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Schwindel durch Kristalle im Ohr: Was dagegen hilft


Gutartiger Lagerungsschwindel
Schwindel durch Kristalle im Ohr: Welche Übungen helfen


Aktualisiert am 19.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Frau sitzt auf dem Bett und fasst sich mit der Hand an die Stirn.Vergrößern des Bildes
Wenn rasche Kopfbewegungen, etwa beim Aufsetzen, zu Schwindel führen, kann dies an Kristallen im Ohr liegen. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)

Wenn rasche Kopfbewegungen Schwindel auslösen, können kleine Kristalle im Ohr daran schuld sein. Spezielle Übungen können den Schwindel stoppen.

Schwindel zählt den häufigsten Beschwerden überhaupt. Mitunter ist es schwer, die Ursache zu finden, denn es können zahlreiche körperliche Erkrankungen, psychische Faktoren oder Medikamente dahinterstecken.

Eine häufige – und harmlose – Ursache sind winzige kristallartige Ablagerungen, welche die Sinneszellen im Innenohr reizen. Fachleute sprechen von einem gutartigen Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel). Der Schwindel tritt dann typischerweise bei bestimmten Bewegungen auf. Ob Kristalle im Ohr tatsächlich der Grund für den Schwindel sind, kann die HNO-Ärztin oder der HNO-Arzt relativ leicht herausfinden.

Gutartiger Lagerungsschwindel kommt vor allem bei Personen zwischen 40 und 70 Jahren vor – darunter vorwiegend Frauen. Von 100 Menschen sind im Laufe des Lebens etwa 2 betroffen.

Wie Kristalle im Ohr Schwindel auslösen

Gutartiger Lagerungsschwindel entsteht wahrscheinlich im Innenohr, genauer: in den sogenannten Bogengängen, die zum Gleichgewichtsorgan gehören. In diesen drei mit Flüssigkeit gefüllten Gängen befinden sich zahlreiche Sinneszellen. Sie nehmen Bewegungen des Kopfes wahr und geben diese Information an das Gehirn weiter.

In den Bogengängen (insbesondere im hinteren Bogengang) können sich feine Ablagerungen bilden. Lösen sich diese winzigen kalziumhaltigen Kristalle (Otholiten), können sie bei einer Kopfbewegung die Sinneszellen im Bogengang reizen. Dadurch melden die Sinneszellen dem Gehirn eine Bewegung, die nicht mit der durch das Auge wahrgenommenen Bewegung übereinstimmt. Durch diese fehlerhafte Information kommt es zu kurzzeitigem Schwindel.

Schwindel durch Kristalle im Ohr: Symptome

Schwindel kann sich sehr unterschiedlich anfühlen: Manche Betroffene haben den Eindruck, dass sich alles dreht, andere beschreiben den Schwindel als schwankend. Die Art des Schwindels kann bereits einen Hinweis auf die Ursache geben.

Sind Kristalle im Ohr für den Schwindel verantwortlich, ist ein plötzlicher Drehschwindel typisch, ähnlich wie auf einem Karussell. Der Schwindel hält meist nur wenige Sekunden bis höchstens fünf Minuten an. In manchen Fällen kommt es zu Schweißausbrüchen und Übelkeit, mitunter auch zu Erbrechen. Die Attacken können mehrmals am Tag auftreten.

Charakteristisch für den gutartigen Lagerungsschwindel ist, dass er durch rasche Kopfbewegungen ausgelöst wird, etwa wenn die Person:

  • den Kopf zur Seite dreht, ihn senkt oder in den Nacken legt
  • sich bückt
  • sich hinlegt, sich im Liegen umdreht oder sich aufsetzt

Schwindel immer abklären lassen

Karussellartiger Schwindel kann viele Ursachen haben. Hält er länger an, tritt er häufiger auf und/oder kommen weitere Beschwerden hinzu, sollte die Person ärztlichen Rat einholen. Eine erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. Bei Verdacht auf einen gutartigen Lagerungsschwindel kann die Hautärztin oder der Hautarzt an eine HNO-Praxis verweisen.

Eine Medizinerin oder ein Mediziner kann Schwindel durch Kristalle im Ohr meist leicht erkennen. Erste Hinweise ergeben sich bereits aus den Schilderungen der betroffenen Person, insbesondere Informationen dazu,

  • wann genau der Schwindel auftritt/ob er durch bestimmte Bewegungen ausgelöst wird,
  • wie lange der Schwindel anhält und
  • ob weitere Beschwerden auftreten.

