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Borreliose-Anzeichen nach Zeckenstich: Wann zum Arzt?


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Infektion nach Zeckenstich
Was tun bei Borreliose-Anzeichen?


Aktualisiert am 10.06.2024Lesedauer: 8 Min.
Mutter sprüht Tochter mit Zeckenschutzmittel ein: Bei Ausflügen im Grünen sind unbekleidete Beine ein Risiko.Vergrößern des Bildes
Zeckenschutzmittel: Bei Ausflügen im Grünen sind unbekleidete Beine ein Risiko. (Quelle: Imgorthand/getty-images-bilder)
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Borreliose ist eine gefürchtete Folge von Zeckenstichen – lässt sich aber gut behandeln, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird. So erkennen Sie eine Borreliose.

Zeckenstiche sind meist harmlos – aber nicht immer: Etwa eine von 100 Personen, die von einer Zecke gestochen wurden, entwickelt eine Borreliose, auch Lyme-Borreliose genannt. Breitet sich die Erkrankung im Körper aus, kann sie zu gefährlichen Entzündungen in verschiedenen Organen führen – etwa in Gelenken, Nerven und im Herzmuskel.

Um das zu verhindern, ist es wichtig, eine Zecke so früh wie möglich zu entfernen und bei Anzeichen für eine Borreliose sofort einen Arzt aufzusuchen. Rechtzeitig erkannt und behandelt, lässt sich eine Borreliose gut in den Griff bekommen.

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Lesen Sie hierzu auch, wie Sie Zecken richtig entfernen und warum dabei Hausmittel wie Öl eher schädlich sind.

Definition: Was ist Borreliose?

Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die nach einem Zeckenstich auftreten kann. Benannt ist sie nach ihrem Auslöser: den Borrelien. Das sind Bakterien, die manche Zecken in sich tragen und die beim Stich auf den Menschen übergehen können.

In den USA und anderen englischsprachigen Ländern heißt die Borreliose "Lyme Disease", hierzulande ist auch der Begriff "Lyme-Borreliose" geläufig. Lyme ist ein Ort in den USA. In den 1970er Jahren entwickelten dort auffällig viele Menschen nach Zeckenstichen Gelenkentzündungen. Später erkannte man, dass das eine mögliche Folge der Borreliose ist.

Borreliose: Ursachen

Die Ursache der Borreliose ist eine Infektion mit Borrelien. Diese Bakterien vermehren sich in Tieren wie Rehen, Hirschen, Nagetieren und Vögeln, ohne dass diese davon krank werden. Zecken können die Erreger auf den Menschen übertragen: Beißt eine Zecke ein mit Borrelien infiziertes Tier und anschließend einen Menschen, können die Bakterien in dessen Blutbahn gelangen. Das passiert jedoch nicht sofort, sondern erst, wenn die Zecke schon mindestens etwa 12 Stunden saugt.

Sind die Erreger in den Körper eingedrungen, kommt es nicht zwangsläufig zur Erkrankung. Oftmals kann das Immunsystem sie erfolgreich abwehren – allerdings nicht immer: Borrelien haben verschiedene Strategien, um dem Immunsystem auszuweichen. Gelingt ihnen das, kann die Borreliose gefährlich werden. Darum ist eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika so wichtig.

Übrigens: Oftmals ist von einem "Zeckenbiss" die Rede, was aus wissenschaftlicher Sicht aber nicht stimmt. Zecken beißen nicht, sondern sie stechen.

Ein Risiko für Borreliose besteht vor allem im Frühjahr und Sommer, denn Zecken werden erst bei etwa 7 Grad Celsius aktiv. Allerdings trägt höchstens etwa ein Drittel aller Zecken Borrelien in sich – in manchen Regionen sind es auch deutlich weniger. Grundsätzlich sind Zecken in Wald- und Wiesenlandschaften anzutreffen, sie lauern in Büschen und im Gras.

Infektionsverlauf

Wenn ein Zeckenstich zur Borreliose führt, macht diese sich frühestens nach drei Tagen durch erste Symptome bemerkbar. Meist vergehen zwischen Stich und Krankheitsbeginn ein bis zwei Wochen, selten vier Wochen. Bei rechtzeitiger Behandlung klingt die Infektion rasch wieder ab. Ohne Therapie kann sie binnen einiger Wochen oder Monate auf verschiedene Organe übergreifen, etwa auf Nerven, Gelenke und/oder das Herz.

