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Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Symptome, Behandlung, Diagnose


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Oft nach verschlepptem Infekt
Herzmuskelentzündung: Darum ist sie so gefährlich


Aktualisiert am 08.10.2023Lesedauer: 6 Min.
Jemand hält ein Herz aus Pappe in den Händen.Vergrößern des Bildes
Eine Herzmuskelentzündung heilt meist folgenlos ab, sofern sich die betroffene Person ausreichend schont. (Quelle: Sewcream/getty-images-bilder)
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Eine Herzmuskelentzündung bleibt mitunter unbemerkt. Sie kann aber auch zu einer Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen führen und gefährlich werden.

Bei einer Herzmuskelentzündung sind Zellen des Herzmuskelgewebes entzündet. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einer Myokarditis: Myokard ist der Fachbegriff für den Herzmuskel. Die Erkrankung entsteht meist – aber nicht immer – durch Viren, etwa infolge einer verschleppten Grippe.

Während viele Betroffene nur leichte oder unspezifische Symptome spüren, führt eine Herzmuskelentzündung in anderen Fällen zu ausgeprägten und teils lebensbedrohlichen Beschwerden. Damit sie ausheilen kann, ist eins besonders wichtig: körperliche Schonung – und zwar unabhängig davon, wie stark die Beschwerden sind. Je nach Schwere der Myokarditis können weitere Behandlungsmaßnahmen nötig sein.

Was ist der Herzmuskel?

Der Herzmuskel (Myokard) bildet den größten Teil der Herzwand. Er ist lebenswichtig, denn er ist für die Pumpleistung des Herzens zuständig. Damit alle Körperzellen jederzeit mit sauerstoffreichem Blut versorgt sind, ziehen sich die Muskelzellen des Myokards durch elektrische Impulse regelmäßig zusammen und entspannen anschließend wieder. Damit der Herzmuskel einwandfrei funktionieren kann, erhält er über die Herzkranzgefäße regelmäßig sauer- und nährstoffreiches Blut.

Ist der Herzmuskel entzündet, kann er seine Aufgabe unter Umständen nicht mehr richtig erfüllen. In manchen Fällen geht die Entzündung auf den Herzbeutel (Perikard) über. Dann handelt es sich um eine Perimyokarditis.

Wann ist eine Herzmuskelentzündung gefährlich?

Eine Herzmuskelentzündung klingt in den meisten Fällen folgenlos ab. Voraussetzung dafür ist, das sich die Person für mehrere Monate körperlich schont.

Eine Myokarditis kann aber auch gefährlich werden und einen schweren Verlauf nehmen, wenn die Pumpleistung des Herzmuskels beeinträchtigt ist. Dann kann eine Herzschwäche entstehen. Fachleute sprechen von einer Herzinsuffizienz. Zudem kann eine Myokarditis von Herzrhythmusstörungen begleitet sein. Im schlimmsten Fall löst eine akute Herzmuskelentzündung ein plötzliches Herzversagen aus.

Darüber hinaus kann eine akute Myokarditis in eine dauerhafte (chronische) Form übergehen. Der Herzmuskel ist dann permanent entzündet. Dies kann zu bleibenden Schäden führen.

Anzeichen erkennen: Symptome einer Myokarditis

Die meisten Menschen mit Herzmuskelentzündung bemerken keine Symptome – oder die Anzeichen sind so unspezifisch, dass sie nicht mit einem Herzproblem in Verbindung gebracht werden. Auch können die Beschwerden einer Myokarditis von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Insbesondere bestimmte Anzeichen, die sich in den ersten Wochen nach einem Infekt wie etwa einer Grippe bemerkbar machen, können auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Dazu zählen zum Beispiel

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche
  • Leistungseinbußen
  • Schwindel
  • Symptome eines grippalen Infekts wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen

Ein niedriger Blutdruck sowie schneller Puls können ebenfalls Anzeichen einer Herzmuskelentzündung sein.

