Homöopathie Streit um Apothekenpflicht für homöopathische Mittel
Die einen schwören auf die Macht der kleinen weißen Kügelchen, andere lehnen die sogenannten Globuli vehement ab: Homöopathie polarisiert. Jetzt werden Forderungen aus der Politik laut, die Apothekenpflicht für homöopathische Medikamente aufzuheben. Parteien und Verbände sind sich uneins.
Immer mehr Patienten wünschen sich sanfte Therapien und setzen auf Alternativmedizin. Deshalb befindet sich auch der Absatz homöopathischer Mittel seit Jahren im Aufschwung. Eine bevölkerungsrepräsentative Allensbach-Studie von 2014 zeigte, dass homöopathische Präparate fast neun von zehn Verwendern der eigenen Wahrnehmung nach schon geholfen haben.
Mit Abstand am häufigsten wurden homöopathische Medikamente erfolgreich gegen Erkältungen eingesetzt. (Quelle: allensbacher berichte, 2009, Nr. 14).
Aber die alternative Medizin mit den Globuli ist so beliebt wie umstritten. Viele Wissenschaftler sprechen ihr jegliche Wirksamkeit ab. Auch viele Schulmediziner beobachten diese Entwicklung mit Argwohn. Dass die meisten Krankenkassen die Kosten für homöopathische Mittel übernehmen, ist ihnen schon lange ein Dorn im Auge.
Kassenärzte fordern Wegfall der Kostenübernahme
Allen voran fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), dass die Krankenkassen homöopathische Mittel nicht erstatten. Zwei von drei gesetzlichen Kassen haben diese Medikamente in ihrem Leistungskatalog. Da dieser Behandlungsmethode jeglicher Nutzennachweis fehle, habe sie auch nichts im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verloren, erklärte KBV-Chef Andreas Gassen kürzlich. Dagegen übernehmen die meisten privaten Krankenkassen die Kosten komplett.
CDU-Politikerin: Apothekenpflicht nur bei Wirksamkeit
Weil aber ein Verbot der Kostenübernahme derzeit politisch nicht durchsetzbar ist, loten die Gegner der Homöopathie andere Möglichkeiten aus, um den Siegeszug von Globuli und Co aufzuhalten. Die CDU-Politikerin Mechthild Heil verlangt jetzt, die Apothekenpflicht für homöopathische Mittel einzuschränken.
Was heißt apothekenpflichtig? Diese Medikamente erhalten Sie zwar ohne Rezept, aber nur in Apotheken und nicht in Drogerien und Supermärkten.
Die Verbraucherschutz-Beauftragte der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion sagte der Gesundheitsredaktion von t-online.de: "Ich finde eine Apothekenpflicht für homöopathische Arzneimittel sollte nur bei der nachgewiesenen Wirksamkeit der Arzneimittel aufrecht erhalten werden."
Grüne: Unbedingt weiter apothekenpflichtig
Die Arzneimittel-Expertin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, spricht sich "unbedingt" für einen Verbleib einer Apothekenpflicht aus. Die Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft sagte t-online.de: "Egal wie man zur Homöopathie steht – wichtig ist eine sachliche Aufklärung darüber, wann eine solche Therapie der geeignete Behandlungsweg sein könnte."
Dazu gehört für Schulz-Asche auch, dass Homöopathen und Apotheker verpflichtet sind, Patienten aufzuklären, "wenn im Krankheitsfall eine Behandlung mit Homöopathie nicht geeignet ist."
SPD will das Thema nicht weiter befeuern
Der SPD-Gesundheitsexperte und stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Karl Lauterbach, wollte sich gegenüber der Gesundheitsredaktion von t-online.de nicht zum Thema Homöopathie äußern. Der SPD-Politiker befindet sich derzeit im Wahlkampf. Das Thema ist seit längerem kontrovers innerhalb der Fraktion. Offenbar wollte Lauterbach, der als Gegner der Homöopathie gilt, die Debatte nicht erneut befeuern.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.