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HomeGesundheitYael Adler: Gesundheit!

Wasser: Warum ein Mangel schnell lebensgefährlich wird


Essenzielles Lebensmittel
Das entscheidet über Gesundheit und Tod

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

15.03.2025 - 10:47 UhrLesedauer: 5 Min.
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Frühstück: Nahrung ist essenziell, doch ohne Wasser ist kein Leben möglich! (Quelle: IMAGO/Uwe Umstätter/imago)
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Der menschliche Körper kann lange auf vieles verzichten – nur auf einen Stoff nicht. Ein Mangel von nur wenigen Tagen kann schwerwiegende Folgen haben.

Wie schön: Unser Organismus kann mehrere Wochen lang ohne Nahrung auskommen. Er leidet zwar nach einigen Tagen spürbar und fällt in eine Art Winterschlaf light – um Energie zu sparen. Körpertemperatur, Herzschlag und Blutdruck nehmen ab. Doch bis wir deswegen das Zeitliche segnen, kann – je nach Alter, Fettreserven und gesundheitlicher Verfassung – eine Menge Zeit ins Land gehen. Auch essenzielle Stoffe, die wir benötigen, sind für eine Weile verzichtbar. Nicht jedoch Wasser.

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(Quelle: Promo)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Mehr

Schon nach wenigen Tagen führt das Fehlen dieses Makronährstoffs (der als solcher in "großen" Mengen aufgenommen werden muss, aber keine Kalorien hat) zum Tod. Mit anderen Worten: Wasser ist der Stoff, aus dem das Leben ist, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Wasser ist Hauptbestandteil aller Lebewesen. Unser Gehirn besteht zu 75 Prozent daraus, das Blutplasma zu 90 Prozent und selbst der knochentrockene Knochen kommt auf saftige 22 Prozent. Wie hoch der jeweilige Anteil von Wasser in uns ist, hängt vom Alter, dem Geschlecht und der Körperfettmasse ab: bei Babys 75 bis 80 Prozent am Körpergewicht, bei männlichen Erwachsenen sind es plus/minus 60 bis 65, bei Senioren 50 Prozent.

Weil Frauen über mehr Fettgewebe verfügen, das einen geringeren Wasseranteil als fettfreies Gewebe hat, ist der Wassergehalt des weiblichen Körpers generell etwas niedriger. Wasser ist Lebenselixier für die Zellen, Schmierstoff, Transportmittel und Klärflüssigkeit. Es steckt in jeder Zelle unseres Körpers und reguliert den Temperaturhaushalt, schmiert die Gelenke, ist an allen Stoffwechselprozessen beteiligt, außerdem ein wichtiges Transport-, Lösungs- und Verdünnungsmittel. Bestandteile der Nahrung werden durch Wasser gelöst, Nährstoffe wie Proteine, Fette und Kohlenhydrate in verwertbare Teilchen aufgespalten und zu den Zellen geschippert.

Dann läuten die Alarmglocken

Wasser ist auch für unsere körpereigenen "Kläranlagen" essenziell: Unser Blut (5 bis 6 Liter) fließt täglich mehrere hundertmal durch die Nieren, sodass dort etwa 1.700 Liter gereinigt werden: Abfallstoffe werden herausgefiltert und über Urin ausgeschieden. Wasser enthält außerdem viele wichtige Mineralstoffe. Die Wasseraufnahme erfolgt größtenteils im Dünndarm, teilweise auch im Dickdarm. Weil im Dünndarm Nährstoffe wie Glukose und Aminosäuren sowie Elektrolyte, insbesondere Natrium und Kalium, aufgenommen werden, kommt es zu einem Konzentrationsgefälle dieser Stoffe zwischen Darminnerem und den Zellen der Darmwand sowie dem umliegenden Blut. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, strömt das Wasser durch Osmose aus dem Darminneren in die Zellen.

Vor allem Natrium spielt eine zentrale Rolle bei der Wasseraufnahme im Dünndarm: Es gelangt mithilfe spezieller Transportproteine in die Zellen der Darmwand und zieht Wasser mit sich. Gerät der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht, wird die Konzentration dieser Elektrolyte im Blut zu hoch und die Alarmglocken läuten.

