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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verlauf in vier Stadien Diese Faktoren beeinflussen die Heilung von Darmkrebs
Früh erkannt, ist Darmkrebs meist heilbar. Bei fortgeschrittenen Stadien ist dies auch möglich. Auf welche Faktoren es ankommt, erklärt eine Onkologin.
Inhaltsverzeichnis
Darmkrebs entwickelt sich schleichend und zeigt am Anfang meist keine Symptome. Ursache ist meist ein zuerst harmloser Darmpolyp, auch Adenom genannt, der sich über mehrere Jahre hinweg zu einem bösartigen Tumor entwickelt.
Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 55.000 Menschen neu an Darmkrebs. Dickdarm- und Enddarmdarmkrebs tritt ab dem 50. Lebensjahr zunehmend häufiger auf, aber auch jüngere Menschen kann es treffen.
Die Heilungschancen von Darmkrebs sind abhängig vom Erkrankungsstadium, aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Welche das sind und welche Überlebenschancen Patienten im fortgeschrittenen Darmkrebsstadium haben, erklärt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Was ist Darmkrebs?
Darmkrebs entsteht in den meisten Fällen im Dick- oder im Enddarm. Der Dünndarm ist nur sehr selten von Darmkrebs betroffen. Das kolorektale Karzinom entwickelt sich meist aus einem zunächst harmlosen Polypen der Darmschleimhaut. Bis aus einem Darmpolypen ein bösartiger Tumor entsteht, vergehen zwischen fünf bis zehn Jahre. "Nicht aus jedem Adenom entwickelt sich Darmkrebs. Da Adenome aber Krebsvorstufen sein können, sollten sie vorsichtshalber entfernt werden, damit sie sich nicht zu einem manifesten Krebs weiterentwickeln", sagt Dr. Susanne Weg-Remers:
Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.
Darmpolypen sind sehr häufig. Krebsexperten raten daher, die von den Krankenkassen angebotenen gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen. Wird ein Adenom im Rahmen einer Darmspiegelung erkannt und entfernt, kann Darmkrebs vorgebeugt werden. Bei der Früherkennungsuntersuchung kann man daher tatsächlich von einer Vorsorgeuntersuchung sprechen.
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Krebsverlauf: Darmkrebs entwickelt sich in vier Stadien
Die Krebsbehandlung sowie die Heilungschancen sind abhängig vom Darmkrebsstadium zum Zeitpunkt der Darmkrebs-Diagnose. Während in einem frühen Darmkrebs-Stadium die Heilungschancen gut sind, sinken sie im weiteren Erkrankungsverlauf zunehmend. Mediziner unterscheiden vier Darmkrebs-Stadien:
- Tumor-Stadium I: Der noch kleine Darmtumor ist auf die Darmschleimhaut beschränkt oder in die Gewebsschicht darunter eingedrungen. Er hat sich noch nicht in die Lymphknoten oder andere Organe ausgebreitet.
- Tumor-Stadium II: Der Tumor ist größer und bereits tiefer in die Darmwand hineingewachsen. Bei Stadium II-A hat der Tumor die Darmwand erreicht. In Stadium II-B ist der Tumor bis ins Bauchfell eingewachsen. In Stadium II-C ist der Tumor zwar noch örtlich begrenzt, hat sich aber bereits auf benachbarte Gewebe oder Organe ausgebreitet. Es liegen noch keine Lymphknoten-Metastasen vor.
- Tumor-Stadium III: Der Darmtumor, egal welcher Größe, hat bereits Metastasen im benachbarten Lymphknotensystem gebildet.
- Tumor-Stadium IV: Der Krebs im Darmbereich hat bereits Fernmetastasen gebildet. Die Tochtergeschwüre können auf ein Organ beschränkt sein (Stadium IV-A), aber auch mehrere Organe befallen (Stadium IV-B). In Stadium IV-C hat sich der Tumor in der Bauchhöhle ausgebreitet und das Bauchfell befallen.
Welche Behandlung in welchem Krebsstadium?
Die Darmkrebs-Therapie richtet sich nach der Ausdehnung des Tumors, aber auch danach, ob die bösartigen Tumoren im Dickdarm (Kolonkarzinom) oder im Enddarm (Rektumkarzinom) sitzen. "Bei Darmkrebs im Enddarm hat man die zusätzliche Schwierigkeit, dass der Schließmuskel des Analkanals in unmittelbarer Nähe ist. Es ist für viele Patienten schlimm, wenn der Schließmuskel mit entfernt werden muss", sagt Dr. Weg-Remers.
