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Brillen und Sehhilfen: Wenn Krankenkasse oder Arbeitgeber die Kosten übernehmen


Zuzahlung für Brillen und Sehhilfen
Wann Krankenkasse oder Arbeitgeber die Kosten übernehmen

Von t-online, dpa-tmn, jb

Aktualisiert am 30.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau legt an ihrem Arbeitsplatz den Kopf in die Hände: Grund können Augenprobleme wegen des Computerbildschirms sein.Vergrößern des Bildes
Eine Frau legt an ihrem Arbeitsplatz den Kopf in die Hände: Grund können Augenprobleme wegen des Computerbildschirms sein. (Quelle: Oliver Berg/dpa)
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Gesetzlich Versicherte mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit erhalten seit 2017 eine Sehhilfe auf Rezept. Wann auch der Arbeitgeber die Kosten für eine Brille am Arbeitsplatz übernimmt, erfahren Sie hier.

Bis 2003 wurde allen gesetzlich Versicherten mit Sehproblemen die Kosten für eine Brille erstattet, wenn Sie Anspruch auf eine entsprechende Sehhilfe hatten. Seitdem gilt bei Erwachsenen: Nur, wer mit Sehhilfe maximal 30 Prozent Sehvermögen hat, dem zahlt die Krankenkasse eine Brille.

Patienten, die ohne Brille kaum etwas sehen können, mit Brille aber mehr als 30 Prozent erreichen, mussten die Kosten dagegen selbst tragen. "Es kann nicht sein, dass Menschen mit schweren Sehfehlern ohne geeignete Sehhilfe bleiben. Die Korrektur der derzeitigen Regelung war überfällig", sagt Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV).

Wann übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Brille?

Diese wurde deshalb im Rahmen eines Gesetzes zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung (HHVG) im Jahr 2016 geändert. Nach dieser Regelung erhalten Weitsichtige und Kurzsichtige die Kosten für ihre Brillengläser bis zu einem Festbetrag erstattet, wenn sie nachweislich mehr als sechs Dioptrien haben. Bei einer Hornhautverkrümmung bekommen Sie ab vier Dioptrien die Kosten für eine Sehhilfe von der Krankenkasse erstattet.

Achtung
Ein Augenarzt muss dem gesetzlich Versicherten allerdings die Fehlsichtigkeit diagnostizieren und ein Rezept ausstellen. Ein Optiker kann dies nicht.

Wie viel zahlt die Krankenkasse dazu?

Die Zuzahlung der Krankenkassen gilt nur für Brillengläser oder Kontaktlinsen. Auch die Höhe des Betrages variiert und liegt, laut Ann Marini, Pressesprecherin des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen, zwischen zehn und 112 Euro. Der Zuschuss richtet sich nach den vom Spitzenverband bestimmten Festbeträgen.

Weiterhin finanziell unterstützt werden gesetzlich Versicherte, die eine Sehhilfe benötigen und ihr 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Höhe der Kostenübernahme richtet sich hier nach dem Alter sowie der Sehkraft des Betroffenen ohne Brille.

Was übernimmt die Krankenkasse nicht?

Von den gesetzlichen Krankenkassen werden nicht die Kosten für das Brillengestell übernommen. Auch Laserbehandlungen für scharfes Sehen ohne Brille werden nicht finanziell unterstützt.

Welche Vorteile sind mit dem Gesetz noch verbunden?

Durch das Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung ergeben sich noch weitere Vorteile für gesetzlich Versicherte. Patienten sollen demnach umfangreicher und besser von den Leistungserbringern wie Therapeuten und Apothekern informiert werden. Zudem soll die Hilfsmittelversorgung stärker an den Qualitätszielen und nicht nur an den Kosten ausgerichtet sein.

Was gilt für eine Brille am Arbeitsplatz?

