Bilanz der Grippesaison 2014/15 Über sechs Millionen mehr Arztbesuche wegen Grippe
Vergangenen Winter plagten Grippeviren die Deutschen ganz besonders: Rund 6,2 Millionen zusätzliche Arztbesuche und 31.000 mehr Krankenhauseinweisungen verzeichnet die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI). Allerdings schützte auch die Impfung nicht optimal.
Wie es im Saisonbericht der Arbeitsgemeinschaft heißt, wurden in der Grippesaison 2014/2015 in Deutschland insgesamt rund 88.000 Erkrankungsfälle registriert. Das war - abgesehen von der Schweinegrippepandemie 2009 - der höchste Stand seit 2001. Die Zahl der tatsächlichen Influenzaerkrankungen dürfte aber noch weit höher gelegen haben.
Impfung schützte nur unzureichend
Vor allem ältere Menschen im Alter von über 60 Jahren waren überdurchschnittlich häufig von schweren Verläufen der Krankheit betroffen - das kann etwa ein Krankenhausaufenthalt oder sogar ein Todesfall in Folge einer Influenza sein.
In der vergangenen Grippesaison hatte sich außerdem gezeigt, dass der Impfstoff nur eingeschränkt vor den zirkulierenden A(H3N2)-Viren schützt. Der H3N2-Stamm hatte sich genetisch verändert, nachdem die Impfstoffproduktion bereits begonnen hatte. Wie Daten des Nationalen Referenzzentrums für Influenza zeigten, wurde ausgerechnet dieser Stamm in der vergangenen Saison am häufigsten nachgewiesen.
Dennoch bleiben Experten bei ihrem Rat: "Die Impfung ist eine wichtige und sichere Schutzmöglichkeit, auch wenn ihre Wirksamkeit schwanken kann", erklärt RKI-Präsident Lothar Wieler. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat bislang mehr als 17 Millionen Impfdosen für den kommenden Winter freigegeben. Der saisonale Grippeimpfstoff setzt sich jedes Jahr aus Bestandteilen der aktuell weltweit zirkulierenden drei Influenza-Virustypen zusammen. Dabei gibt es immer Unwägbarkeiten, da sich Grippeviren ständig verändern.
Deutschland hat schlechte Impfquote
Ältere und chronisch Kranke haben neben Schwangeren ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und lebensbedrohliche Komplikationen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert daher für Risikogruppen eine Impfquote von mindestens 75 Prozent - davon ist Deutschland noch weit entfernt.
Nach einer neuen RKI-Studie lag die Grippe-Impfquote bei über 60-Jährigen 2013/14 bei lediglich 49 Prozent. Bei chronisch Kranken zwischen 18 und 59 Jahren waren lediglich ein Viertel geimpft. Offenbar entscheiden sich viele gegen eine Grippeschutzimpfung, weil sie der Impfung misstrauen. Auch dass die Erkrankung nicht gefährlich sei, ist ein verbreiteter Irrglaube.
Experten raten ab Oktober zur Impfung
Die jährliche Grippewelle hat in den vergangenen Jahren meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert, aber auch schon vorher können Grippefälle auftreten. Experten raten ab Ende Oktober zur Grippeschutzimpfung. Empfohlen wird sie in erster Linie älteren Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, medizinischem Personal und Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.