Gewissheit bringt ein einfacher Test. Dabei bewegt die Ärztin oder der Arzt Kopf und Rumpf der Person in einer bestimmten Abfolge. Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel lässt sich durch diesen sogenannten Hallpike-Test ein Schwindelanfall auslösen. Typisch ist zudem, dass die Person ruckartige Augenbewegungen macht (Nystagmus). Um diese Bewegungen besser erkennen zu können, kommt gegebenenfalls eine sogenannte Frenzelbrille mit speziellen Vergrößerungsgläsern zum Einsatz, welche die Patientin oder der Patient während des Tests trägt.

Übungen gegen die Kristalle im Ohr

Der gutartige Lagerungsschwindel ist oft nur ein vorübergehendes Phänomen, das nur wenige Wochen oder Monate anhält: In vielen Fällen setzen sich die Kristalle wieder im Bogengang fest und/oder der Körper baut sie ab. Bei manchen Betroffenen tritt der Schwindel nach einiger Zeit erneut auf.

Um schneller beschwerdefrei zu werden, können spezielle Übungen helfen, die Fachleute als Lagerungsmanöver bezeichnen. Durch eine bestimmte Abfolge von Kopfbewegungen und Körperhaltungen sollen sich die Ohrsteinchen wieder festsetzen, sodass sie keine Beschwerden mehr bereiten.

Die Übungen können auch zu Hause durchgeführt werden. Es empfiehlt sich jedoch, vorab ärztlichen Rat einzuholen. Denn zum einen kann Schwindel zahlreiche Ursachen haben, zum anderen sind Lagerungsmanöver für bestimmte Personen nicht geeignet, etwa bei Problemen mit der Halswirbelsäule. Darüber hinaus kann eine Übung gegen die Kristalle im Ohr nur Erfolg bringen, wenn sie korrekt ausgeführt wird. Daher ist es sinnvoll, sich das Lagerungsmanöver vorab von einer Ärztin oder einem Arzt zeigen zu lassen.

Beispiel-Übung: Das Epley-Manöver

Es gibt verschiedene Formen von Lagerungsmanövern, die sich in ihren Bewegungsabfolgen leicht unterscheiden. Besonders Erfolg versprechend bei Kristallen im hinteren Bogengang sind das sogenannte Epley-Manöver und das Semont-Manöver. Diese Übungen müssen gegebenenfalls mehrfach ausgeführt werden, um dauerhaft zu wirken.

Ist das linke Ohr betroffen, umfasst das Epley-Manöver folgende Schritte:

  1. Aufrecht sitzen, etwa auf dem Bett; den Kopf leicht in den Nacken legen und etwa 45 Grad zur linken Seite drehen.
  2. In dieser Position zügig auf den Rücken legen und 30 Sekunden warten; der Kopf bleibt um 45 Grad nach links gedreht und leicht überstreckt.
  3. Den leicht überstreckten Kopf anschließend um 90 Grad auf die rechte Seite drehen und erneut 30 Sekunden warten.
  4. Den gesamten Körper nach rechts drehen; dabei den Kopf mitdrehen, sodass das Gesicht fast nach unten liegt; erneut 30 Sekunden in dieser Position verbleiben.
  5. Zügig wieder aufsetzen.

Sind Kristalle im rechten Ohr der Auslöser, werden Kopf beziehungsweise Körper jeweils in die andere Richtung gedreht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Schwindel". Online-Informationen der Deutschen Hirnstiftung: hirnstiftung.org (Abrufdatum: 19.8.2024)
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 19.8.2024)
  • "Schwindel". Online-Informationen der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 19.8.2024)
  • "Schwindel". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 29.12.2023)
  • "Gutartiger Lagerungsschwindel". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 4.10.2023)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): "Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053/018 (Stand: April 2018)
  • "Plötzlicher Schwindel – was steckt dahinter?" (PDF). Online-Informationen der Bundesärztekammer: www.bundesaerztekammer.de (Stand: September 2017)
  • Jahn, K., et al.: "Schwindel und Gangunsicherheit im Alter". Deutsches Ärzteblatt, Jg. 12, Heft 23, S. 378-393 (2015)
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