamin E zur Krebsprävention einnahmen, stieg das Risiko für Prostatakrebs.

Kann Ernährung Krebs vorbeugen?

Eine gesunde Ernährung kann helfen, das Risiko für bestimmte Krebsarten, darunter Brustkrebs und Darmkrebs, zu senken. Einen 100-prozentigen Schutz vor Krebs gibt es aber nicht. Selbst mit einem vorbildlichen Lebensstil, orientiert an den aktuellen Krebsvorbeugungsempfehlungen der Fachgesellschaften, ist man nicht sicher geschützt: Häufig ist Krebs zufallsbedingt. Niemand ist daher "schuld" an seiner Krebserkrankung.

Krebsprävention: Welche Ernährung empfehlen Krebsexperten?

Allerdings besteht die Chance, das eigene Krebsrisiko mit einer ausgewogenen Ernährung zu senken. Auch, weil eine gesunde Ernährung mit möglichst frischen, unverarbeiteten und ballaststoffreichen Lebensmitteln den Körper nicht nur mit wichtigen Nährstoffen und Pflanzenstoffen zur Gesunderhaltung versorgt, sondern auch, weil eine gesunde Ernährung im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität Übergewicht vorbeugt. Studienauswertungen der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) und dem World Cancer Research Fund (WRCF) haben gezeigt: Übergewicht erhöht das Risiko für mindestens 13 Krebsarten, darunter Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs, Leberkrebs und Gallenblasenkrebs.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass rund 30 Prozent aller Krebsfälle in den westlichen Ländern auf ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zurückzuführen sind. Einigen Lebensmittel sprechen Experten risikosteigernde Eigenschaften zu, darunter rotes Fleisch, Fleischerzeugnisse wie Wurst und Schinken und Frittiertes sowie Alkohol. Auch Zucker wird als Krebsrisikofaktor diskutiert. Obst, Gemüse, Salaten, Nüssen und Vollkornprodukten hingegen sprechen Experten krebsschützende Eigenschaften zu.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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