Ist Borreliose ansteckend?

Nein, Borreliose ist nicht ansteckend. Wer Kontakt zu einer infizierten Person hatte oder hat, muss sich keine Sorgen machen, selbst zu erkranken. Von Tieren, die Borrelien in sich tragen, geht ebenfalls keine Gefahr aus. Die Erreger können nicht direkt auf den Menschen übergehen. Die Übertragung erfolgt über Zecken.

Borreliose: Symptome

Das typische erste Anzeichen der Borreliose ist die Wanderröte, eine etwa fünf Zentimeter große, ringförmige Hautrötung um die Stelle des Stiches. Die Rötung ist eine Entzündungsreaktion der Haut auf die Borrelien, die sich von der Einstichstelle nach außen hin ausbreiten.

Ein anderes frühes Symptom der Borreliose sind grippeähnliche Beschwerden wie leichtes Fieber und Abgeschlagenheit. Bei manchen Betroffenen äußert sich der Beginn der Erkrankung sowohl durch die Wanderröte als auch die Grippesymptome.

Unbehandelt kann die Borreliose fortschreiten und auf andere Organe übergehen, zum Beispiel auf das Nervensystem oder die Gelenke, in seltenen Fällen auch auf das Herz. Zudem können sich die Erreger in der Haut ausbreiten, was sich durch größer werdende rote Flecken am gesamten Körper zeigen kann.

Ein weiteres mögliches, aber seltenes Hautsymptom der Borreliose ist eine rot-bläuliche, feste, knotenförmige Schwellung an Ohrläppchen, einer Brustwarze oder im Intimbereich. Diese kann bereits in den ersten Wochen auftreten. Im späteren Verlauf der Borreliose können sich dann mehrere solcher Hautknoten entwickeln. Ärztinnen und Ärzte sprechen von Lymphozytomen.

Ist das Nervensystem betroffen, spricht man von einer Neuroborreliose. Sie kann sich etwa durch Nervenschmerzen, Lähmungen und Taubheitsgefühle äußern.

Befallen die Erreger die Gelenke, entzünden diese sich, was mit Schwellungen und manchmal mit Schmerzen einhergeht. Fachleute nennen eine durch Borrelien verursachte Gelenkentzündung auch Lyme-Arthritis. Sie entwickelt sich in der Regel erst nach Monaten oder sogar erst Jahre nach dem Stich und betrifft oft nur eines der großen Gelenke, zum Beispiel das Knie.

Borreliose: Wann zum Arzt?

Wer nach einem Zeckenstich typische Borreliose-Anzeichen wie die Wanderröte oder grippale Symptome bei sich feststellt, sollte so bald wie möglich zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Ohne entsprechende Beschwerden ist ärztliche Hilfe erst einmal nicht notwendig. Die oder der Betroffene sollte den Stich aber im Blick behalten und aufmerksam auf das eigene Befinden achten, und zwar noch für ungefähr sechs Wochen nach dem Stich. Denn manchmal dauert es länger, bis nach einer Infektion Symptome auftreten.

Borreliose: Diagnose

Bildet sich nach einem Zeckenstich eine Wanderröte, ist die Diagnose klar. Die Ärztin oder der Arzt verschreibt dann meist ohne weitere Untersuchungen Antibiotika. Wenn nach dem Stich keine Wanderröte zu sehen ist, die oder der Betroffene aber andere Beschwerden verspürt, sind zur Diagnose weitere Untersuchungen nötig.

Zunächst steht eine Blutuntersuchung an: Die Ärztin oder der Arzt lässt das Blut auf Antikörper gegen die Erreger untersuchen. Das sind Abwehrstoffe, die der Körper bei einer Infektion bildet. Bei Anzeichen für eine Neuroborreliose, bei der das Nervensystem von der Erkrankung betroffen ist, sind Antikörper meist auch im Nervenwasser vorhanden. Dieses kann die Ärztin oder der Arzt mithilfe einer Spritze aus dem Rückenmarkskanal entnehmen.

