Neugeborene weltweit schützen Warum die WHO zur Hepatitis-B-Impfung mahnt
Leberentzündungen sind für ihre oftmals schleichenden Verläufe bekannt. Teils erkranken Betroffene unbemerkt und leiden mehrere Jahre. Aber das ist nicht immer so, wie ein aktueller Ausbruch zeigt.
Hepatitis, auch Gelbsucht genannt, kann zu Krebs führen. Die WHO sieht gute Fortschritte, Neuinfektionen bis 2030 um 90 Prozent und die Zahl der Todesfälle um 65 Prozent zu reduzieren.
WHO empfiehlt Impfung
Angesichts der Hepatitis-Epidemie drängt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf, in allen Ländern der Welt schon Neugeborene gegen die Leberentzündung vom Typ B zu impfen. Auch in den wohlhabenderen Ländern steige die Zahl der Fälle, etwa durch Migration, sagte Marc Bulterys, Teamleiter des WHO-Hepatitis-Programms, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages an diesem Freitag (28. Juli) in Genf.
In Deutschland ist die Hepatitis B-Impfung nach Angaben des Robert Koch-Instituts Bestandteil des Impfprogramms für Säuglinge und Kleinkinder und wird im Alter von zwei Monaten empfohlen. Eine Impfpflicht besteht jedoch nicht. Nur Babys von Müttern mit chronischer Hepatitis B oder unbekanntem Hepatitis-B-Status sollen direkt nach der Geburt geimpft werden.
1,3 Millionen Tote
Weltweit waren 2015 nach WHO-Schätzungen 71 Millionen Menschen mit Hepatitis C und 257 Millionen mit Hepatitis B infiziert, den beiden häufigtsen der fünf Hepatitis-Typen. 1,3 Millionen Menschen starben durch die Infektionen, etwa so viele, wie durch Tuberkulose umkamen. Weniger als zehn Prozent der Infizierten wüssten aber überhaupt von ihrer Krankheit, heißt es.
Die WHO empfiehlt deshalb stärkere Routine-Diagnoseprogramme. "Es gibt keinen Grund, warum Millionen von Menschen noch nicht getestet sind und deshalb die Medikamente nicht bekommen, die sie so dringend benötigen", sagte der Direktor der für HIV und Hepatitis zuständigen Abteilung, Gottfried Hirnschall.
Weltweite Verbreitung
Rund 70 Prozent der Hepatitis-Kranken leben nach WHO-Angaben in 28 Ländern, darunter China, Indien, Südafrika und Brasilien. 89 Prozent der Länder hätten den Kampf gegen die Hepatitis inzwischen zur Priorität gemacht.
Die häufigsten Symptome
Seit November 2016 beobachten Experten in Berlin immer neue Fälle der Leberentzündung. Sie geht mit akuten Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen sowie einer Gelbfärbung von Haut und Augen einher – und bedeutete bislang in etwa jedem dritten Fall einen Aufenthalt im Krankenhaus.
Weitere Merkmale einer Erkrankung können beispielsweise sein:
- Abgeschlagenheit
- Leistungsminderung sowie
- Depressionen.
Typische Anzeichen wie Gelbsucht gebe es teils erst bei stärkeren Leberschäden.
Die bekanntesten Formen
Ursachen für Hepatitis können eine Virusinfektion oder eine Autoimmunhepatitis sein.
Zu den sogenannten "klassischen Virushepatitiden" zählen unter anderem
- Hepatitis A (HAV)
- Hepatitis B (HBV)
- Hepatitis C (HCV)
- Hepatitis D (in Verbindung mit Hepatitis B) (HDV)
- Hepatitis E (HEV)
Die Ansteckung kann hierbei auf unterschiedliche Weise erfolgen:
Hepatitis A: Das Virus wird von Mensch zu Mensch sowie über verunreinigte Nahrungsmittel und Wasser übertragen. Gegen diese, auch Reise-Gelbsucht genannte, Form der Hepatitis gibt es keine spezielle Therapie. Eine Impfung ist allerdings möglich.
Hepatitis B: Die Ansteckung des Virus' erfolgt über das Blut – beispielsweise durch verunreinigte Spritzen – sowie unter anderem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Krankheit ist nicht heilbar, lässt sich jedoch antiviral therapieren. Eine Impfung ist möglich.
Hepatitis C: Die Übertragung des Virus' erfolgt in den meisten Fällen über Blutkontakt. Erkrankte werden medikamentös behandelt. Die Heilungsquote liegt hier bei 90 Prozent. Einen Impfschutz gibt es nicht.
Hepatitis D: Diese Form der Hepatitiserkrankung tritt oftmals nur im Zusammenhang mit einer Hepatitis-B-Infektion auf. Eine wirksame Therapie für Betroffene gibt es nicht. Eine Hepatitis-B-Impfung kann vor einer Infektion schützen.
Hepatitis E: Das Hepatitis-E-Virus wird vom menschen ausgeschieden und kann beispielsweise durch Wasser übertragen werden. Einen Impfschutz gibt es nicht. In den meisten Fällen kommt die akute Leberentzündung selbst zum Stillstand. Für Schwangere ist dieses Virus allerdings besonders gefährlich.
Behandlungsmöglichkeiten
Gegen Hepatitis C gebe es seit vier Jahren gute Medikamente, die 95 Prozent der Patienten mit einer Dreimonatsbehandlung heilen können. Die Kosten für die Medikamente liegen bei rund 230 Euro. jedoch nur sieben Prozent der Infizierten wurden 2015 behandelt. Die WHO rechnet mit der Zulassung weiterer Medikamente in naher Zukunft.
Laut WHO brauchen an Hepatitis B erkrankte Patienten lebenslang Medikamente, die teils aber nur noch rund 40 Euro für ein Jahr kosteten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.