Eine Myokarditis kann aber auch deutlichere Symptome hervorrufen, wenn der Herzmuskel geschädigt ist und zum Beispiel zu einer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen geführt hat. Mögliche Beschwerden sind dann etwa

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Kurzatmigkeit schon bei geringer Aktivität
  • Herzstolpern, Herzrasen
  • Engegefühl und/oder Schmerzen in der Brust
  • Atemnot
  • Schwellungen durch Wassereinlagerungen, etwa in den Beinen
  • schneller Puls

Ist zusätzlich zum Herzmuskel der Herzbeutel entzündet, kann sich das durch Schmerzen beim Einatmen bemerkbar machen.

Wenn eine akute Herzmuskelentzündung chronisch geworden ist, führt dies zu Beschwerden wie Abgeschlagenheit, verminderter Leistungsfähigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme.

Wichtiger Hinweis

Eine Herzmuskelentzündung lässt sich nicht ohne Weiteres erkennen. Wer sich auch nach Abklingen eines Infekts der Atemwege oder des Verdauungstrakts noch für längere Zeit abgeschlagen oder müde fühlt oder andere der genannten Beschwerden hat, sollte ärztlichen Rat suchen. Solche Symptome können auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen, die durch einen verschleppten Infekt entstanden ist.

Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Eine Herzmuskelentzündung entsteht

  • durch Krankheitserreger (infektiöse Myokarditis),
  • durch andere Ursachen (nicht-infektiöse Myokarditis), aber auch
  • ohne erkennbare Ursache (idiopathische Herzmuskelentzündung).

In den meisten Fällen ist eine Herzmuskelentzündung die Folge einer Infektion mit Krankheitserregern.

Nicht auskurierter Infekt erhöht das Risiko

Ein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskelentzündung haben Personen, die sich nach einem Infekt nicht lange genug schonen oder die trotz eines Infekts Sport treiben. Daher gilt: Erst wenn ein Infekt vollständig abgeklungen ist und Sie sich völlig fit fühlen, sollten Sie sportliche Aktivitäten wieder aufnehmen.

Herzmuskelentzündung durch Krankheitserreger

Häufig entsteht eine Myokarditis im Rahmen eines Infekts – zum Beispiel nach einer verschleppten Grippe oder einer Magen-Darm-Infektion. Dazu kommt es, wenn Krankheitserreger über das Blut zum Herzen gelangen und dort eine Entzündung auslösen.

Besonders oft sind Viren die Ursache, zum Beispiel

  • Herpesviren,
  • Coxsackie-Viren,
  • Adenoviren,
  • Enteroviren oder
  • Coronaviren (SARS-CoV2-Viren).

Bakterien können ebenfalls eine Herzmuskelentzündung auslösen, etwa Pneumokokken, Streptokokken, Meningokokken oder Borrelien. Nur selten sind Pilze, Einzeller oder Parasiten die Ursache.

Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

Eine Herzmuskelentzündung kann auch andere Ursachen haben. Zum Beispiel kann sie im Rahmen einer Autoimmunerkrankung wie akutem rheumatischen Fieber oder einer Sarkoidose auftreten. Autoimmunerkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass das Immunsystem irrtümlich körpereigene Strukturen angreift. Sind die Zellen des Herzmuskels davon betroffen, kann eine Herzmuskelentzündung die Folge sein.

Weitere mögliche nicht-infektiöse Auslöser oder Ursachen einer Myokarditis sind unter anderem:

  • Substanzen wie Alkohol, Drogen; Schwermetallvergiftung
  • bestimmte Medikamente
  • Strahlentherapie

Herzmuskelentzündung nach der Corona-Impfung

Eine Corona-Impfung kann in seltenen Fällen eine Herzmuskelentzündung auslösen, insbesondere, wenn ein mRNA-Impfstoff verwendet wurde. Oft sind dann Jugendliche und junge Erwachsene männlichen Geschlechts betroffen. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung ohne Folgen aus. Mehr zum Thema lesen Sie hier.