Nachfüllen ist nötig

Bei einem zu hohen Natriumspiegel etwa werden die Nieren angewiesen, erst mal langsam zu machen: Weil die Evolution unseren Körper darauf gepolt hat, gewisse Durststrecken überstehen zu können, wird ein bestimmtes Hormon ausgeschüttet (das antidiuretische Hormon), das die Urinausscheidung mindert und die Rückaufnahme von Wasser bewirkt, indem es spezielle Wasserkanäle in den Sammelrohren der Nieren öffnet. Dadurch wird mehr Wasser aus dem Urin wieder in den Blutkreislauf gelenkt – der Körper behält mehr Flüssigkeit und der Urin wird stärker konzentriert. Wir bekommen Durst und werden so aufgefordert, von außen nachzufüllen, um die zu hohe Natriumkonzentration zu verdünnen.

Nachfüllen ist auch deshalb nötig, weil über die Lungen täglich – je nach Atemvolumen und Umgebungstemperatur – mindestens 0,4 Liter Wasser flöten gehen (unter extremen Bedingungen bis zu einem Liter); über die Haut verlieren wir bei körperlicher Ruhe mindestens 0,6 Liter, bei Sport oder hohen Temperaturen kann der Verlust sogar auf 1 bis 2 Liter pro Stunde ansteigen. Schwitzen wir stark beim Sport, sollten wir alle 15 bis 20 Minuten rund 150 bis 200 ml Flüssigkeit zu uns nehmen. Auch nachts wird geschwitzt, 0,2 bis 0,5 Liter sind normal. Sehr starkes nächtliches Schwitzen, sodass der Schlafanzug gewechselt werden muss, ist krankhaft und ein Grund zum Arztbesuch, um eine Infektionskrankheit, eine Krebserkrankung, ein Herz- oder Stoffwechselproblem oder Hormonschwankungen auszuschließen, wie sie uns in der Pubertät oder den Wechseljahren beglücken.

Espresso ist die bessere Wahl

Und natürlich fordert auch der Stuhlgang für den richtigen Flutsch gut 0,1 bis 0,2 Liter Flüssigkeit am Tag ein. So ist ausreichende und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Vorbeugung gegen Verstopfung. Um diesen vielfachen Bedarf an Wasser auszugleichen, müssen wir ausreichend Flüssigkeit zuführen. Der Bedarf eines Erwachsenen liegt bei normaler Belastung im Durchschnitt bei zwei bis drei Litern am Tag. 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht sind ein guter Richtwert. Wenn Sie also 70 Kilo auf die Waage bringen, wären das etwa 2,5 Liter. 20 bis 30 Prozent des täglichen Bedarfs kann übrigens die Nahrung liefern, etwa in Form von Suppen, Obst und Gemüse – das sind immerhin rund 0,5 bis 0,7 Liter. Der Körper selbst setzt 0,4 Liter beim Stoffwechsel frei. Und für den Rest sind Sie verantwortlich, indem Sie trinken – vorzugsweise Wasser, Früchte- und Kräutertee.

Auch Kaffee dürfen Sie guten Gewissens zur täglichen Flüssigkeitsmenge rechnen, denn hier weiß man mittlerweile, dass er nur für einen Moment die Ausscheidung beschleunigt, insgesamt aber nicht zu einer Austrocknung führt. Vorsicht allerdings bei Magen-Darm-Problemen: Hier ist Espresso die bessere Wahl, weil durch ein spezielles Röstverfahren weniger Säure enthalten ist. Bei erhöhtem Cholesterin ist Filterkaffee etwas besser geeignet, weil die den Cholesterinabbau hemmenden Stoffe im Filter hängen bleiben. Wobei selbst ein doppelter Espresso nach dem Essen auch keinen großen Einfluss auf das Cholesterin nimmt.

Finger weg von Milch

Mit Milch können Sie dagegen nicht punkten: Sie ist in erster Linie kein Getränk, sondern ein Lebensmittel, ein tierisches zumal, und gehört nicht zu den Durstlöschern. Auch zuckerhaltige Limonaden und Alkohol sind dafür nicht geeignet. Man kann also fast gar nicht genug Wasser trinken. Übertreiben sollte man es allerdings auch nicht: Wenn man in kurzer Zeit, also in ein, zwei Stunden, ohne Hitze und Schwitzen 3 bis 4 Liter in sich hineinkippt, kann dies zu einer gefährlichen Verdünnung von Natrium im Blut führen, einer Hyponatriämie. Als Folge kann der Hirndruck gefährlich anfangen zu steigen. Auch der Urologe hat Bedenken, dass uns die Überlastung durch zu viel Wasser an die Nieren geht.

Bleiben Sie also gleichmäßig schön im Fluss und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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