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Ist das West-Nil-Virus längst in Deutschland verbreitet?


Toter Vogel in Bayern
Ist das West-Nil-Virus längst in Deutschland verbreitet?

dpa, Catherine Simon

17.09.2018Lesedauer: 3 Min.
Foto zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme des West-Nil-VirusVergrößern des Bildes
West-Nil-Virus: Bei einem toten Bartkauz aus einem Wildpark ist erstmals in Bayern das gefährliche West-Nil-Virus nachgewiesen worden. Es ist der zweite Fund dieses Erregers bei einem Vogel in Deutschland. (Quelle: Cynthia Goldsmith/CENTERS FOR DISEASE CONTROL/EPA/dpa-bilder)

Dass Deutschland frei vom West-Nil-Fieber ist, war bislang die Annahme. Mittlerweile wurden drei Infektionen bei Vögeln wurden binnen weniger Tage erfasst. Bei Menschen bisher noch keine – was aber an mangelnden Untersuchungen liegen könne, sagt ein Experte.

Nach einem Fall von West-Nil-Fieber bei einem Bartkauz in Bayern sollen gezielt Mücken in dem Tierpark untersucht werden. Zudem sollen Mückenlarven bekämpft werden, wie die Tierärztin des Wildparks Poing, Sandra Klimm, mitteilt. Gefundene tote Wildvögel werden demnach künftig auf das Virus untersucht. Bundesweit gibt es inzwischen drei Nachweise von West-Nil-Fieber bei Vögeln, zwei davon in Sachsen-Anhalt. Experten sind beunruhigt, weil der von Stechmücken übertragene, auch auf Menschen übertragbare Erreger bisher nicht in Deutschland heimisch war.

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg hält es für sinnvoll, auch die Mitarbeiter des Tierparks zu untersuchen. Die Mehrzahl der Infektionen bei Menschen werde nicht entdeckt, weil die Betroffenen keine oder nur schwache Symptome zeigen. In den vergangenen Jahren habe es sechs oder sieben importierte West-Nil-Fälle in Deutschland gegeben. Die Meldepflicht bestehe erst seit 2015.

Infektionswelle in Süd- und Südosteuropa

In Süd- und Südosteuropa gibt es in dieser Saison eine besonders heftige Infektionswelle mit bereits 90 erfassten Todesfällen vor allem bei älteren Menschen. Betroffenen sind vor allem Serbien (29 Todesfälle), Italien (21), Griechenland und Rumänien (beide 19), wie die europäische Gesundheitsbehörde ECDC mitteilt. Forscher gehen davon aus, dass auch die in Deutschland vorkommenden Stechmücken-Arten das Virus übertragen können.

Schmidt-Chanasit sprach sich auch dafür aus, dass Blutspendedienste auf das Virus testen – etwa in Bayern sei das bisher nicht der Fall. "Wenn man weiß, dass das Virus zirkuliert, muss das diskutiert werden", sagte er. Er gehe davon aus, dass infizierte Mücken aus Südeuropa die Infektionen in Deutschland verursacht haben. Die Insekten würden leicht per Lastwagen oder Güterzug eingeschleppt.

"Wir gehen davon aus, dass es sich bei unserem Bartkauz um einen Einzelfall mit Eintrag des Erregers aus der Wildvogelpopulation handelt", hieß es vom Wildpark im Landkreis Ebersberg. Eine Ansteckung sei nur über Mückenstiche möglich und nicht durch Kontakt mit Vögeln.

Die Fundorte in Sachsen-Anhalt – betroffen waren ein Bartkauz im Zoo Halle und ein freilebender Habicht in Weißandt-Gölzau – liegen etwa 25 Kilometer voneinander entfernt.

Symptome sind Fieber und Ausschlag

Typische Symptome von West-Nil-Fieber sind Muskelschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Fieber. Bei etwa einer von 100 Infektionen komme es zu einem schweren, das Gehirn betreffenden Krankheitsverlauf, klären Experten.

Bei Vögeln bleibe eine Infektion mit dem West-Nil-Virus meist symptomlos. Eine Reihe von Vogelarten sei jedoch empfänglich für den Erreger, so dass es zu massiven Epidemien mit Todesfällen kommen könne.

Schnelle Ausbreitung des Virus

Nachgewiesen wurde das Virus erstmals 1937 in der Region West Nil in Uganda. Inzwischen ist der Erreger in weiten Teilen Afrikas, Asiens und Europas heimisch. In den 1990er-Jahren schaffte er den Sprung über den Atlantik und ist nun auch in den USA verbreitet.

Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Virus erstmals in Deutschland auftritt, hatte eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts nach dem dritten Fund erklärt. Über den Winter werde sich das Virus wohl nicht halten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa
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