Diagnose einer Herzmuskelentzündung

Erste Anhaltspunkte für die Diagnose ergeben sich aus den Symptomen. Insbesondere, wenn die Person in den letzten Wochen bis Monaten einen Atemwegsinfekt oder eine Magen-Darm-Infektion hatte, kann dies in Kombination mit den Beschwerden ein Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung sein. Das gilt vor allem, wenn die Patientin oder der Patient trotz eines Infekts körperlich stark aktiv war.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung kann die Ärztin oder der Arzt beim Abhören von Herz und Lunge oft Auffälligkeiten feststellen. Hat die Herzmuskelentzündung zu einer Herzschwäche geführt, können Wassereinlagerungen in den Beinen zu sehen sein; auch können die Blutgefäße am Hals hervortreten.

Hat sich der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung erhärtet, schließen sich verschiedene Untersuchungen an, um die Diagnose zu sichern. Dazu zählen insbesondere

  • ein EKG
  • Blutuntersuchungen
  • ein Herzultraschall (Echokardiografie)
  • eine Magnetresonanztomografie (MRT)

Im EKG lassen sich häufig bestimmte Veränderungen der EKG-Kurven nachweisen. Darüber hinaus können Herzrhythmusstörungen im EKG zu erkennen sein. Ist das EKG unauffällig, ist dies jedoch kein eindeutiger Beweis dafür, dass eine Myokarditis ausgeschlossen ist.

Verschiedene veränderte Blutwerte können ebenfalls auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Ob überhaupt irgendwo im Körper eine Entzündung ist, lässt sich anhand eines großen Blutbilds und des CRP-Werts herausfinden. Zudem können unter anderem die Herzenzyme wie Creatinkinase (CK) und Troponin-T Aufschluss geben. Dies sind Stoffe, die bei einer Schädigung des Herzens vermehrt freigesetzt werden. Um die Blutwerte zu bestimmen, wird eine Fachkraft der Patientin oder dem Patienten Blut abnehmen.

Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) kann helfen, die Pumpleistung des Herzens und die Schwere der Schädigung zu beurteilen. Zudem lässt sich eventuell erkennen, ob auch der Herzbeutel geschädigt ist. Im MRT lassen sich gegebenenfalls Wasseransammlungen im Herzmuskel (Myokardödem) und/oder Bindegewebsveränderungen (Fibrosierung) feststellen. Seltener kommen andere bildgebende Untersuchungsmethoden wie Röntgen oder eine Computertomografie (CT) zum Einsatz.

Eventuell sind weitere Untersuchungen wie eine Angiografie nötig, um andere Herzerkrankungen wie etwa eine koronare Herzerkrankung (KHK) oder einen Herzinfarkt auszuschließen und somit die Diagnose zu sichern.

Absolute Gewissheit darüber, dass tatsächlich eine Herzmuskelentzündung vorliegt, kann eine sogenannte Endomyokardbiopsie liefern: Dabei nimmt die Ärztin oder der Arzt im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung eine Gewebeprobe aus dem Herzmuskel. Vor der Probenentnahme wird die Patientin oder der Patient in der Regel örtlich betäubt.

Herzmuskelentzündung behandeln: Was tun?

Körperliche Belastung ist bei einer Myokarditis tabu. Andernfalls kann der Herzmuskel schwer geschädigt werden, was zu Komplikationen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder plötzlichem Herztod führen kann.

Wer eine Herzmuskelentzündung hat, muss sich also in jedem Fall körperlich schonen. Das bedeutet: Sport und jegliche andere körperliche Anstrengung sind so lange bleiben lassen, bis die Entzündung abgeklungen ist und sich der Herzmuskel erholt hat. Häufig lautet die Empfehlung, für mindestens sechs Monate auszuruhen. Mit dieser Maßnahme heilt eine leichte Herzmuskelentzündung in vielen Fällen auch ohne weitere Behandlung ab.

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In der akuten Phase einer Myokarditis kann strenge Bettruhe nötig sein. Nach der Ruhephase muss das Herz schrittweise wieder an Belastung gewöhnt werden.