Auf den Antikörpertest ist allerdings nur bedingt Verlass. Denn mitunter dauert es einige Wochen, bis sich bei einer Borreliose Antikörper nachweisen lassen. Zu Beginn der Borreliose kann der Test also trotz Infektion negativ ausfallen. Man spricht dann von einem falsch-negativen Testergebnis.

Umgekehrt sind Antikörper nicht immer ein sicheres Anzeichen für eine Borreliose: Wenn es dem Körper gelingt, die Erreger rechtzeitig abzuwehren, entwickelt sich keine Erkrankung. Die Antikörper sind dann aber trotzdem im Blut nachweisbar – und zwar oftmals noch viele Jahre später. Das ist auch bei Menschen der Fall, die schon zu einem früheren Zeitpunkt an Borreliose erkrankt waren und erfolgreich behandelt wurden.

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Ohne Wanderröte ist es daher mitunter schwierig, die Erkrankung zweifelsfrei festzustellen. Einen sicheren Borreliose-Test gibt es nicht. Um eine einigermaßen verlässliche Diagnose zu stellen, muss die Ärztin oder der Arzt sich zunächst ein Gesamtbild von den Symptomen und den Antikörper-Testergebnissen machen.

Bei unklaren oder untypischen Symptomen sind manchmal noch weitere Untersuchungen nötig. Die Ärztin oder der Arzt kann das Blut zum Beispiel auch direkt auf die Erreger untersuchen lassen, mithilfe der sogenannten PCR-Methode. Das Ergebnis ist aber auch nicht sicher. Es kann vorkommen, dass in der entnommenen Blutprobe trotz Infektion keinerlei Borrelien zu finden sind.

Treten nach einem Zeckenstich Hautveränderungen auf, die sich stark von der klassischen Wanderröte unterscheiden, kann auch ein Besuch einer fachärztlichen Praxis für Hautkrankheiten nötig sein. Die Hautärztin oder der Hautarzt kann einschätzen, ob es sich dabei um untypische Borreliose-Anzeichen oder um eine andere Art von Hautausschlag handelt.

Diagnose einer "verschleppten" oder "chronischen" Borreliose

Eine Borreliose kann lange Zeit unbemerkt bleiben und sich erst Wochen bis Jahre später bemerkbar machen. Wenn die Symptome dann für eine Borreliose sprechen, wird die Ärztin oder der Arzt den Verdacht durch die genannten Untersuchungen überprüfen. Das Gesamtbild aus den Symptomen und den Testergebnissen ermöglicht meist eine einigermaßen – wenn auch nicht immer hundertprozentig – sichere Diagnose.

Klingen die Beschwerden trotz Antibiotikatherapie nicht ab, haben die Betroffenen manchmal die Befürchtung, dass die Behandlung womöglich nicht angeschlagen hat. Mitunter sorgen sie sich vor einer "verschleppten" oder "chronischen" Borreliose oder vor einem "Post-Lyme-Syndrom".

Manche Ärztinnen und Ärzte raten dann zu Langzeit-Antibiotikatherapien. Das ist aber erstens riskant, weil diese Therapien schwere Nebenwirkungen haben können. Zweitens bringt eine langfristige Antibiotikabehandlung keine Vorteile. Denn Antibiotika zeigen selbst in späteren Stadien einer Borreliose bereits nach kurzer Zeit Wirkung.

Symptome, die sich durch die Therapie nicht innerhalb weniger Wochen bessern, sprechen somit meist nicht dafür, dass die Erreger noch aktiv sind und die Infektion noch akut ist. Wahrscheinlicher ist, dass eine ganz andere Erkrankung hinter den Beschwerden steckt. Oder dass die Borreliose im betroffenen Organ Schäden hinterlassen hat, deren Heilung Zeit braucht. In beiden Fällen helfen Antibiotika nicht.

Häufig sind es allgemeine, also nicht Borreliose-typische Beschwerden, die die Angst vor einer chronischen Borreliose aufkommen lassen. Zum Beispiel Erschöpfung, Müdigkeit oder Schmerzen in Muskeln und/oder Gelenken. Gerade solche Symptome können aber auf eine ganze Reihe von Krankheiten hindeuten, etwa auf Rheuma, Fibromyalgie oder psychische Erkrankungen. Eine verschleppte Borreliose ist als Ursache äußerst unwahrscheinlich.

