Gefürchtete Blutsauger Was Sie unbedingt über Zecken wissen sollten
Sie lauern im hohen Gras und können gefährliche Erreger übertragen. Deshalb sollte man sich in der Natur gut vor Zecken schützen. Für Urlaube in einigen Regionen kann auch eine Impfung ratsam sein.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Zecken?
- Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland?
- Wann ist Zeckensaison?
- Wo liegen die Zeckengebiete in Deutschland?
- Zecken können FSME und Borreliose übertragen
- Symptome nach einem Zeckenbiss
- Sticht die Zecke sofort zu?
- So entfernen Sie Zecken
- Wann ist eine Impfung sinnvoll?
- So funktioniert die Zeckenimpfung
- Die passende Kleidung schützt vor Zecken
- Wie saugen die Zecken das Blut?
- So bleiben Zecken kleben
- Warnung vor gefährlichem Powassan-Virus
Das Robert Koch-Institut (RKI) nennt für 2019 fünf neue Risikoregionen für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Diese sind
- in Bayern der Landkreis Garmisch-Partenkirchen,
- der Stadtkreis Kaufbeuren und
- der Landkreis Landsberg am Lech,
- in Niedersachsen der Landkreis Emsland und
- in Sachsen der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Dabei fällt auf: Mit dem Landkreis Emsland gibt es auch im Norden Deutschlands das Risiko, sich mit FSME anzustecken. Insgesamt deklariert das RKI in Deutschland 161 Kreise als Risikogebiete für FSME. Das Institut stellt aber auch klar: Erkrankungen kommen vereinzelt auch in Gebieten vor, die nicht als Risikogebiet deklariert sind.
Embed
"Superzecke" nun auch in Schleswig-Holstein
Eine besonders gefährliche Zeckenart aus dem Süden ist ebenfalls in den Norden gewandert: Zum ersten Mal ist auch in Schleswig-Holstein die "" nachgewiesen worden. Eine Pferdebesitzerin aus Bokelholm sagt dem NDR Fernsehen, sie habe Anfang Dezember am Schweif des Tieres eine vollgesogene Zecke mit gestreiften Beinen entdeckt.
Die Pferdebesitzerin schickte die Zecke ans RKI in Berlin. Dort stellte sich heraus, dass es sich um eine Zecke der Art Hyalomma marginatum handelte, bestätigt der Zeckenforscher Peter Hagedorn vom RKI. Hyalomma-Zecken können Träger des für Menschen unter Umständen sogar tödlichen Krim-Kongo-Virus und anderer gefährlicher Erreger sein.
Hyalomma-Zecken sind eigentlich in Südeuropa, Asien und Afrika verbreitet. Seit einigen Jahren wurden einzelne Tiere auch in mehreren Bundesländern nachgewiesen.
- Superzecke: Experten sind alarmiert
- Schnell handeln: Zecken beim Hund schonend entfernen
- Hintergrund: Sind manche Menschen für Zecken attraktiver als andere?
- Auch im Norden: Neue Zecken-Risikogebiete in Deutschland
Was sind Zecken?
Zecken gehören mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren. Sie sind Parasiten, die sich vom Blut anderer Lebewesen ernähren. Sie können nicht springen und fallen auch nicht von Bäumen herab, sondern klettern auf Grashalme und Gebüsch. Streift man den Winzling im Vorbeigehen, klammert er sich fest.
Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland?
Am häufigsten kommt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor. Er kann verschiedene Krankheitserreger übertragen, vor allem Lyme-Borreliose, eine Bakterieninfektion, oder die von Viren verursachte FSME. Es ist aber nicht nur der Holzbock, der FSME übertragen kann, sondern auch die Auwaldzecke.
Wann ist Zeckensaison?
Zecken werden im Frühjahr – wenn die Temperaturen über acht Grad Celsius steigen – aktiv. Am häufigsten seien sie in der Mittagszeit, vor allem an sonnigen und windstillen Plätzen auf Wiesen, an Waldrändern und auch im noch sehr lichten Laubwald anzutreffen.
Zecken lieben feuchtwarmes Klima. Heftigen Regen und starke Winde mögen sie dagegen nicht. In der Regel halten die achtbeinigen Blutsauger von November bis Ende Februar Winterruhe. Allerdings beobachten Experten seit geraumer Zeit, dass die Tiere wegen des Klimawandels und milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten. Gerade wenn es mehrere Tage am Stück warm ist, sind die Blutsauger aktiv.
Wo liegen die Zeckengebiete in Deutschland?
Die Risikogebiete liegen hauptsächlich im Süden der Republik – in Bayern und Baden-Württemberg sowie in einigen Teilen Hessens, Thüringens, Rheinland-Pfalz' und des Saarlands. Vereinzelt treten aber auch FSME-Erkrankungen in nord- und ostdeutschen Landkreisen auf. Die Gesundheitsbehörden raten allen, die in Risikogebieten leben oder Urlaub machen, zu einer Impfung.