In der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) ist die arbeitsmedizinische Pflicht- und Angebotsvorsorge des Arbeitgebers gesetzlich geregelt. Im Hinblick auf Tätigkeiten an Bildschirmgeräten heißt es:

"Die Angebotsvorsorge enthält das Angebot auf eine angemessene Untersuchung der Augen und des Sehvermögens. Erweist sich auf Grund der Angebotsvorsorge eine augenärztliche Untersuchung als erforderlich, so ist diese zu ermöglichen. § 5 Absatz 2 gilt entsprechend für Sehbeschwerden. Den Beschäftigten sind im erforderlichen Umfang spezielle Sehhilfen für ihre Arbeit an Bildschirmgeräten zur Verfügung zu stellen, wenn Ergebnis der Angebotsvorsorge ist, dass spezielle Sehhilfen notwendig und normale Sehhilfen nicht geeignet sind; (...)."

Was heißt das konkret für die Übernahme von Kosten von Arbeitsplatzbrillen?

Obgleich der Arbeitgeber nicht generell dazu verpflichtet ist, die Kosten für eine Arbeitsplatzbrille anteilig oder komplett zu zahlen, gibt es Arbeitgeber, die bei sogenannten Bildschirmarbeitsplatzbrillen eine Zuzahlung leisten. Auch Träger von Lupenbrillen, die für handwerkliche Tätigkeiten notwendig sind, können mit einer Übernahme rechnen.

Wie können Sie einen Zuschuss vom Arbeitgeber erhalten?

Wenn Sie in Ihrem Job den ganzen Tag vor einem Computerbildschirm sitzen und es Ihnen zunehmend schwer fällt zu lesen und zu arbeiten, ist in einem ersten Schritt ein Sehtest bei einem Augenoptiker ratsam. Bestätigen sich die Probleme, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber.

Erklären Sie ihm, dass Sie eine Brille am Arbeitsplatz im Job brauchen. Fragen Sie ihn, in welcher Höhe er sich daran finanziell beteiligen würde. Anschließend können Sie sich beim Augenoptiker einen Kostenvoranschlag für eine Arbeitsplatzbrille einholen. Diesen legen Sie Ihrem Arbeitgeber vor und bitten ihn um eine anteilige oder volle Kostenübernahme.

Seitens der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung heißt es hierzu, dass der Arbeitnehmer die Kosten trägt oder der Arbeitnehmer einen Zuschuss für eine spezielle Sehhilfe am Bildschirmarbeitsplatz erhält, wenn mit der vorhandenen "Alltagsbrille die erforderliche Sehentfernung zum Bildschirm" nicht eingestellt werden kann. "Unter diesen Bedingungen kann die Verordnung einer speziellen Sehhilfe am Bildschirmarbeitsplatz erforderlich werden. [...]. Die Kosten für spezielle Sehhilfen hat der Arbeitgeber im erforderlichen Umfang zu übernehmen."

Brauchen Sie eine Bildschirmbrille?

Typische Anzeichen für Augenprobleme bei der Bildschirmarbeit sind brennende Augen oder verschwimmende Schrift. Häufig führen Sehschwierigkeiten auch zu einer ungesunden Kopfhaltung. Die Folge sind dann zum Beispiel Nackenschmerzen. Bekämpfen lassen sich die Symptome mit regelmäßigen Bildschirmpausen im Arbeitsalltag, am besten verbunden mit etwas Bewegung – und sei es nur der Gang zum Drucker.

Was ist der Unterschied zwischen einer Gleitsichtbrille und einer Bildschirmbrille?

Bei einer Gleitsichtbrille liegt der Schwerpunkt im Fernbereich und nimmt bei dieser Art der Sehhilfe einen größeren Bereich ein als bei einer Bildschirmbrille. Zusätzlich sind die Bereiche für die Sehkorrektur bei einer Gleitsichtbrille eher im unteren Bereich angebracht. Das erleichtert vor allem das Lesen.

Eine Bildschirmbrille ist auf die speziellen Anforderungen am Bildschirmarbeitsplatz ausgerichtet. Sie erweitert das Blickfeld und ermöglicht dem Träger hierdurch einen schnelleren Blickwechsel zwischen Tastatur, Bildschirm und einem gegenübersitzendem Kollegen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa-tmn
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