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Neue Studie befeuern Streit um Gefahr von Handy-Strahlung


Krebsgefahr oder harmlos?
Neue Studien befeuern Streit um Gefahr von Handy-Strahlung

Von dpa
04.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Handystrahlung steht sein Jahren unter Krebsverdacht. Doch Studien dazu widersprechen sich.Vergrößern des Bildes
Handystrahlung steht sein Jahren unter Krebsverdacht. Doch Studien dazu widersprechen sich. (Quelle: Symbolbild dpa/dpa-bilder)

Strahlung macht Angst, vor allem Angst vor Krebs. Das gilt nicht nur bei Atomkraft, auch Handy-Nutzer kennen das mulmige Gefühl, eine Strahlungsquelle am Ohr zu haben. Jetzt weist eine Studie beunruhigende Ergebnisse auf, eine andere jedoch nicht.

Eine Untersuchung aus den USA liefert Anzeichen für ein leicht erhöhtes Krebsrisiko im Tierversuch. Die 25 Millionen US-Dollar teure Arbeit wurde von der US-Regierung in Auftrag gegeben und lässt Handy-Kritiker aufhorchen: Über mehrere Jahre lang haben Forscher des National Toxicology Program (NTP) mehr als 2500 Ratten und Mäuse mit Mikrowellen der beiden gängigen Übertragungstechnologien, GSM und CDMA, bestrahlt.

Bösartige Tumore bei bestrahlten Ratten

Zehn Minuten Bestrahlung, zehn Minuten Pause - in diesem Rhythmus wurden die Ratten über zwei Jahre je neun Stunden pro Tag 900 Megahertz-Frequenzen ausgesetzt, die Mäuse erhielten 1900 Megahertz. Die Bestrahlung der Ratten erfolgte in drei verschiedenen Stärken.

Das Ergebnis der Tierstudie ist noch vorläufig, weil die Werte für Mäuse noch ausstehen. Bei männlichen bestrahlten Ratten entstanden einige bösartige Tumore im Hirn (Gliome) und bestimmte Geschwülste am Herzen (Schwannome). Für das Team um Michael Wyde ist dies "wahrscheinlich das Ergebnis der Ganzkörper-Bestrahlung mit GSM oder CDMA-modulierten Radiofrequenzen".

Von den jeweils 90 bestrahlten männlichen Ratten in den sechs Testgruppen bekamen bis zu drei Tiere Hirntumore und bis zu sechs Herzgeschwülste. Die 90 Kontrolltiere zeigten keine dieser Veränderungen. Dennoch gibt es auch Kritik an der Studie mit den Nagern.

Bestrahlte Tiere lebten aber länger

Bei weiblichen Ratten fiel das Ergebnis anders aus. Sie entwickelten statistisch gesehen nicht mehr Tumore. Andere Wissenschaftler kritisierten noch weitere Punkte: Die bestrahlten Tiere lebten im Schnitt sogar länger als die der Kontrollgruppen, und Tierversuche sind nicht eins zu eins auf Menschen übertragbar.

WHO: Handy-Strahlung so krebserregend wie Kaffee

Allerdings entsprachen die Tumore genau denjenigen, die zuvor schon in mehreren epidemiologischen Studien mit Handystrahlung in Verbindung gebracht worden waren. Und diese waren 2011 Gründe für die WHO gewesen, Handystrahlung als "möglicherweise krebserregend" einzustufen. In diese Kategorie fallen jedoch auch bestimmte Sorten eingelegten Gemüses und ebenso Kaffee.

Andere Studie - andere Ergebnisse

Fast zeitgleich wurde eine epidemiologische Langzeitstudie (30 Jahre) aus Australien veröffentlicht. Diese findet keinen Nachweis für erhöhte Krebszahlen in der Bevölkerung.

"Wir fanden keinen Anstieg bei der Gehirntumor-Häufigkeit, die dem steilen Anstieg der Mobilfunk-Nutzung entsprochen hätte", berichten Simon Chapman und Kollegen im Journal "Cancer Epidemiology".

Den Forschern half dabei das verpflichtende Krebsregister Australiens. Darin sichteten sie die Hirntumor-Diagnosen von 19.800 Männern und 14.200 Frauen zwischen 20 und 84 Jahren im Zeitraum von 1982 bis 2012. 1987 wurden in Australien die ersten Handys genutzt, 2014 telefonierten 94 Prozent der Bevölkerung mit ihnen.

Erhöhte Krebszahlen blieben aus

Die Wissenschaftler erwarteten auf Basis vorheriger Studien eine deutliche Steigerung bei den Krebsfällen. Doch das blieb aus. Einen leichten Anstieg der Diagnosen bei den Männern in diesem Zeitraum erklären die Forscher mit besseren Diagnosemethoden.

Kritik an der Langzeitstudie

Allerdings müssen sich auch die australischen Forscher Kritik gefallen lassen. Der Biotechnologie-Experte Dariusz Leszczynski (Universität Helsinki) hatte die WHO 2011 bei ihrer Entscheidung über die mögliche Krebsgefahr beraten und er kritisiert vor allem zeitliche Parameter in der Untersuchung.

In der Studie wurde für einen Tumor eine Latenzzeit von zehn Jahren angenommen - das ist laut Leszczynski zu gering. Er hält es zudem für irreführend, wenn die Australier 29 Jahre Handynutzung in ihrer Arbeit ansetzen. "Das sollte durch höchstens 15 Jahre ersetzt werden, als die Handys wirklich verbreitet waren," schreibt er in seinem Blog.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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