Bei örtlich begrenzten Tumoren in Stadium I behandeln Ärzte mit dem Ziel einer Heilung. Im Bereich des Dickdarms ist die Operation das Mittel der Wahl. Der betroffene Dickdarmabschnitt wird mit dem umgebenden Fett- und Bindegewebe und den darin liegenden Lymphknoten großzügig entfernt. Die beiden Darmenden werden anschließend wieder zusammengefügt. Eine anschließende Chemo- und/oder Strahlentherapie ist meist nicht notwendig. Bei Krebs im Enddarm wird der Patient bei hohem Rückfallrisiko nach dem chirurgischen Eingriff noch mit einer Chemotherapie behandelt. Bei niedrigem Rückfallrisiko reicht die alleinige Operation.
Chemotherapie im Darmkrebs-Stadium II?
In Stadium II, wenn noch kein Lymphknotenbefall vorliegt, wird nach der chirurgischen Entfernung des Tumors aus dem Dickdarm bei einem erhöhten Rückfallrisiko eine Chemotherapie angeschlossen, um Krebszellen abzutöten, die operativ nicht entfernt werden konnten. Bei Enddarmkrebs in Stadium II wird bei den meisten Patienten eine Chemo- oder Strahlentherapie vor dem chirurgischen Eingriff zur Verkleinerung des Tumors durchgeführt, damit der Schließmuskel möglichst erhalten werden kann.
Fortgeschrittener Darmkrebs: Behandlung in Stadium III und IV
Bei Darmkrebs in Stadium III, also bei Patienten, die einen Lymphknotenbefall haben, wird die Chemotherapie nach der Operation grundsätzlich empfohlen. Diese kann durch eine Strahlentherapie ergänzt werden. Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs, die bei der Diagnose bereits Metastasen haben, also in Stadium IV sind, wird der Tumor dann operiert, wenn ein Darmverschluss drohen kann. Ansonsten ist die weitere Behandlung davon abhängig, wo die Metastasen sitzen und wie viele Metastasen vorliegen.
Wie sind die Heilungschancen bei Darmkrebs?
"Liegt in Stadium IV beispielsweise nur eine einzelne Metastase in einem anderen Organ vor, besteht noch Hoffnung auf eine Heilung, wenn Metastase und Primärtumor operativ entfernt werden können", erklärt Weg-Remers. "Hat sich der Tumor hingegen bereits im Bauchfell ausgebreitet oder liegen mehrere Metastasen in verschiedenen Organen vor, dann ist eigentlich nicht mehr mit einer Heilung zu rechnen. In einer solchen Situation würde man tatsächlich schauen, welche Behandlungsmöglichkeiten dem Patienten noch Lebenszeit schenken, Lebensqualität erhalten und die Beschwerden verbessern können."
Wie ist die Lebenserwartung bei Darmkrebs?
"Welche Lebenserwartung bei Darmkrebs habe ich?" – fragen sich Betroffene. Laut der Krebsexpertin rangiert Darmkrebs im Mittelfeld. Darmkrebs werde noch immer bei einigen Patienten erst so spät erkannt, dass er sich nicht mehr besonders gut behandeln lasse. Bei Hodenkrebs oder schwarzem Hautkrebs beispielsweise seien die 5-Jahres-Überlebensraten deutlich besser. Aber auch Patienten mit einem Darmkrebs haben eine relativ gute Überlebenschance, wenn der Tumor in einem frühen Stadium erkannt wird, beispielsweise, weil viele die Möglichkeit zur Darmkrebsfrüherkennung nutzen.
Ob Darmkrebs heilbar ist, beziehungsweise, wie die Lebenserwartung bei Darmkrebs ist, ist immer abhängig vom Krebsstadium und davon, dass der Tumor operativ entfernt werden kann. Hat der Krebs das Lymphsystem sowie benachbarte Gewebe und Organe befallen oder haben sich Tochtergeschwüre in anderen Körperbereichen gebildet, sinkt die Heilungschance deutlich. "In Stadium I leben nach fünf Jahren noch 95 Prozent der Darmkrebs-Patienten. In Stadium IV hingegen, wenn Metastasen vorliegen, leben nach fünf Jahren noch etwa 15 Prozent der Betroffenen“" sagt die Krebsexpertin.
Wie lange kann man mit Darmkrebs im Endstadium überleben?
Als Endstadium bezeichnen Mediziner den Zeitpunkt der Darmkrebs-Erkrankung, zu dem keine Hoffnung mehr auf Heilung besteht und die Therapie nunmehr das Ziel hat, Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Betroffenen bestmöglich zu erhalten. Wieviel Lebenszeit einem Patienten dann noch bleibt, kann individuell sehr unterschiedlich sein. "Im fortgeschrittenen Krebsstadium verstirbt der Patient ohne eine gegen das Tumorwachstum gerichtete Behandlung meist nach einigen Monaten bis Wochen", erklärt Weg-Remers. "Aber Patienten und ihre Angehörigen dürfen auch dann noch auf einen günstigen Verlauf hoffen".
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Weg-Remers