Überall in der Natur können Sie von Zecken befallen werden – in Wäldern, Wiesen, Parks und Gärten. Zecken bevorzugen eine feuchte Umgebung. Sie sind mittlerweile aber auch in den Städten angekommen. So nutzt beispielsweise der Holzbock grüne, feuchte und mit Laub bedeckte Stellen. Die Zecke ist daher nahezu überall präsent.
Zecken können FSME und Borreliose übertragen
Die Lyme-Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung und ist in ganz Deutschland verbreitet. Schätzungen gehen von mehreren Zehntausend Neuerkrankungen pro Jahr aus, die Diagnose ist schwierig. Eine wirksame Impfung dagegen gibt es bisher nicht.
Zecken können auch Viren übertragen, die FSME auslösen. Die Gefahr, sich mit FSME anzustecken, ist jedoch wesentlich geringer, als sich mit Borreliose zu infizieren. Zu einer Borreliose-Infektion kommt es innerhalb der ersten zwölf Stunden nach dem Stich nur selten. Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke, und es dauert eine Weile, bis sie nach draußen gelangen. FSME-Viren werden dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich übertragen. Bei 100 Menschen, die von einer infizierten Zecke gebissen werden, bricht die Krankheit Experten zufolge bei 30 aus.
Ein relativ neuer Übertragungsweg bei FSME ist der über Rohmilch von infizierten Weidetieren. Erst 2016 hatte ein Fall Schlagzeilen gemacht, bei dem sich zwei Menschen an Rohmilch-Käse aus Ziegenmilch angesteckt hatten. 2017 sind acht solcher Fälle registriert worden.
Symptome nach einem Zeckenbiss
Treten nach einem Zeckenbiss folgende Symptome auf, kann das auf Borreliose hindeuten:
- Fieber,
- Kopfschmerzen,
- Muskelschmerzen oder
- Abgeschlagenheit.
Ein charakteristisches Merkmal ist zudem eine sogenannte Wanderröte: eine sich ringförmig um den Biss ausbreitende Hautrötung. Ist diese zu sehen, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Später können auch Symptome vorkommen, wie
- Nervenlähmungen,
- Hirnhautentzündungen oder
- entzündliche Schwellungen der Knie- und Sprunggelenke.
Auch eine FSME-Infektion äußert sich zunächst durch Fieber und grippeähnliche Symptome und kann zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Hirns oder des Rückenmarks führen. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Sticht die Zecke sofort zu?
Nein. Sie krabbelt zunächst längere Zeit auf dem Körper umher, um eine geeignete Stelle zu finden. Deshalb sollte man gleich nach dem Aufenthalt in einem möglichen Zeckengebiet vor allem folgende Stellen absuchen:
- Haaransatz,
- Ohren, Hals,
- Achseln,
- Armbeuge,
- Bauchnabel,
- Genitalbereich und
- Kniekehlen.
So entfernen Sie Zecken
Die Zecke sollte möglichst schnell mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange aus der Haut gezogen werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Denn je länger der Blutsauger mit dem Blutkreislauf verbunden ist, desto höher ist das Risiko, sich mit Krankheiten zu infizieren. Die Tiere können mehrere Tage lang Blut saugen.
Packen Sie die Zecke mit einer Pinzette möglichst weit vorne am Kopf und ziehen Sie das Tier langsam heraus. Danach sollten Sie die Stelle desinfizieren und Ihren Hausarzt aufsuchen. Aber Achtung: Finger weg von Ölen. Denn leider ist es nur ein Mythos, dass Öle gegen Zecken helfen.
Dann muss der Parasit entsorgt werden. Bei einigen Methoden überleben die Plagegeister und können sich weitervermehren. Das Herunterspülen in der Toilette überleben Zecken in der Regel. Besser ist es, die Zecke
- mit einem Insektizid zu besprühen,
- mit dem Feuerzeug anzuzünden oder ihr
- mit einem scharfen Messer den Kopf vom Körper abzutrennen.
Riskant kann es dagegen sein, den Parasiten zu zerquetschen – denn wenn das Tier kurz davor ist, Eier zu legen, verteilen sich diese mit dem Aufplatzen.
Wann ist eine Impfung sinnvoll?
Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keine Impfung, sie ist aber gut mit Antibiotika zu behandeln. Gegen FSME kann man sich dagegen impfen lassen. Der Schutz ist vor allem für Menschen in Risikogebieten wichtig, denn FSME lässt sich nicht wirksam behandeln. Klären Sie am besten mit Ihrem Hausarzt ab, ob eine Impfung gegen FSME für Sie sinnvoll sein könnte.
