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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alkoholkonsum Ist Bier weniger schädlich als hochprozentiger Alkohol?
Alkohol ist ein Gesundheitsrisiko. Doch irrigerweise halten manche Menschen Bier für weniger schädlich als Hochprozentiges. Welche Folgen das haben kann.
Es ist schon lange bekannt, dass Alkohol im Körper schwere Schäden anrichten kann: Alkoholkonsum fördert die Entstehung von über 200 teils lebensbedrohlichen Krankheiten. Dennoch gehören alkoholische Getränke für viele Menschen zum Leben dazu. In Deutschland ist beispielsweise Bier sehr beliebt: Im Jahr 2022 lag der Bierverbrauch pro Person hierzulande bei fast 90 Litern (ohne alkoholfreie Sorten und Malztrunk).
Ein Grund hierfür mag der verhältnismäßig niedrige Alkoholgehalt von Bier sein: Je nach Sorte liegt dieser meist bei rund 5 Volumenprozent (Vol.-%). Hochprozentige Spirituosen wie Likör, Rum oder Wodka enthalten hingegen mindestens 15 Vol.-% Alkohol. Wer davon zu schnell zu viel trinkt, bekommt oft eher deutliche Folgen zu spüren – wie Rausch, Aggression oder Kater. Verglichen damit scheint der Konsum von Bier üblicherweise weniger schädlich.
Egal, ob Schnaps oder Bier – jede Form von Alkohol ist schädlich
Doch der Schein trügt. Denn fest steht: Alkoholkonsum ist in jeder Form ein Gesundheitsrisiko – auch, wenn jemand nur Niedrigprozentiges wie Bier trinkt. Schädlich ist nämlich nicht das Getränk an sich, sondern der darin enthaltene Reinalkohol. Davon enthält ein kleines Bier à 0,33 Liter fast genauso viel wie ein Glas Schnaps à 40 Milliliter.
Zu den bekanntesten Folgen von erhöhtem Alkoholkonsum zählen wohl Alkoholabhängigkeit und Lebererkrankungen wie die Leberzirrhose. Doch häufig oder viel Bier und/oder sonstigen Alkohol zu trinken, ist für den Körper insgesamt schädlich – zum Beispiel für die Geschlechtsorgane, das Herz, die Muskulatur, das Nervensystem und den Verdauungstrakt. Auch auf die Psyche kann sich ein zu hoher Alkoholkonsum negativ auswirken. Zu den möglichen Folgen zählen:
- bei Männern: erektile Dysfunktion, verminderte Spermienqualität
- bei Frauen: Zyklusstörungen, verringerte Fruchtbarkeit
- Bluthochdruck
- Herzmuskelentzündung
- Herzrhythmusstörungen
- Herzschwäche
- Gedächtnisprobleme
- Polyneuropathie
- Magenschleimhautentzündung
- Mangelernährung
- chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Krebserkrankungen (vor allem Mund-, Rachen-, Speiseröhren-, Darm- und Brustkrebs)
- Depressionen
Schon gewusst?
Alkohol zählt zu den zehn wichtigsten krebsauslösenden Stoffen.
Je mehr Alkohol, desto höher das Gesundheitsrisiko
Dabei sind Bier, Schnaps & Co. umso schädlicher, je größer die aufgenommene Menge Reinalkohol ist. So erhöht sich beispielsweise das Krebsrisiko mit steigendem Alkoholkonsum erheblich. Da ist es nicht verwunderlich, dass Alkohol nachweislich das Leben verkürzen kann – und zwar umso deutlicher, je größer die Trinkmenge: Im Durchschnitt sinkt die Lebenserwartung beim Konsum von
- 100 bis 200 Gramm Alkohol pro Woche um ein halbes Jahr.
- 200 bis 350 Gramm Alkohol pro Woche um zwei Jahre.
- mehr als 350 Gramm Alkohol pro Woche um fünf Jahre.
Im Umkehrschluss folgt daraus, dass geringe Mengen Alkohol wohl nicht oder kaum schädlich sind. Das spiegelt sich auch in vielen Tipps für einen risikoarmen Alkoholkonsum wider. In Deutschland empfahl etwa die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen als Orientierungshilfe für gesunde Erwachsene ohne Alkoholprobleme früher,
- dass Frauen höchstens 12 Gramm Alkohol pro Tag trinken sollten: zum Beispiel ein kleines Bier (0,3 Liter).
- dass Männer höchstens 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken sollten: zum Beispiel zwei kleine Bier (0,6 Liter).
- an mindestens zwei Tagen in der Woche auf Alkohol zu verzichten, damit das Trinken nicht zur Gewohnheit wird.
Wichtiger Hinweis
In der Schwangerschaft ist jeglicher Alkoholkonsum tabu. Denn bereits kleinste Mengen – auch wenn es "nur" ein Schluck Bier ist – können schädlich für das ungeborene Kind sein.
Auch kleine Mengen Alkohol – einschließlich Bier – sind schädlich
Risikoarm heißt aber nicht gesundheitlich unbedenklich. Mittlerweile ist bekannt: Selbst wer nur wenig Bier trinkt, hat ein höheres Erkrankungs- und Sterberisiko als Menschen, die nie Alkohol trinken. So ist beispielsweise in der Europäischen Union bei Krebserkrankungen wie etwa Brustkrebs der (mit-)verantwortliche Alkoholkonsum der Betroffenen häufig nur leicht bis mäßig.
Ein geringer oder mäßiger Alkoholkonsum hat auch keinerlei gesundheitliche Vorteile – wie etwa eine mögliche Schutzwirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes. Solche und ähnliche Behauptungen sind zwar weit verbreitet, aber wissenschaftlich nicht haltbar. Darum hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ihre Empfehlungen inzwischen angepasst: Nun rät sie jedem Menschen, der Alkohol trinkt,
- den Konsum zu verringern – egal, wie hoch dieser ist – beziehungsweise
- am besten überhaupt keinen Alkohol mehr zu trinken.
Fazit: Nur kein Bier ist nicht schädlich
Jede Form von Alkohol – ob hochprozentig (wie Likör, Rum oder Wodka) oder niedrigprozentig (wie Bier) – ist schon in geringen Mengen schädlich für die Gesundheit. Der sicherste Umgang mit alkoholischen Getränken ist, völlig auf sie zu verzichten – also abstinent zu leben.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kenn-dein-limit.info (Abrufdatum: 19.12.2023)
- Online-Informationen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V.: www.dhs.de (Abrufdatum: 19.12.2023)
- "Bierverbrauch je Einwohner/-in". Online-Informationen des Statistischen Bundesamts: www.destatis.de (Abrufdatum: 19.12.2023)
- Anderson, B. O., et al.: "Health and cancer risks associated with low levels of alcohol consumption". The Lancet Public Health, Vol. 8, Iss. 1, pp. e6–e7 (Januar 2023)
- "Alkohol". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 24.1.2023)
- "Risikofaktor Alkohol". Online-Informationen der Stiftung Gesundheitswissen: stiftung-gesundheitswissen.de (Stand: 15.12.2020)
- Lange, C., et al.: "Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen". Journal of Health Monitoring, Jg. 2, Ausgabe 2, S. 66–73 (September 2017)