ARD "Gesundheits-Check" Gefährliche Psychopharmaka in Diätpillen
Bei leidigem Übergewicht zu Schlankheitspillen aus dem Internet zu greifen, ist gefährlich. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung der ARD-Sendung "Gesundheits-Check". Worauf Sie beim Abnehmen achten sollten.
Die Reporterin Caro Matzko vom Bayrische Rundfunk bestellte neun Abnehmpräparate im Internet. Ihr Wert lag bei insgesamt über 500 Euro. Die Werbeversprechen verheißen wahre Abnehmwunder. Sieben Packungen kamen an und wurden ins Labor geschickt. Was dort an Inhaltsstoffen zum Vorschein kam, ist alarmierend: Die Präparate sind zum Teil illegal und gefährlich.
Bedenkliches Abführmittel statt verbotener Appetitzügler
Für das Präparat "Slimex" wirbt der asiatische Hersteller mit dem Inhaltsstoff Sibutramin. "Das ist ein Hammer", warnt Professor Mona Tawab, Pharmazeutin im Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker. Die Zulassung als Appetitzügler wurde dem Wirkstoff in Deutschland entzogen. Der Grund sind gefährliche Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Probleme. Jedoch ergab die Analyse, dass Slimex gar kein Sibutramin enthält, sondern das Abführmittel Phenophtalein.
Bestellung gleicht "Russischem Roulette"
"Das hat eigentlich in diesem Präparat gar nichts zu suchen und ist nicht deklariert", so Tawab. Das Abführmittel sei "nicht ohne" und habe kregserregende Eigenschaften. Zudem begünstigt es Hautausschlag und Magen-Darm-Blutungen. "Im Grunde ist das immer Russisches Roulette, was Sie da bestelllen - man weiß nie, was drin ist", so das Fazit der Pharmazeutin.
Chemisches Antidepressivum in Abnehmpräparat
Das Abnehmmittel "Lida" soll rein pflanzlich und unbedenklich sein, betont der Hersteller. Im Labor findet sich darin jedoch ein chemisch hergestelltes Antidepressivum namens Fluoxetin. Dieses hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial: "Man kommt von den Tabletten dann nicht mehr los", warnt Tawab. Zudem kann der Wirkstoff Übelkeit, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Angstzustände und eine verminderte Libido herbeiführen. Besonders perfide: Der Hersteller bietet ein Präparat an, mit dem man von "Lida" nach eigener Aussage wieder "runter kommt". "Man täuscht den Verbraucher und mischt Substanzen rein, die nicht deklariert sind", sagt die Expertin. Der Verbraucher nehme hochpotente, verschreibungspflichtige Wirkstoffe ein, die mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind, so Tawab.
Von Schlankheitspillen aus dem Internet ist laut dem "Gesundheits-Check" generell abzuraten.
Diät-Shakes lassen sich einfach selber mixen
Formula-Diäten wie "Slimfast" oder "Almased" aus der Apotheke sind weniger riskant. Jedoch sollte man die Einnahme unbedingt mit einem Arzt absprechen, empfiehlt die Ernährungsberaterin Monika Bischoff. Nur so kann man gewährleisten, dass der Körper mit den richtigen Nährstoffen versorgt wird.
Generell kann man sich Abnehm-Shakes aber auch einfach und deutlich günstiger selber mixen. Sie liefern Proteine, Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe und essentielle Fettsäuren. Die Nährwerte: 800 Kilokalorien, 70 Gramm Eiweiß und 40 Gramm Fett pro Tag. Aus Sojamilch, Hanfproteinpulver und einer Banane entsteht ein pflanzlicher Abnehmdrink. Er schneidet in einer Blindverkostung besser ab, als das Original von "Slimfast".
Die gesündeste Diät besteht aus Sport und viel Gemüse
Aber dennoch: Am gesündesten nimmt man mit einer gezielten Ernährungsumstellung und Bewegung ab. Die Reporter begleiteten den übergewichtigen Koch Martin Kandlbinder während seiner Diät. Er stellte seine Ernährung auf mediterrane Kost um und trieb fünf Mal die Woche Sport. In einem halben Jahr hat er so 13 Kilo abgenommen, sein Bauchumfang schrumpfte um 8,5 Zentimeter.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.