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Ohrenhygiene: Vermeiden Sie diesen häufigen Fehler beim Putzen


Ohrenhygiene
Machen Sie bloß nicht diesen Fehler

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

01.02.2025 - 13:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Junge Frau säubert ihre Ohren mit Wattestäbchen: Fremdkörper im Gehörgang: Häufiges Ohrenputzen mit Wattestäbchen kann den Gehörgang entweder verstopfen oder Verletzen. Das Einführen von Fremdkörpern sollte im Allgemeinen vermieden werden, da diese nicht nur das empfindliche Ohr verletzen können, sondern auch das Eindringen von Bakterien ermöglichen.Vergrößern des Bildes
Fremdkörper im Gehörgang: Häufiges Ohrenputzen mit Wattestäbchen kann den Gehörgang entweder verstopfen oder verletzen. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)
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Unsere Körperöffnungen sind essenziell geschützt, um uns vor vielen Bedrohungen zu bewahren. Besonders das Ohr bietet einen ausgeklügelten Abwehrmechanismus gegen Fremdkörper.

Es ist gar nicht so leicht, dass uns "Hören und Sehen vergeht": Immerhin punktet jede unserer Körperöffnungen mit ihrem eigenen ausgefeilten Schutzsystem, um den Organismus vor dem Eintritt bedrohlicher Stoffe oder anderer Eindringlinge zu schützen. Darum geht es auch schon in der Bibel und vielen alten Mythen: das Ohr als gefährdeter Eingang zur Seele.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Wer kennt sie nicht, die Kinderängste vor dem Ohrenkneifer. Jenem Miniaturungeheuer, das nachts hinterlistig rückwärts in unsere Gehörgänge krabbelt, uns mit seinen rückwärtigen Zangen ordentlich zwickt, dann einfach unser Trommelfell zertrennt, um seinen Weg unaufhaltsam bis in unser Gehirn fortzusetzen, wo es sich festbohrt und ungestört seine Eier ablegt.

Tatsächlich sehen die weltweit annähernd 2.500 Arten von Ohrwürmern keinerlei Veranlassung zu derartigen Aktivitäten. Der Grund: Im Ohr erwartet sie eine gallebittere Geschmacksexplosion – vom Ohrenschmalz herrührend (medizinisch Zerumen oder Cerumen, vom Altgriechischen "Wachssalbe") – die jeden ungebetenen Besucher sofort in die Flucht schlagen würde oder festklebt. Unsere ohreigene Schmalzfabrik ist in der Tat ein echter Multiplayer. Die Ohrenschmalzdrüsen, Modifikationen der Duftdrüsen und der großen Talgdrüsen im Außenohr, sondern eine fettige, gelblich-bräunliche und bittere Substanz ab – mit sage und schreibe mehr als 1.000 Inhaltsstoffen. Mit ähnlichen Präparaten sind alle Säugetiere ausgestattet.

Zusammensetzung ist individuell verschieden

Ohrwachs mit dem satten Lipidgehalt aus unserem körpereigenen Talgtiegel verhindert die Austrocknung der Haut im Gehörgang und bindet Schmutz, Staub und abgestorbene Hautzellen mit Öl und Schweiß. Es hält antimikrobiell außerdem körperfremdes Material fern, etwa Pilze, Bakterien oder Wasser. Ohne diese haus-, besser ohrgemachte Schutzbarriere wäre unser Innenohr ein Landeplatz für alle möglichen Krankheitserreger und Austragungsort gemeiner Infektionen – Ohrenschmerzen garantiert.

Meist riecht Ohrenschmalz eher nicht bis allenfalls dezent. Intensiver Ohrengeruch ist dagegen ein Zeichen einer behandlungsbedürftigen Infektion.

Die genaue Zusammensetzung des Ohrenschmalzes variiert auch noch von einem Menschen zum anderen. Genetische Ausstattung, Lebensumfeld, Alter, Ernährung und Lebensstil bestimmen die individuelle Gesamtrezeptur. Das Ohrenschmalz unserer Kinder ist in aller Regel weicher und heller als das der Erwachsenen.

Vorsicht beim Putzen

So weit, so gut; so wie unsere Haut allgemein ein selbsthelfendes und selbstheilendes Organ ist, hat auch in unserem Hörapparat im günstigsten Fall alles seine Ordnung, im besten Falle alles selbstlaufend. Das hindert uns Menschen aber nicht daran, ab und zu selbstoptimierend einzugreifen. Deshalb ist manch einer in unbeobachteten Momenten mit Streichhölzern, Wattestäbchen, aufgebogenen Büroklammern oder anderem schwerem Gerät in seinen Gehörgängen unterwegs.

Wie andere körpereigene Produkte hat Schmalz – wenn es uns aus den Ohren kommt – kein gutes Image und muss weg. Das Putzen wirkt jedoch manchmal wie Schieben, und das nicht immer in Richtung Ausgang, sondern leider auch mal in Richtung Trommelfell. Dann wird es irgendwann eng im Ohr, und es kann zur Pfropfenbildung kommen. Dadurch leidet unsere Hörfähigkeit, weil die Schallwellen unser Trommelfell nicht mehr erreichen. Auch Hustenreiz (durch Reizung eines Nervs beim Ohrenputzen), Ohrenschmerzen, Übelkeit, Rauschen, Pfeifen oder sogar Tinnitus können daraus entstehen.

Im Zweifel: ab zum HNO-Arzt!

Da unser Ohr nicht nur ein druckempfindliches akustisches Sinnesorgan ist, sondern daneben auch noch unser Gleichgewichtssinn und unser aufrechtes Gehen koordiniert, protestiert es bei Verstopfung auch manchmal mit Schwindelanfällen.

Sollten Sie das Gefühl haben, diesbezüglich unerhörte Vorgänge mit sich herumzutragen, gehen Sie unbedingt zum Hals-Nasen-Ohrenarzt. Er weiß genau, wie viel Ohrenschmalz gesund ist und wann Gefahr droht. Er verordnet Ihnen unter Umständen eine Ohrspülung oder ein Ohrenschmalz-Lösungsmittel, falls er das Problem nicht gleich selbst behebt.

Der Mediziner weiß übrigens auch, was zu tun ist, wenn Sie ein Hörgerät tragen und die Chemie im Ohr dadurch irritiert wird. Dann könnte darüber nachgedacht werden, ob ein Im-Ohr-Hörgerät günstiger für Sie ist oder eines, das hinter dem Ohr sitzt.

Das ist ein großer Fehler

Wenn noch kein Bedarf besteht, weil Sie viel jünger sind, werfen Sie vielleicht ab und zu ein Auge auf Ihre In-Ear-Kopfhörer. Manche Jugendliche stehen früh damit auf und gehen abends damit zu Bett. Sie sorgen für reichlich Ohrinfektionen in diesen Tagen … On-Ears sind da sicherer.

Wer die 60 überschritten hat, sollte turnusmäßige Untersuchungen beim Hals-Nasen-Ohrenarzt ohnehin in seine Agenda der medizinischen Vorsorgemaßnahmen aufnehmen. Das Alter verändert nicht nur unsere Hörfähigkeit, auch die Produktion der lebenslang tätigen Ohrdrüsen kann sich wandeln.

Bleiben Sie also schmalzaffin und kommen Sie (hör)gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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