So funktioniert die Zeckenimpfung
Der Impfstoff besteht aus abgetöteten FSME-Viren und wird in die Muskulatur injiziert. Für die anhaltende Immunisierung sind drei Impftermine notwendig. Die zweite Dosis wird ein bis drei Monate nach der ersten verabreicht, die dritte neun bis zwölf Monate nach der zweiten Dosis. Nach der zweiten Injektion ist der Impfschutz bereits vollständig erreicht, nach der dritten hält dieser dann für mindestens drei Jahre an.
Die passende Kleidung schützt vor Zecken
Wenn Sie in Wald und Wiesen unterwegs sind, tragen Sie am besten lange Hosen und Oberteile mit langen Ärmel, um sich vor Zecken zu schützen. Für einen noch besseren Schutz stecken Sie die Hosenbeine in die Socken und das T-Shirt in den Hosenbund.
Auf heller Kleidung lassen sich Zecken leichter erkennen und entfernen. Suchen Sie sich nach einem Spaziergang gründlich ab, besonders an Ohren, Genitalien, Knie- und Armbeugen fühlen sich die Parasiten wohl. Antizeckenmittel bieten nur einen begrenzten Schutz für einige Stunden.
Wie saugen die Zecken das Blut?
Am Kopf der Zecken befinden sich die Saug- und Stechorgane. Damit graben sich die Parasiten in die Haut des Wirts und saugen dessen Blut auf. Durch Widerhaken am Stechapparat gelingt es den Zecken, sich festzuhalten, obwohl sich ihr Gewicht beim Fressen vervielfacht. Einige Zecken produzieren zusätzlich eine Art Klebstoff – allerdings kommen diese Arten kaum in Deutschland vor. Haben Zecken sich erst einmal festgebissen, sind sie oft nur schwer zu entfernen.
So bleiben Zecken kleben
Hat die Zecke einmal ein Stück Haut erwischt, haftet sie daran fest. Dafür sorgen Krallen und ein Haftpad. Forscher haben zudem einen weiteren Faktor ausgemacht: Nicht nur das Haftkissen, sondern auch die transparenten Krallen seien fast vollständig mit dem elastischen Protein Resilin gefüllt. Resilin ist eine Art Supergummi. Es kommt in der Natur oft vor, besonders Insekten machen sich die hohe Elastizität des Proteins zunutze.
Gemeine Holzböcke (Ixodes ricinus) besitzen gekrümmte, spitze Krallen mit einem Haftkissen dazwischen, mit dem sie sich auf ebenen Substraten wie Haut und Glas halten können. Die Krallen ermöglichen das Verhaken an rauen Oberflächen wie etwa Haaren.
Weibliche Zecken haben größere Klauen und Pads. Ihre männlichen Artgenossen kommen mit kleineren Füßen klar, weil sie sich – ausgenommen vom Paarungsakt – kaum auf Wirten aufhalten. Weibchen vermögen sich mit einer Kraft an glatten Glasoberflächen festzuhalten, die dem 500-Fachen ihres Körpergewichts entspricht. Das bietet Sicherheit – immerhin kann ihr Gewicht beim Blutsaugen um das 135-Fache zunehmen.
Was die Haftung angehe, seien die Zecken durch eine Kombination von weichen Kissen und scharfen Krallen beinahe Alleskönner, erklären Experten. Auf Silikon und mikrorauen Kunstharzoberflächen könnten sie sich allerdings nicht halten. Das könne Ansätze liefern für die Entwicklung abweisender Materialien, Lösungen oder Cremes mit Mikropartikeln.
Warnung vor gefährlichem Powassan-Virus
Wissenschaftler des "Center for Disease Control and Prevention"(CDC) aus den USA warnen zudem vor dem seltenen Powassan-Virus, das von Zecken übertragen wird. Etwa 75 Fälle wurden in den vergangenen zehn Jahren in den Vereinigten Staaten registriert, die meisten davon im Nordosten und der Great-Lakes-Region.
Symptome des mittels Zeckenbissen übertragenen Powassan-Virus können laut den Experten sein:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Schwächeanfälle
- Krämpfe
- Gedächtnisverlust
Die Zeitspanne, bis das Virus nach einem Zeckenbiss ausbricht, kann zwischen einer Woche und einem Monat betragen. Etwa zehn Prozent der Powassan-Erkrankungen enden laut dem CDC tödlich.
Die Hälfte derjenigen Erkrankten, die das Virus überstehen, hätten langanhaltende neurologische Probleme wie Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen. Eine spezielle Behandlung für das Powassan-Virus gäbe es nicht. Jedoch sollten Betroffene in einem Krankenhaus mit Infusionen und Medikamenten behandelt werden, um ein Anschwellen des Gehirns zu vermeiden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
- Robert Koch Institut
- Eigene Recherche