Borreliose: Behandlung

Borreliose lässt sich in allen Stadien mit Antibiotika behandeln, meist in Form von Tabletten. Antibiotika sind Mittel, die die Bakterien an der Ausbreitung hindern und die Infektion somit zurückdrängen.
Die gängigsten Mittel gegen Borreliose sind Doxycyclin und Amoxicillin. Es können jedoch auch andere Antibiotika infrage kommen. Die Wahl des Wirkstoffs richtet sich nach

  • dem Stadium der Borreliose,
  • den individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen (wie Allergien, Schwangerschaft), sowie
  • dem Alter der oder des Erkrankten.

Wie lange die oder der Betroffene die Medikamente einnehmen muss, hängt vor allem vom Stadium der Borreliose ab. Im frühen Stadium, das sich durch eine Wanderröte äußert, dauert die Behandlung für gewöhnlich höchstens zwei Wochen.

Bei weiteren Beschwerden sowie bei einer Borreliose im Spätstadium kann auch eine längere Behandlung über drei Wochen nötig sein. Länger aber nicht: Langzeittherapien mit Antibiotika helfen nicht und können schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen.

In manchen Fällen kann die Ärztin oder der Arzt neben den Antibiotika noch andere Mittel verordnen oder Maßnahmen empfehlen, die die Symptome lindern sollen. Bei Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis) zum Beispiel:

  • entzündungshemmende Medikamente (nichtsteroidale Antirheumatika, kurz NSAR),
  • Physiotherapie oder
  • Kühlen.

Gibt es eine Impfung?

Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht. Es ist möglich, sich gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen zu lassen, die auch durch Zecken übertragen wird. Diese Impfung bietet aber keinen Schutz vor einer Borreliose.

Es gibt jedoch andere Möglichkeiten, einer Borreliose vorzubeugen:

  • Schützen Sie sich mit langen Hosen und Socken vor Zeckenstichen, wenn Sie in der Natur unterwegs sind und dort direkten Hautkontakt mit Sträuchern oder Gräsern haben.
  • Verwenden Sie Zeckenschutzmittel zum Aufsprühen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid).
  • Suchen Sie ihren Körper nach jedem Aufenthalt im Grünen auf Zecken ab.
  • Wurden Sie von einer Zecke gestochen, so entfernen sie diese frühzeitig. Meist dauert es etwa 12 Stunden, bis Borrelien von der Zecke auf den Menschen übergehen.

Ist Borreliose tödlich?

Nein, rechtzeitig behandelt heilt sie vollständig aus. Wird die Infektion zu spät erkannt, kann sie sich aber im Körper ausbreiten und das betroffene Organ – sehr selten mehrere Organe – schädigen. Mögliche Folgen sind etwa:

  • leichte Lähmungserscheinungen nach einer Neuroborreliose
  • Gelenkschäden nach einer Lyme-Arthritis
  • bleibende Veränderungen der Haut, wenn die Borreliose zu schweren Hautentzündungen geführt hat

Je nach Ausmaß der Schäden können diese Folgen noch längere Zeit oder dauerhaft zu spüren beziehungsweise zu sehen sein.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Abrufdatum: 26.5.2021)
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 26.5.2021)
  • Online-Informationen von Deximed: www.deximed.de (Abrufdatum: 26.5.2021)
  • Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e. V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 26.5.2021)
  • Hof, H. et al.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2019
  • Borreliose. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 10.4.2019)
  • Lyme-Borreliose erkennen und behandeln. Online-Informationen der Deutschen Apotheker Zeitung: www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Stand: 19.6.2018)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Neuroborreliose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/071 (Stand: 12.4.2018)
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2018
  • Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie: Kutane Lyme Borreliose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/044 (Stand: 31.3.2016)
  • Sonnleitner, A.E. et al.: Borreliose im Kindes- und Jugendalter. Monatsschrift Kinderheilkunde, Vol. 163, Iss. 5, pp 418-426 (Mai 2015)
  • Thuile, T. et al.: Kutane und systemische Borreliose. Aktuelle Dermatologie, Vol. 41, Iss. 6, pp 234-241 (April 2015)
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