Behandlung einer schweren Myokarditis

Während eine leichte Herzmuskelentzündung eventuell ambulant behandelt werden kann, müssen Personen mit einer schweren Myokarditis in der Regel ins Krankenhaus.

Ist der Herzmuskel stark entzündet und hat die Entzündung zum Beispiel zu einer Herzschwäche geführt, reicht körperliche Schonung allein nicht aus. Dann ist eine medikamentöse Behandlung nötig, zum Beispiel mit

  • entwässernden Mitteln (Diuretika)
  • Betablockern
  • ACE-Hemmern
  • Angiotensin-Rezeptor-Blockern

Medikamente aus diesen Wirkstoffgruppen entlasten das Herz beziehungsweise stabilisieren die Pumpfunktion. Geht eine Myokarditis mit Herzrhythmusstörungen einher, müssen diese ebenfalls entsprechend behandelt werden.

Je nach Auslöser der Myokarditis kommen weitere Behandlungen infrage. Hat beispielsweise eine Autoimmunerkrankung die Herzmuskelentzündung ausgelöst, können Immunsuppressiva zum Einsatz kommen. Dies sind Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken.

Ist die Pumpleistung des Herzens schwer beeinträchtigt, kann ein operativer Eingriff notwendig werden: Ein künstliches Herz kann die Aufgabe des geschädigten Herzmuskels vorübergehend übernehmen, sodass sich dieser erholen kann. Heilt die Entzündung auch nach Monaten nicht ab, wird die Ärztin oder der Arzt eine Herztransplantation als Behandlung in Betracht ziehen.

Herzmuskelentzündung: Dauer und Prognose

Die Dauer einer Herzmuskelentzündung kann variieren. Bis sie komplett ausgeheilt ist, vergehen jedoch meist mehrere Monate.

Bei einer akuten Herzmuskelentzündung kann körperliche Schonung lebenswichtig sein, um lebensbedrohliche Folgen zu vermeiden – etwa Herzrhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herztod.

Mit konsequenter Schonung und richtiger Behandlung ist die Prognose gut: Bei etwa 5 bis 7 von 10 Personen mit einer viral bedingten Herzmuskelentzündung heilt die Erkrankung vollständig und ohne Folgeschäden aus. Einige Betroffene haben jedoch auch nach der Heilung noch leichte Symptome wie etwa Herzstolpern, weil die Entzündung zu Vernarbungen im Herzmuskel geführt hat.

Bei etwa 15 von 100 Erkrankten nimmt die Herzmuskelentzündung einen chronischen, also anhaltenden Verlauf. Der Herzmuskel kann dann krankhaft erweitert sein (dilatative Kardiomyopathie), zudem kann es zu einer chronischen Herzschwäche kommen. Dann ist die Prognose deutlich schlechter.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Myokarditis – Herzmuskelentzündung". Online-Informationen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e. V.: www.dzhk.de (Abrufdatum: 6.3.2023)
  • "Eine Herzmuskelentzündung erkennen und behandeln". Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de (Abrufdatum: 6.3.2023)
  • "Myokarditis nach Covid-Impfung: Was ist inzwischen bekannt?" Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de (Stand: 27.2.2023)
  • Herold, G.: "Innere Medizin". Eigenverlag, Köln 2023
  • "Myokarditis". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 10.10.2022)
  • S2k-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler e. V.: "Diagnostik und Therapie in der Pädiatrischen Kardiologie: Myokarditis im Kindes- und Jugendalter". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 023/025 (Stand: August 2022)
  • "Myokarditis". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 30.11.2021)
  • Deutsche Herzstiftung: "Myokarditis. Herzmuskelentzündung – eine oft unterschätzte Erkrankung des Herzens". herzblatt, Sonderdruck Myokarditis (Juni 2019)
  • Hof, H., Schlüter, D., Dörries, R.: "Medizinische Mikrobiologie". Thieme, Stuttgart 2019
  • "Wie funktioniert das Herz?" Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 16.1.2019)
  • Hahn, J.: "Checkliste Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2018
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