Nicht nur beim Sex ein Risiko Händedruck kann HPV übertragen
Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit humanen Papillomviren (HPV). Sie lauern fast überall und eine Übertragung ist sogar per Händedruck möglich. Wer sich infiziert, muss nicht nur mit Haut- und Genitalwarzen rechnen, auch das Krebsrisiko steigt. Wie Sie sich am besten schützen.
Mehr als 150 verschiedene HPV-Typen sind mittlerweile bekannt. Ihnen auszuweichen ist kaum möglich: "Die meisten Erwachsenen kommen während ihres Lebens mit HPV in Kontakt. Das betrifft Frauen gleichermaßen wie Männer“, weiß Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Nicht jeder, der infiziert ist, erkrankt
Doch das heißt nicht, dass eine Infektion mit humanen Papillomviren immer auch eine Erkrankung nach sich zieht. In den meisten Fällen ist das Immunsystem stark genug, das Virus erfolgreich zu bekämpfen. Die Infektion heilt ohne Symptome wieder aus, der Betroffene merkt nichts davon. Selbst dann, wenn krebsfördernde Viren beteiligt waren. Doch bei einem Teil der Infizierten sind die Keime stärker. Abhängig vom jeweiligen Virustyp, drohen neben Haut- und Genitalwarzen auch bösartige Zellveränderungen in der Intimregion sowie im Mundraum.
HPV-Übertragung durch Händedruck
Die Übertragungswege, über die die HP-Viren in unseren Körper gelangen können, sind unterschiedlich. So werden die Erreger, die harmlose Hautwarzen im Gesicht sowie an Händen und Füßen auslösen können, über Hautkontakt und verunreinigte Flächen weitergetragen. Daher sollte man in Schwimmbädern und Saunen immer Badeschuhe tragen. Handtücher und Waschlappen von Betroffenen sollte man nicht mitbenutzen. Nach dem Kontakt mit einer Hautwarze sollten die Hände gründlich gewaschen und desinfiziert werden.
Genitalwarzen: Meist sind zwei HPV-Typen schuld
Doch nicht nur an den Händen können sich Warzen bilden. Auch die Intimregion kann betroffen sein. Besonders die Papillomviren Typ 6 und 11 sind für die Warzen im Genitalbereich verantwortlich. Genitalwarzen, auch Feigwarzen genannt, sind zwar hochansteckend, aber gutartig. Sie werden über Geschlechtsverkehr übertragen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. "Es wird geschätzt, dass von 100 Personen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren eine bis zwei sichtbare Genitalwarzen aufweisen“, erklärt Weg-Remers. "Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass die Häufigkeit weiter steigt.“ Doch Vorsicht: Auch wenn die Warzen abgeheilt sind, kann es sein, dass die HP-Viren am Infektionsort verbleiben. Die Ansteckungsgefahr bleibt dann bestehen.
Mütter können ihre Kinder bei der Geburt infizieren
Auch eine Übertragung von der Mutter auf ihr Neugeborenes bei der Geburt ist möglich, da das Kind mit den Schleimhäuten der Mutter in Kontakt kommt. Von 1000 Neugeborenen, deren Mutter bei der Geburt Genitalwarzen hatte, lösen die Viren bei etwa sieben Kindern gutartige Wucherungen am Kehlkopf aus, teilt der KID mit.
Eine Ansteckung mit Genitalwarzen ohne Schleimhautkontakt scheint dagegen nicht möglich zu sein: Die Viren würden bei Infizierten weder ins Blut oder in den Speichel noch in die Muttermilch oder das Sperma übergehen, so der KID. Normales Küssen, Blutspenden oder das Stillen eines Kindes seien nach heutigem Kenntnisstand ungefährlich.
Ob die Genitalwarzen-Erreger beim Kontakt der Schleimhäute mit verunreinigten Gegenständen wie Toiletten, Handtüchern oder Seifen weitergegeben werden können, ist bisher noch unklar. Ganz ausgeschlossen werden könne es nicht, so der KID.
Hochrisikotypen 16 und 18 besonders gefährlich
Neben den harmlosen Papillomviren, die Haut- und Genitalwarzen auslösen können, gibt es zwölf sogenannte Hochrisikotypen, bei denen die Gefahr einer bösartigen Zellentartung besonders hoch ist. Dazu zählen unter anderem die Typen 16 und 18. Die am häufigsten durch HPV hervorgerufene Krebserkrankung ist Gebärmutterhalskrebs. Doch die Viren können neben der weiblichen Intimregion auch die männlichen Geschlechtsorgane befallen. Auch der After kann betroffen sein. Diese Hochrisikotypen werden ebenfalls über Geschlechtsverkehr übertragen.
Auch Oralverkehr birgt Risiken
Gelangen Hochrisikoviren in den Mundraum, steigt das Risiko, an Mund-, Rachen- oder Kehlkopfkrebs zu erkranken. "Je größer die Zahl der Sexualpartner ist, desto höher ist das Risiko für einen Infekt und somit auch für eine Erkrankung“, erklärt Weg-Remers. "Und auch wenn das Immunsystem die HP-Viren erfolgreich zurückdrängen konnte, kann man sich jederzeit erneut infizieren – wieder mit dem Risiko, dass die Infektion nicht vollständig ausheilt und dann in seltenen Fällen zu Krebs führen kann.“
Kondome senken das Ansteckungsrisiko
Um sich vor den gefährlichen Formen der humanen Papillomviren zu schützen, sollte man Kondomen verwenden. "Aber Sex mit Kondom bietet bei wechselnden Sexualpartnern keinen sicheren Schutz“, erklärt Weg-Remers. Dies liege daran, dass eine HPV-Infektion keine klassische Geschlechtskrankheit sei, sondern eine Kontaktinfektion. Dadurch könnten auch Körperstellen als Infektionsquelle dienen, die außerhalb des durch das Kondom geschützten Bereichs liegen. "Dennoch scheint bei konsequenten Kondomträgern seltener eine Infektion aufzutreten.“
Impfung gegen HPV
Zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs ist eine Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) ratsam. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt sie für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Sie wirkt gegen die HP-Viren, die am häufigsten für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Wurde ein Mädchen im vorgesehenen Alter nicht geimpft, sollte die Impfung dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zufolge bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden.
Die beiden in Deutschland zur Verfügung stehenden Impfstoffe wirken gegen zwei beziehungsweise neun HP-Viren. Diese Viren sind für bis zu 90 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verantwortlich. Voraussetzung für den Aufbau des Schutzes ist, dass das Mädchen sich nicht bereits infiziert hatte. In der Regel werden zwei Impfdosen im Abstand von fünf Monaten verabreicht. Ist die Patientin schon älter als 14, wird drei Mal geimpft.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.